Ukraine-Krieg: Putin prahlt mit stabiler russischer Wirtschaftslage trotz Sanktionen

Das russische Bruttoinlandsprodukt werde ungeachtet
westlicher Sanktionen um 3,9 Prozent, „vielleicht sogar vier Prozent“ wachsen, prognostiziert der russische Präsident Wladimir Putin bei seiner kombinierten
Jahrespressekonferenz und Bürgersprechstunde für das kommende Jahr 2024. In den vergangenen beiden
Jahren sei das BIP sogar um acht Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum
habe Deutschland null Prozent Wachstum gezeigt, sagte er.

Auch die Arbeitslosigkeit befinde sich mit 2,3 Prozent auf einem Langzeittief. Das liegt allerdings vor allem am Arbeitskräftemangel: Viele Männer sind an der Front in der Ukraine oder in der boomenden Rüstungsindustrie beschäftigt. Der Arbeitskräftemangel befeuert auch steigende Reallöhne.

Allerdings, räumte Putin ein, gebe es Probleme bei der Bekämpfung der Inflation, die im Jahresverlauf um 9,2 bis 9,3
Prozent gestiegen sei. Sanktionen behindern den Import, besonders von Lebensmitteln. Dies hänge aber etwa bei den Lebensmitteln damit
zusammen, dass der Verbrauch gestiegen sei. Der Statistikbehörde Rosstat zufolge sind Kartoffeln seit Jahresbeginn fast doppelt so teuer geworden, Zwiebeln sind 45 Prozent teurer, Kohl 40,3 Prozent. Die Preisanstiege seien „nicht angenehm“ und „besorgniserregend“, so Putin. Um gegen die Preissteigerungen gegenzusteuern, hat die russische Zentralbank den Leitzins schrittweise auf aktuell 21 % angehoben, dem höchsten Niveau seit 25 Jahren. Strikte Kapitalverkehrskontrollen sollen zudem den Abfluss von Kapital ins Ausland verhindern.

Entgegen Putins Prognosen warnen Ökonomen vor
einem deutlichen Einbruch der Wachstumsraten im kommenden Jahr. Neben
der hohen Inflation bremse insbesondere der hohe Leitzins Investitionen im Land. 

Bei
Jahrespressekonferenz und Bürgersprechstunde äußert sich Putin
traditionell zu den drängendsten Problemen des Landes. Neben sozialen
und wirtschaftlichen Themen beherrschen seit Beginn der von Putin
befohlenen Invasion auch Fragen zu dem Angriffskrieg in der Ukraine die
Fragestunde. Die mehrstündige Veranstaltung bietet dem Kremlchef die
Chance, sich als Kümmerer zu präsentieren. 

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