26-jähriger Luigi Mangione des Mordes angeklagt
Der Mörder des Chefs von Amerikas größter Krankenversicherung ist möglicherweise gefunden. In einer McDonald’s-Filiale im US-Bundesstaat Pennsylvania wurde am Montag ein 26 Jahre alter Mann festgenommen, der nach Beschreibung des New Yorker Bürgermeisters Eric Adams als „stark“ verdächtig gilt, am vergangenen Mittwoch den Chef von Amerikas größter Krankenversicherung United Healthcare, Brian Thompson, erschossen zu haben. Der 50 Jahre alte Manager wurde vor einem Hilton-Hotel in der Nähe des Rockefeller Center von mehreren Schüssen getroffen und tödlich verletzt. In dem Hotel war an diesem Tag eine Investorenkonferenz seines Unternehmens angesetzt. Die New Yorker Polizei hat von Anfang an gesagt, es habe sich um eine gezielte Tat gehandelt und um keinen willkürlichen Gewaltakt gehandelt.
Der tatverdächtige Mann wurde als Luigi Mangione identifiziert. Die McDonald’s-Filiale in der Kleinstadt Altoona in Pennsylvania, in der er jetzt gefasst wurde, ist rund 450 Kilometer vom Tatort entfernt. Die New Yorker Polizeichefin Jessica Tisch sagte in einer Pressekonferenz, der Mann sei von einer Person erkannt worden, die in der Filiale gearbeitet habe. Er habe eine Waffe und einen Schalldämpfer bei sich getragen, die „konsistent“ mit den vermuteten Tatwerkzeugen seien.
Dabei habe es sich um eine sogenannte “Geisterwaffe“ gehandelt. Das sind Waffen, die man selbst aus Einzelteilen oder einem Bausatz zusammenbaut, sie haben keine Seriennummern und sind somit schwieriger zurückzuverfolgen. Die Teile für die Waffe, die Mangione mit sich trug, stammten nach Angaben der Polizei möglicherweise aus einem 3D-Drucker.
„Diese Parasiten haben das verdient“
Mangione habe auch mehrere gefälschte Ausweise bei sich gehabt, unter anderem denjenigen, den er zum Einchecken in ein New Yorker Hostel benutzt habe. Zudem sei bei ihm ein mehrseitiges handgeschriebenes „Manifest“ gefunden worden, das auf „seine Motivation und seine Geisteshaltung“ schließen lasse. Joseph Kenny, der New Yorker Detektivchef, sagte, aus dem Dokument spreche „Groll gegenüber amerikanischen Unternehmen“. Er wurde zunächst nicht konkreter, allerdings berichteten Medien unter Berufung auf Polizeikreise, Mangione habe speziell die Profitgier der Gesundheitsindustrie angeprangert, und United Healthcare sei namentlich erwähnt worden.
Der Fernsehsender CNN zitierte Sätze aus dem Manifest wie “Diese Parasiten haben das verdient“ sowie “Ich entschuldige mich für jeglichen Unfrieden und jegliches Trauma, aber es musste getan werden“. In dem Dokument sei suggeriert worden, Gewalt sei der einzige Weg, um etwas in der Gesundheitsindustrie zu verändern. Der Autor habe auch gesagt, er habe alleine gehandelt und das Vorhaben selbst finanziert.
In den vergangenen Tagen ist schon darüber spekuliert worden, dass Wut auf die Versicherungsindustrie ein mögliches Motiv für den Mord sein könnte. Auf den am Tatort gefundenen Patronenhülsen waren Wörter wie „deny“ („ablehnen“) und „defend“ („verteidigen“) geschrieben, die oft von Kritikern der Versicherungsbranche verwendet worden. Es gibt das Schlagwort „delay, deny, defend“, womit gemeint ist, dass Versicherungen Zahlungen an ihre Kunden oft verzögern oder ablehnen und diese Praktiken gleichzeitig verteidigen. Vor einigen Jahren ist auch ein Buch mit diesem Titel erschienen.
United Healthcare versichert mehr als 50 Millionen Amerikaner und ist eine Sparte des breit aufgestellten Gesundheitskonzern United Health, der an der Börse mit mehr als 500 Milliarden Dollar bewertet wird. Versicherungen wie United Healthcare werden in den USA oft wegen ihrer Geschäftspraktiken kritisiert, auch in der Politik. Erst kürzlich veröffentlichte ein Ausschuss des Senats einen kritischen Bericht über die Branche. Darin hieß es zum Beispiel, die Ablehnungsrate von United Health habe sich zwischen 2020 und 2022 mehr als verdoppelt. Paulette Thompson, die Frau des ermordeten Managers, sagte dem Fernsehsender NBC nach der Tat, ihr Mann habe in jüngster Zeit mehrere Drohungen bekommen, und dabei sei es womöglich um Fragen des Versicherungsschutzes gegangen.
Letzter Wohnsitz Hawaii
Der tatverdächtige Mangione wurde zunächst einmal von der lokalen Polizei verhaftet und in insgesamt fünf Punkten strafrechtlich angeklagt, darunter Waffenbesitz ohne Lizenz und Urkundenfälschung. Am Montagabend wurde er einem Richter vorgeführt. In einem Polizeibericht hieß es, er habe gezittert, als Mitarbeiter der Polizei ihn in der McDonald’s-Filiale angesprochen und gefragt hätten, ob er kürzlich in New York gewesen sei.
Mangione muss nun erst einmal in Abstimmung mit den Behörden in Pennsylvania nach New York ausgeliefert werden, um dort wegen des Mordes belangt zu werden. Nach Polizeiangaben ist er im US-Bundesstaat Maryland geboren und aufgewachsen, sein letzter bekannter Wohnsitz sei Honolulu auf Hawaii gewesen. Nach Pennsylvania sei er in einem Greyhound-Bus gekommen. In einem solchen Bus sei er vor der Tat auch nach New York gereist.
United Health sagte am Montag in einer Stellungnahme: “Wir hoffen, dass die heutige Festnahme Brians Familie, Freunden, Kollegen und den vielen anderen, die von dieser unsagbaren Tragödie betroffen sind, etwas Erleichterung bringt.“ Am Montag war auch die Trauerfeier für Thompson angesetzt.