US-Zollpolitik: Börsen in Asien zermürben ein
Sorgen vor einem weltweiten Handelskrieg und einer US-Rezession infolge der radikalen Zollpolitik von Präsident Donald Trump haben an der Leitbörse in Tokio weitere Kursstürze ausgelöst. Auch die Börsen in China, Hongkong und Australien verbuchten im frühen Handel deutliche Verluste. Auch die Ölpreise sanken weiter.
In Japan sackte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index nach den negativen Vorgaben der US-Börsen Ende vergangener Woche schon in den ersten 20 Handelsminuten um rund 2.752 Punkte oder 8,15 Prozent auf 31.029 Punkte ab. Damit fiel der Nikkei erstmals seit August 2024 wieder unter 33.000 Punkte.
In Hongkong sank der Hang-Seng-Index im frühen Handel um acht Prozent. Aktien großer Onlinekonzerne wie Alibaba und Tencent verloren jeweils um mehr als acht Prozent an Wert. In China fiel der wichtige Index CSI 300 um 4,5 Prozent.
In Australien wurde bereits in der
ersten Viertelstunde ein Marktkapital von rund 160 Milliarden australischer
Dollar (rund 88 Milliarden Euro) vernichtet. Der Leitindex ASX 200 sank um mehr als sechs Prozent auf unter 7.200 Punkte. Australiens rohstoffreiche Wirtschaft ist eng mit der chinesischen verflochten, und China ist besonders stark von Trumps neuen Zöllen betroffen.
Kursstürze auch in Europa und den USA
Schon Ende vergangener Woche waren die Börsen weltweit nach Trumps Zollankündigung teils so stark gefallen wie seit der Coronapandemie nicht mehr. Auch in Europa ist zum Handelsstart an diesem Montag mit weiteren Verlusten zu rechnen.
Anleger befürchten einen globalen Handelskrieg, der die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte. Einige Beobachter rechnen damit, dass die US-Zentralbank Federal Reserve im Mai die Leitzinsen senken könnte. Trump hatte dies am Freitag bereits offen gefordert.
Die Zeit anhaltend steigender Kurse an den Börsen sei erst mal vorbei, sagte Mark Malek, Chefinvestor bei der Vermögensberatung Siebert Financial. Es könne in den nächsten Tagen zwar Gewinne geben. „Aber im Moment werden sie nicht nachhaltig sein“, sagte er.
Trump verteidigt Zölle als „schöne Sache“
Trump verteidigte derweil erneut seine Zollpolitik. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb er, Zölle seien der einzig mögliche Weg, um das Problem des Handelsdefizits der USA mit China, der EU und weiteren Staaten zu beheben. Dieses sei während der Präsidentschaft seines Vorgängers Joe Biden noch gewachsen, und seine Regierung werde diese Entwicklung umkehren – „rasch umkehren“, schrieb Trump und fügte hinzu, Zölle seien „eine sehr schöne Sache“, an der sich festzuhalten lohne: „Eines Tages werden die Menschen erkennen, wie wertvoll Zölle für die Vereinigten Staaten von Amerika sind!“
Vor Journalisten in der Regierungsmaschine Air Foce One sagte Trump, er habe bereits mit einigen Regierungschefs in Asien und Europa über die neuen Zölle gesprochen. Angesprochen auf den weltweiten Absturz der Börsenkurse sagte Trump, manchmal müsse man Medikamente schlucken, „um etwas zu reparieren“. Es sei nicht sein Ziel gewesen, einen Börsenausverkauf herbeizuführen.
Mehr als 50 Länder wollen mit US-Regierung verhandeln
In Interviews und Talkshows am Sonntag versuchten
auch Trump-Vertraute, die Zölle als eine kluge Neupositionierung
darzustellen. Trumps Berater Kevin Hassett sagte dem Sender ABC, mehr als 50 Länder hätten das US-Präsidialamt mit dem Wunsch nach Zollverhandlungen kontaktiert. US-Handelsminister Howard Lutnick sagte dem Sender NBC gleichwohl, die Zölle würden wie angekündigt am 9. April in Kraft treten. „Es gibt keinen Aufschub.“ Sie würden auch nicht unmittelbar zurückgenommen: „Sie werden definitiv für Tage und Wochen in Kraft bleiben.“ Finanzminister Scott Bessent sagte NBC, es gebe keinen Grund, eine Rezession zu erwarten.
US-Präsident Donald Trump hatte in der vergangenen Woche Zölle auf Warenimporte in die USA aus nahezu jedem Land der Welt verhängt, mit Ausnahme Russlands. China reagierte umgehend mit harten Gegenzöllen auf US-Waren. Auch die Europäische Union arbeitet an Gegenmaßnahmen.