Syrien: HTS-Miliz gibt Einblick in Planung ihrer Offensive gegen Assad

Die Rebellengruppen haben
ihre Offensive zum Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad nach Angaben
eines Kommandeurs ein Jahr lang geplant. Die im Nordwesten Syriens verankerte
islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) habe im vergangenen Jahr damit
begonnen, den Einsatz konkret vorzubereiten, sagte der HTS-Kommandant und
ehemalige Anführer des militärischen Arms der Gruppe, Abu Hassan al-Hamwi, der
britischen Zeitung Guardian in einem Interview
.

Das HTS
sei 2019 durch Angriffe von Regierungstruppen geschwächt worden und habe
daraufhin verstanden, dass „das größte Problem das Fehlen einer
einheitlichen Führung und mangelnde Kontrolle über den Kampf war“, sagte Al-Hamwi.

Daraufhin habe das HTS versucht, die oppositionellen und dschihadistischen
Milizen in Südsyrien zusammenzubringen, um eine einheitliche Front bilden zu können. Ein Zusammenschluss von Kommandanten aus 25
regierungsfeindlichen Gruppen habe den Kampf gegen Assad von Süden aus
angeführt, während das HTS und seine Verbündeten die Hauptstadt Damaskus von
Norden aus angriffen, sagte Al-Hamwi.

„Die syrische Revolution hatte ihr Zentrum im Norden“

Die oppositionellen Milizen sahen ihre Chance Ende November
gekommen, da die wichtigsten Verbündeten des Assad-Regimes, der Iran und
Russland, durch andere Kriege abgelenkt waren. Russland kämpfte in der Ukraine, während der Iran und die mit ihm
verbündete libanesische Hisbollah-Miliz vom Kampf mit Israel geschwächt
waren. Für die Eroberung von Damaskus
musste zunächst Aleppo fallen, sagte Al-Hamwi. „Die syrische Revolution
hatte ihr Zentrum im Norden“, führte er aus. „Wir sind davon
ausgegangen, dass wir nach der Befreiung von Aleppo weiter nach Süden vorrücken
können.“

Der HTS-Kommandant sagte zudem, die Miliz habe versucht, Waffen zu
entwickeln, die etwas gegen die Regierungstruppen ausrichten konnten. „Wir brauchten
Aufklärungsdrohnen, Angriffsdrohnen und Kamikazedrohnen“, sagte er. Eine
spezielle Einheit aus Ingenieuren, Wissenschaftlern und Mechanikern
habe daran gearbeitet.

Das HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger
des Terrornetzwerkes Al-Kaida, hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber
seit 2016 keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida. Ihr Anführer Mohammed
al-Dschaulani präsentiert sich moderat. Viele westliche Staaten, darunter die
USA, stufen die Miliz dennoch als Terrororganisation ein.