Chinas Elektroauto-Riese: Buffett trennt sich von BYD

Wie wichtig die Investorenlegende Warren Buffett für den Aufstieg von Chinas Elektroauto-Krösus Wang Chuanfu war, wird wohl nirgendwo so deutlich wie im Familienschrein der Wangs in einem kleinen Dorf in der ostchinesischen Provinz Anhui. Der BYD-Gründer ist auf der anderen Straßenseite aufgewachsen, wo er sich an der Stelle des früheren Wohnhauses eine kleine Villa gebaut hat. Gegenüber hat er einen Familienschrein von der Größe einer kleinen Turnhalle errichtet.

Für den BYD-Gründer gibt es einen eigenen Raum, von einer langsam vergilbenden Plakette lächelt er auf die Besucher. Daneben wird sein Lebenslauf aufgeführt, von dem fast die Hälfte der Beziehung Wangs zu Warren Buffett gewidmet ist. Der „Aktiengott“ habe Wang im Jahr 2009 als „Real Star“ gefeiert und glaube an dessen „einzigartige Managementfähigkeiten“. Durch die Gunst Buffetts sei der BYD-Aktienkurs rasant gestiegen, der Investor habe ein Vermögen gemacht, und Wang sei an die Spitze der reichsten Menschen Chinas katapultiert worden. Die prominente Platzierung in Wangs Lebenslauf zeigt: BYD hat Buffett enorm viel zu verdanken.

Umstrittene Investition

Doch nach fast auf den Tag genau 17 Jahren ist diese Verbindung nun vorbei. Wie aus einer Veröffentlichung von Buffetts Unternehmen Berkshire Hathaway hervorgeht, hatte sich der Investor schon bis Ende März von allen seinen BYD-Anteilen getrennt. Li Yunfei, PR-Chef von BYD in China, dankte Berkshire auf seinem Weibo-Konto, dem chinesischen X-Äquivalent, für die „Investition, Hilfe und Kameradschaft über die vergangenen 17 Jahre“ und bestätigte damit die Trennung.

Buffett hatte im September 2008 auf Empfehlung seinen kongenialen Partners Charlie Munger knapp zehn Prozent der BYD-Anteile erworben. Ursprünglich wollte er laut chinesischen Medienberichten sogar 20 Prozent kaufen, Wang wollte aber nicht so viele Anteile abgeben.

Buffetts Investition war nicht unumstritten. Terry Gou, Gründer des Apple-Auftragsfertigers Foxconn, lieferte sich damals öffentliche Konflikte mit BYD und warf dem chinesischen Konkurrenten Diebstahl geistigen Eigentums vor. Buffett habe seine Hausaufgaben nicht gemacht und sei „zu alt“, sagte Gou. „Er versteht nichts von chinesischen Privatunternehmen.“ In den USA sage er allen, sie sollten ihre Forschung und Entwicklung schützen. „Wie kann man da in ein Unternehmen investieren, das die Technologie anderer stiehlt, und behaupten, diese sei großartig?“

BYD-Aktie sinkt stark

Buffetts Interesse galt damals, so lässt es sich in Berichten nachlesen, weniger dem damals noch jungen Auto-Abenteuer von BYD, sondern eher der Batterietechnologie. Schon damals war der Konzern aus Shenzhen einer der größten Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien. Und Berkshire Hathaway setzte darauf, dass sie unter anderem durch den Aufstieg der erneuerbaren Energien immer wichtiger werden würde. Das wurde sie, aber sie bildete auch den Grundstein für das Elektroauto-Imperium Wangs.

Buffetts Investition hat sich spektakulär ausgezahlt. Für seinen Anteil bezahlte er einst 230 Millionen US-Dollar, heute wären zehn Prozent an BYD umgerechnet rund 13 Milliarden Dollar wert. Doch Buffett hat sich schon seit dem Jahr 2022 Schritt für Schritt von seinen Anteilen getrennt. Im vergangenen Jahr sank der Anteil auf weniger als fünf Prozent, deshalb musste Buffett nicht mehr offenlegen, wann er sich von weiteren Anteilen trennte.

Berkshire Hathaway hat auch mit diesen Verkäufen einen guten Zeitpunkt erwischt. Angesichts des enormen Wettbewerbs tut sich BYD dieses Jahr schwer, seine Autos in China zu verkaufen, und droht die Absatzziele zu verfehlen. Nur auf ausländischen Märkten läuft es deutlich besser. Seit dem Frühjahr notiert die BYD-Aktie rund ein Drittel im Minus.

Source: faz.net