Ukraine-Gipfel im Weißen Haus: Es führt kein Weg an Donald Trump vorbei

Das Treffen im Weißen Haus mit Wolodymyr Selenskyj und seinem europäischen Geleitschutz eröffnet Aussichten auf einen Gipfel Ukraine-Russland. Mögliche Sicherheitsgarantien für Kiew sollen ausgehandelt werden. Beschlossen ist nichts


Donald Trump empfängt Wolodymyr Selenkyj im Weißen Haus

Foto: Win McNamee/Getty Images



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„In einer oder zwei Wochen“ werde man wissen, ob „wir das lösen können“. So wird der US-Präsident nach dem Megagipfel im Weißen Haus zum Krieg in der Ukraine zitiert. Donald Trump ist wohl erst einmal genau da, wo er sein will, nach kritischen Fragen über seinen Auftritt beim Treffen mit Wladimir Putin im fernen Alaska.

Was jetzt aus Trumps Sicht zählt, ist die Tatsache, dass relevante Politiker nach dem Gipfel von Anchorage nach Washington kamen und ihm huldigten. Das waren gute Fernsehbilder. Ob es der Sache des Friedens gedient hat, sei dahingestellt. Trump stellt gern Zeitpläne vor, deshalb wohl der angedeutete Rahmen für die nächsten Schritte.

In dieser Hinsicht wurde er beim Treffen mit Wolodymyr Selenskyj und führenden europäischen Politikern konkret: Er habe mit Wladimir Putin gesprochen und so quasi mit der Vorbereitung eines Meetings zwischen ihm und Präsident Selenskyj begonnen. Nach diesem bilateralen Treffen werde er mit den beiden zusammenkommen. Das sei ein „sehr guter, anfänglicher Schritt“, um den Krieg zu Ende zu bringen.

Selenskyj hat sich in viereinhalb Minuten elfmal bei Trump bedankt

An Trump kommt beim Thema Ukraine niemand vorbei. Der Mann kann Macht, auch wenn er bei der Pressekonferenz im Weißen Haus erzählt, dass wegen des von ihm angeordneten Einsatzes von Nationalgarde und Polizei in der Hauptstadt Washington Menschen zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder in Sicherheit zum Essen ausgehen könnten. Was frei erfunden ist.

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Die europäische Regierungsriege jedenfalls wusste sich zu benehmen: Den Mann loben und die Realität seiner Macht anerkennen, das ist die Devise. Die Washington Post hat mitgezählt. Selenskyj habe sich bei seiner viereinhalbminütigen Präsentation im Weißen Haus elf Mal beim US-Präsidenten bedankt. Die Europäer und Europäerinnen taten es ihm nach und bedankten sich ebenfalls. Was hinter verschlossenen Türen besprochen wurde, und was Wladimir Putin bei seinem die Gespräche unterbrechenden Telefonat mit Trump beigesteuert hat, bleibt unbekannt.

Die europäischen Teilnehmer gaben sich hinterher optimistisch, ohne dass der Grund dafür recht zu erkennen war. Die Zusagen blieben schwammig und sind interpretierbar. NATO-Generalsekretär Mark Rutte lobte den „lieben Donald“, der sich bereiterklärt habe, bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitzuwirken. Trump selbst hat das auf seiner Plattform Truth Social etwas anders formuliert: Die Garantien kämen „von unterschiedlichen europäischen Ländern“ bei einer „Koordination durch die Vereinigten Staaten von Amerika“.

Und hinnehmen mussten die Europäer offenkundig Donald Trumps Kurswechsel beim Thema Waffenruhe, auf die der Präsident noch vor kurzem bestanden hatte. Das passiere nun nicht, sagte Trump, vermutlich mit Rücksicht auf Russlands Vorbehalte und angesichts jüngster russischer Erfolge auf dem Schlachtfeld. Er deute es „strategisch“, dass ein Land keinen Waffenstillstand haben möchte.

Trump lobte Merz als starke Person, die noch dazu eine gute Bräune habe

Kanzler Friedrich Merz sprach in Washington davon, dass die Glaubwürdigkeit kommender Verhandlungen von einer Waffenruhe abhänge. Trump schien von dieser Intervention nicht allzu sehr beeindruckt. In den sechs Kriegen, die er zu Ende gebracht habe, sei das stets ohne Waffenstillstand vor Verhandlungen gelungen. Allerdings lobte Trump Merz als starke Person, „er ist mein Freund“, der noch dazu eine gute Bräune habe. Das war Performance pur.