Von Docs DeLorean solange bis zu Magnums Ferrari – sie Autos wurden TV- und Filmlegenden
Sie schrieben Film- und Fernsehgeschichte, und manchmal stahlen sie den menschlichen Hauptdarstellern sogar die Show. Hier ist eine Auswahl von Stars auf vier Rädern, darunter der legendäre Wagen eines berühmten Geheimagenten und das lautstarke Fahrzeug schlagfertiger Geisterjäger.
Filme und Autos – das war schon immer eine große Liebesgeschichte. Nicht ohne Grund. Denn naturgemäß braucht das Medium der „Motion Pictures“ Bewegung und Schauwerte. Aber wenn das Ganze wirklich mitreißen soll, dann besser: Geschwindigkeit und Attraktivität.
Da liegt es nahe, dass die Macher der Klassiker oftmals schöne, schnelle Autos groß in Szene setzten und sich dabei gut überlegten, was für Wagen ihre Filmhelden – und Schurken – fahren sollten, und in welcher Art. Sie erschufen diverse rollende Ikonen der Filmgeschichte in vielfältiger Verwendungsweise, von Road-Movie-Romantik über Comedy und Suspense bis zu spektakulären Stunts und Autoverfolgungsjagden.
Nicht selten wurden die Autos dabei die heimlichen Stars der Filme und blieben mindestens ebenso, wenn nicht gar mehr in Erinnerung wie die menschlichen Hauptdarsteller, was der folgende (natürlich unvollständige) Rückblick zeigt.
Ein Paradebeispiel für den inspirierten filmischen Einsatz eines Autos ist das Zeitreise-Abenteuer „Zurück in die Zukunft“ (im Original: „Back to the Future“) von 1985. In frühen Drehbuchentwürfen hatten die Autoren Robert Zemeckis und Bob Gale noch geplant, dass der Erfinder Doc Brown seine Zeitmaschine in einen Kühlschrank einbaut.
Dann ging ihnen auf, dass ein so statisches wie langweiliges Objekt eine weniger gute Idee war, und ließen Doc stattdessen einen DeLorean zur Zeitmaschine umrüsten, der zudem mit Vollgas auf 88 Meilen pro Stunde beschleunigen musste, um durch die Zeit reisen zu können.
Der extravagante Wagen mit Flügeltüren und unlackierter Stahlkarosserie wird bis heute sofort erwähnt, sobald die Sprache auf „Zurück in die Zukunft“ kommt, der ein großer Hit und sofortiger Klassiker wurde.
Umgebaute Autos mit ungeahnten Funktionen und Fähigkeiten waren und sind indes nicht Zeitreisenden vorbehalten, auch Geheimagenten griffen ausgiebig auf sie zurück. Allen voran der wohl berühmteste: James Bond. In seinen Abenteuern fuhr er diverse Modelle, wobei der silberfarbene Aston Martin DB5, den ihm Waffenmeister Q in „Goldfinger“ 1964 überreichte, der größte Bond-Klassiker ist.
Ausgestattet mit legendären Gadgets wie einem drehbaren Nummernschild und einem Schleudersitz erlangte das Auto sofort bleibenden Weltruhm. Aber auch weitere 007-Vehikel wie der weiße Lotus Esprit S1 aus „Der Spion, der mich liebte“ („The Spy who loved me“) von 1977, der unter anderem auch als U-Boot einsetzbar war, hinterließen bleibenden Eindruck.
Noch extravaganter modifiziert bzw. als Unikate neu gebaut sind gadgetgefüllte Autos, die Superhelden fahren. Das wohl berühmteste ist Batmans schwarzes Batmobil, das im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neu erdacht und reinkarniert wurde. Handelte es sich in der TV-Serie aus den 1960ern noch um ein getuntes Lincoln-Futura-Konzeptauto der Ford Motor Company, wurde für Tim Burtons Spielfilm von 1989 ein Chassis eines Chevrolet Impala verwendet und darauf eine imposante Version des Batmobils völlig neu aufgebaut.
Weitere Modelle folgten, etwa die brachiale Version in Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie (2005-2012). Letztere präsentierte sich als todernste Variante des Superheldenkinos. Ganz im Gegensatz zum so klamaukigen wie amüsanten „Condorman“ von 1981, in dem der Titelheld das gelbe Condormobil fuhr – einen umgebauten 1972er Nova Sterling – und es gegen KGB-Agenten in fünf schwarzen Porsche 911 Turbos aufnehmen musste.
Ebenfalls mit viel Humor versehen war der fulminante Hit „Ghostbusters“ im Jahr 1984, der wegen seiner charmanten, einzigartigen Kombination aus Witz, Fantasy und Action ein Klassiker wurde. Zur Unverwechselbarkeit dieses Films über vier New Yorker Geisterjäger trug deren Dienstfahrzeug bei, das weiße, mit lauten Sirenen ausgestattete Ectomobil (ein umgebauter Cadillac Miller-Meteor Sentinel), dessen Aussehen und Sound noch heute vielen sofort präsent ist.
Im Fernsehen betätigte sich zu dieser Zeit in „Ein Colt für alle Fälle“ („The Fall Guy“, 1981-1986) ein Stuntman namens Colt Seavers nebenberuflich als Kopfgeldjäger, wobei er die Haltbarkeit seines Pick-up-Trucks, einem braun-beigen GMC Wideside Sierra Grande, mit etlichen Stunts auf die Probe stellte (bei den Dreharbeiten gingen dabei diverse Autos zu Bruch). Das „A-Team“ verwendete derweil auf seinen Missionen einen GMC Vandura Van, schwarz mit roten Streifen.
Und außerdem agierte damals der „Knight Rider“ (1982-1986) in seinem mit künstlicher Intelligenz und weiteren Extras ausgestatteten, sprechenden Auto K.I.T.T., einem modifizierten schwarzen Pontiac Firebird Trans Am. Letzteren hatten Filmfans in bester Erinnerung, hatte doch „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ („Smokey and the Bandit“) 1977 mit einer früheren Generation des Trans Am die Highways auf höchst amüsante Weise unsicher gemacht.
Während Bandit sein Unwesen in den US-Südstaaten trieb, gingen zeitgleich die TV-Ermittler „Starsky & Hutch“ (1975-1979) an der US-Westküste auf Verbrecherjagd. Heimlicher Star der Serie: Starskys roter Ford Gran Torino. Ein paar Jahre zuvor wurden „Die Zwei“ („The Persuaders“, 1971-1972) an der malerischen europäischen Riviera in (besonders in der deutschen Fassung höchst gagreiche) Kriminalfälle verwickelt, zwei stilsichere, standesgemäße Autos der beiden charismatischen Playboys inklusive: einen bahama-gelben Aston Martin DBSV8 und einen roten Ferrari Dino 246GT.
Charismatische Männer, die im Fernsehen Kriminalfälle lösen und dabei Ferrari fahren – an wen denkt da jeder sofort? Na klar: an zwei der größten TV-Hitserien der 80er, die gleichzeitig auch Stilikonen der Dekade waren. Erstens „Magnum“ (1980-1988) mit dem smarten Privatdetektiv Thomas Magnum, dessen lässiger Look mit Schnauzbart und Hawaiihemd erst durch den roten Ferrari 308 GTS komplett war, den er leihweise fahren durfte.
Und zweitens „Miami Vice“ (1984-1990). Hier fuhren die Undercover-Polizisten in den ersten beiden Staffeln einen schwarzen Ferrari Daytona Spyder – bei dem es sich allerdings um einen amerikanischen Billig-Nachbau handelte. Das gab bald juristischen Ärger mit den Italienern, die verstimmt über das Plagiat waren. Doch die Angelegenheit endete versöhnlich: Das schwarze Vehikel wurde in einer Episode zu Beginn der dritten Staffel in die Luft gejagt (zumindest ließ man es so aussehen, verwendet wurde beim Dreh der Explosion ein Dummy-Modell), und fortan fuhren die Cops einen echten weißen Testarossa, den Ferrari der Produktion überließ.
Wie wohl keine andere Serie zelebrierte „Miami Vice“ den ultra-coolen Style der 80er. Stichwort: schwarzes T-Shirt unter weißem Armani-Jackett. Gefilmt in Videoclip- und Werbespot-Ästhetik. Und dazu eben die entsprechenden Autos.
In puncto Coolness und Stil können da nicht viele mithalten. Auf jeden Fall aber zwei Meisterwerke aus den späten 1960ern, die bei Autoverfolgungsjagden neue Maßstäbe setzten. Nämlich „The Italian Job“ (1969), inklusive der legendären Actionszenen mit Mini Coopern und der Eingangssequenz, in der ein roter Lamborghini Miura die heimliche Hauptrolle spielte.
Und schließlich „Bullitt“ von 1968, bei dem sich der Held in einem grünen Ford Mustang Fastback mit einem Schurken im schwarzen Dodge Charger eine der längsten und besten Autoverfolgungsjagden der Kinogeschichte lieferte. Ermittler Frank Bullitt wurde dabei von Steve McQueen gespielt. Dieser hatte auch die Hauptrolle in einem der besten Rennfahrer-Filme; ein Genre, dessen Klassiker in dieser Aufzählung unerwähnt blieben. Denn „Kino-Giganten des Rennsports“ ist eine andere Geschichte – demnächst bei WELTGeschichte.
Für WELTGeschichte blickt Martin Klemrath neben klassischen historischen Themen auch regelmäßig auf popkulturelle Phänomene vergangener Jahrzehnte zurück. Darunter der Wettstreit zweier Actionstars in den 80ern: Stallone vs. Schwarzenegger.
Source: welt.de