Marktbericht: Deutscher Aktienindex ist nachdem Kursrutsch groggy

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Der DAX ist mit leichten Gewinnen in den Handel zur Wochenmitte gestartet. Doch eine Trendwende ist das gewiss nicht – Marktexperten sehen darin in erster Linie eine technische Gegenreaktion auf den gestrigen Kursrutsch.
Der DAX kann zum Handelsstart etwas Boden gutmachen. Im frühen Handel verbucht der deutsche Leitindex ein Plus von 0,4 Prozent auf 23.426 Punkte. Doch Expertinnen und Experten sehen darin keine nachhaltige Trendwende. Vielmehr dürfte es sich um eine technische Gegenreaktion auf die jüngsten herben Kursverluste handeln.
Die aufgestaute Bewegungsarmut der vergangenen Handelstage hatte sich gestern in einem dynamischen Abwärtsimpuls entladen. Dabei durchbrach der DAX auch die untere Begrenzung der jüngsten Handelsspanne und die alten Ausbruchsmarken bei 23.400 Punkten nach unten.
Erst im Tagestief bei 23.317 Zählern fanden die Kurse halt – so tief notierte der DAX seit Ende Juni nicht mehr. Mit dem gestrigen Handelstag haben sich die weiteren Perspektiven für das deutsche Börsenbarometer nun massiv eingetrübt.
Ein Grund für den gestrigen Kursrutsch war dabei sicherlich auch der Sprung des Euro über die Marke von 1,18 Dollar: In einem durch hohe US-Zölle ohnehin schon angespannten Umfeld ist der teure Euro ein zusätzlicher Schlag gegen die im DAX schwer gewichtete deutsche Exportindustrie.
Am Morgen wird der Euro leicht im Minus bei 1,1853 Dollar gehandelt. Tags zuvor hatte die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,1877 Dollar den höchsten Stand seit vier Jahren markiert.
Dabei ist die Euro-Stärke in erster Linie eine Dollar-Schwäche. Hintergrund sind die zuletzt gewachsenen US-Zinssenkungsspekulationen im Vorfeld des Fed-Entscheids heute Abend. Allgemein wird am Markt damit gerechnet, dass die US-Notenbank den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent senkt. Im Fokus der Anleger stehen jedoch vor allem die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell zum Tempo künftiger Lockerungen.
Die Währungshüter stünden vor der Herausforderung, ihrem doppelten Mandat nachzukommen, nämlich maximale Beschäftigung zu erreichen und Preisstabilität zu gewährleisten, betonen die Experten der Commerzbank.
Das Enttäuschungspotenzial sei groß, warnte Mahjabeen Zaman, leitende Analystin der ANZ Bank. Anleger rechneten für die kommenden Monate mit insgesamt fünf Zinssenkungen.
„Sollte die Fed heute keine positive Überraschung liefern, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der DAX weiter fallen und möglicherweise sogar eine zweite, massive Verkaufswelle auslösen wird“, warnt Frank Sohlleder, Analyst beim Broker ActivTrades. Für Anlegerinnen und Anleger sei jetzt Vorsicht geboten.
Die asiatischen Aktienmärkte haben am Morgen keine gemeinsame Richtung gefunden. Der japanische Nikkei-Index gab nach anfänglichen Gewinnen 0,2 Prozent nach. Die Börse Shanghai gewann dagegen 0,4 Prozent.
In Hongkong legte der Leitindex um bis zu 1,8 Prozent zu und markierte mit 26.910 Zählern den höchsten Stand seit 2021. Börsianern zufolge hellten Berichte über Fortschritte bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) durch chinesische Unternehmen die Stimmung auf.
Von der Wall Street kommen hingegen verhaltene Vorgaben. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich gestern mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 45.757 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq stagnierten dagegen.
Gold kostet am Morgen 3.672 Dollar je Feinunze – 0,6 Prozent weniger als am Vortag. Damit behält das gelbe Edelmetall aber sein gestriges Rekordhoch bei 3.703 Dollar in Sichtweite. Expertinnen und Experten zufolge bleiben die Aussichten für Gold kurz- bis mittelfristig gut. Gold hat in diesem Jahr bereits rund 40 Prozent zugelegt – nach einem Plus von 27 Prozent im Jahr 2024.
Die Ölpreise geben derweil leicht nach – trotz der ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Raffinerien und Häfen. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee notiert bei 68,33 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit 0,2 Prozent tiefer. Zuvor hatte der russische Pipeline-Monopolist Transneft drei Brancheninsidern zufolge die Ölproduzenten gewarnt, dass sie nach den Drohnenangriffen der Ukraine auf wichtige Anlagen möglicherweise ihre Fördermenge kürzen müssten.
Am deutschen Aktienmarkt bleibt die Thyssenkrupp-Aktie nach dem gestrigen Übernahmeangebot des indischen Stahlkonzerns Jindal Steel für Thyssenkrupp Steel im Fokus. Damit habe ein strategischer Käufer die Bühne betreten, betont Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Das sei eine interessante Entwicklung, allerdings gebe es noch keine finanziellen Details. Er beließ daher seine Einstufung für Thyssenkrupp auf „Buy“ mit einem Kursziel von 12,50 Euro.
Die Lufthansa hat einen neuen Vorsitzenden für ihren Aufsichtsrat gefunden: Der langjährige Chef des Energiekonzerns E.ON, Johannes Teyssen, soll künftig das Kontrollgremium leiten, wie die Airline mitteilt. Teyssen soll die Nachfolge von Karl-Ludwig Kley antreten, der seit 2017 Chefkontrolleur von Europas größtem Airline-Konzern ist.
Der in die Kritik geratene Präsident des Nestlé-Verwaltungsrats, Paul Bulcke, tritt früher zurück als bisher geplant. Zum 1. Oktober übernimmt der ehemalige Inditex-Manager Pablo Isla die Leitung des Aufsichtsgremiums. Damit setzen sich bei dem Hersteller von Kit-Kat- und Maggi die beispiellosen Führungsturbulenzen fort. Erst vor zwei Wochen hatte Nestlé Konzernchef Laurent Freixe entlassen.
Die experimentelle Abnehmpille vom US-Pharmakonzern Eli Lilly könnte nach Einschätzung von Wall-Street-Analysten ein beschleunigtes Zulassungsverfahren der US-Arzneimittelbehörde FDA durchlaufen. Sie argumentieren, die Pille mit dem Namen Orforglipron sei ein aussichtsreicher Kandidat, da sie die Kosten durch teure Abnehmspritzen verringern und in den USA hergestellt werden könne.
Anlässlich des Besuchs von US-Präsident Donald Trump in Großbritannien hat Microsoft Milliardeninvestitionen in die britische KI-Infrastruktur angekündigt. In einem Zeitraum von vier Jahren werde Microsoft 30 Milliarden Dollar im Vereinigten Königreich investieren, erklärte das Unternehmen. Rund die Hälfte der 30 Milliarden Dollar soll in Cloud Computing und KI-Infrastruktur fließen.
YouTube öffnet die Tür für mehr KI bei der Video-Produktion sowohl hinter der Kamera als auch auf dem Bildschirm. So bindet die Google-Tochterfirma die Software Veo 3, die Videos aus Textvorgaben erstellt, in Kurzclips von YouTube-Shorts ein. Videos mit KI bekommen eine entsprechende Kennzeichnung in den Notizen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.
Source: tagesschau.de