Roundtable-Gespräch mit Jugendlichen : „Kleidung ist für mich Self Expression“
Könntet ihr euch vorstellen, in einem Mode-Geschäft zu arbeiten?
Jakob: Auf jeden Fall. Viele Freunde von mir liefern für die Apotheke mit dem Fahrrad Medikament aus. Da macht es sicher mehr Spaß, in einem Modegeschäft zu arbeiten.
Tom: Wenn es zeitlich neben dem Studieren gehen würde, kann ich mir das auch vorstellen. Das müsste aber ein Geschäft sein, was auch die Klamotten verkauft, die ich selbst tragen würde. So bei P&C in der unteren Etage zum Beispiel oder bei Bershka.
Was ist euch generell wichtig bei Kleidung und Schuhen?
Johanna: Es muss mir einfach gut gefallen, gut passen und nicht unbequem sein. Ich achte dabei auch auf mein Umfeld, also was meine Freunde tragen. Wenn mir etwas gefällt, dann frage ich auch mal, von wo das ist. Ansonsten orientiere ich mich daran, was ich in den Geschäften sehe.
Jakob: Mir ist vor allem wichtig, nicht das Gleiche wie alle zu tragen. Die Northface-Puffer-Jacke hatten alleine in meiner Klasse fünf Leute, drei in Schwarz und eine in Pink und eine in Hellblau. So was finde ich dann langweilig. Ich achte vor allem auf Aussehen, Bequemlichkeit und Qualität. Was ich blöd finde, ist, wenn Basicartikel, nur weil sie von einer Marke sind, total teuer sind. Da kostet dann ein schwarzes T-Shirt von Carhartt 40 Euro. Das würde ich dann eher bei H&M kaufen.
Tom: Das Erste, worauf ich schaue, ist der Preis. Da kann mir ein T-Shirt bei Urban Outfitters noch so gut gefallen, wenn es 40 oder 45 Euro kostet, vergesse ich es lieber schnell wieder. Ich bin schon ein bisschen geizig und überlege mir, wie viel ich dafür arbeiten muss und ob es sich wirklich lohnt. Und ich überlege, wie ich es kombinieren kann. Ich beobachte gerne Leute und schaue mir an, was sie tragen. Das ist meine Inspiration. Ich schaue dann auf Flohmärkten oder Vinted, ob ich etwas Ähnliches finde.
Ella: Der Preis ist mir auch wichtig. Worüber ich noch nachdenke, ist, ob mir das Teil in the long run gefällt. Ich möchte nicht 20, 30 Euro für ein Oberteil ausgeben, bei dem ich weiß, dass es dann vor allem in meinem Schrank hängt. Bei Schuhen achte ich tendenziell noch mehr darauf, dass sie länger halten. Da kann der Preis, wie hier für die Dr. Martens, auch höher sein. Die sind etwas teurer, aber ich weiß, dass sie auch ein paar Jahre halten. Meine sind vier Jahre alt und sehen nicht so aus, als wären sie komplett durchgelaufen.
Tom: Noch zum Thema Preis. Dazu gehört ja auch das Thema Fast Fashion. Das gilt natürlich auch bei Bershka und so, aber bei Temu oder Shein, da mache ich auch einen Strich. Da habe ich noch nie irgendwas bestellt und da schaue ich auch gar nicht erst, weil ich mitbekomme, was da bei der Produktion passiert. Und ich weiß, dass das auch bei den ganzen anderen Modemarken so ist, aber irgendwo muss ich meine Sachen kaufen.
Jakob: Wir hatten in der Schule das Thema Fast Fashion und ich habe mich privat damit beschäftigt. Klar die Sachen bei H&M und so werden auch nicht unter den allerbesten Umständen produziert, aber bei Shein oder Temu und ich glaube auch Primark, ist das nochmal was anderes. Da habe ich keine einzige Sache gekauft. Mir ist auch wichtig, dass man bei Mode nicht den Bezug zu Geld verliert. Wenn du da einmal richtig am Shoppen bist, dann geht das schnell mit dem Geld ausgeben.
Wie wichtig ist euch Marke bei Mode?
Jakob: Die Marken stehen bei mir bei Bekleidung eher im Hintergrund. Bei mir entscheiden Motive und Aussehen. Einen echten Markenhype gab es ja gerade die letzten zwei, drei Jahre mit den Jordans. Die haben alle getragen, ich auch. Bis zu einem bestimmten Preislimit ist das okay, aber dann die Jordans von Travis Scott, dem Rapper, für 1000 Euro, das ist zu krass.
Ella: Bei Schuhen habe ich so meine drei, vier Modelle, die ich einfach immer wieder kaufe, wenn sie kaputt sind. Beispielsweise Converse in Grau. Die habe ich mir drei Jahre lange jeden Sommer gekauft, weil ich weiß, ich kann darin gut laufen und sie funktionieren für mich. Neben Converse sind das Vans oder im Winter Dr. Martens. Manchmal auch Nike Blazer, aber die ziehe ich nicht so häufig an.
Tom: Bei den Loafern, die ich heute anhabe, ist mir die Marke egal. Die sind von Pull&Bear und einfach nett. Bei Sneakern würde ich mir aber keine Skechers kaufen. Bei Kleidung ist mir das nicht so wichtig. Das Oberteil, das ich heute trage, habe ich vom Flohmarkt, da war mir die Marke egal. Wobei ich sagen muss, dass wenn es etwa von Ralph Lauren oder Lacoste ist und das Markenlogo nur ganz klein drauf steht, finde ich das sehr cool. Ich würde mir aber nie so was kaufen, wo das fett drauf steht. Vor so ein, zwei Jahren hatte ich mal eine Review-Phase, also von P&C. Die Sachen finde ich cool, aber irgendwann hat es mich genervt, dass da überall fett ‚Review‘ drauf steht.
Wo lasst ihr euch modisch inspirieren?
Ella: Meistens in meinem Umfeld oder auf Instagram oder Pinterest. Da gibt es ja auch die Funktion, dass einem angezeigt wird, wo man die Klamotten finden kann, aber das sind meistens Marken, von denen ich noch nie gehört habe und wo man nicht weiß, ob die wirklich existieren.
Johanna: Wenn ich bei TikTok die Videos durchgehe, dann sind oft ähnliche Klamotten immer wieder zu sehen. Das inspiriert mich. Oder ich suche auf Pinterest nach Wörtern wie ‚Outfits, Winter, Aesthetics‘ und dann werden mir coole Sachen angezeigt. Oft sind die viel zu teuer, aber sie inspirieren mich und ich versuche, sie nachzuahmen.
Jakob: Inspirationen bekomme ich weniger von Social Media, sondern eher von meinen Freunden und beim Shoppen. Und wenn mir etwas von einer Marke gefällt, dann schaue ich, was die noch hat.
Tom: Ziemlich cool finde ich die Outfit-Vorschläge in den Apps von Zalando und Bershka. Da werden einem eine große Vielfalt und neue Marken angezeigt. Manchmal bin ich aber auch ein impulsiver Käufer, wenn ich zum Beispiel etwas auf TikTok sehe. Und sonst inspirieren mich die Menschen, die ich sehe. Die Hose, die ich heute trage, habe ich bei einem Mädchen am Frankfurter Hauptbahnhof gesehen.
Welche Rolle spielen Zeitschriften oder Filme?
Johanna: Ich schaue ältere Filme und finde das inspirierend. Trends wiederholen sich ja auch. Mama hat mir etwa gesagt, dass bei ihr früher zum Beispiel auch mal Stüssy oder Dr. Martens in waren.
Jakob: Filme oder so finde ich auch gut. Man bekommt da Ideen, schwierig ist es dann die Klamotten zu finden. Im Film wird ja keine Marke angezeigt. Zeitschriften, glaube ich, fast gar nicht, weil man muss ja nur aufs Handy gucken.
Ist euch wichtig, was Fußballer oder Sängerinnen tragen?
Ella: Ich achte da nicht drauf. Ich googel jetzt nicht ‚Taylor Swift Street Style‘ und denke mir dann: ‚Das will ich auch anziehen‘.
Tom: Ich bin schon ein Fan von Tyler, the Creator. Der trägt immer coole Sachen. Der hat jetzt auch eine eigene Mode-Linie mit Lacoste zusammen, aber das kann man sich natürlich nicht leisten. Aber das inspiriert einen schon.
Jakob: Wenn Celebrities oder YouTuber ihre eigene Modemarker haben, ist das eigentlich fast wie Merch und so auf diese Person bezogen. Ich will eigentlich nicht einen Hoodie mit dem Gesicht oder Logo von dem tragen, selbst wenn ich den Hoodie cool finde.
Was ist gerade angesagt?
Johanna: Bei uns ist es Stockholm, also schwedisch inspirierte und cleane Looks. Und Baggy-Hosen.
Zieht noch jemand Skinny Jeans an?
Alle: Nein
Jakob: Was jetzt mehr zu sehen sind, sind lässige Jogginghosen. Damit kommen viele auch in die Schule. Und jetzt im Winter glänzende Pufferjacken. Die fühlen sich wie eine Plastiktüte an und machen auch das selbe Geräusch. Schön warm wahrscheinlich. Meine Teddy Fleece-Jacke hält jetzt nicht so warm. Wenn ich morgens zur Schule gehe, ist mir teilweise schon kalt.
Ella: Skinny Jeans gehen gar nicht, sonst variieren aber die Hosenformen in meinem Freundeskreis. Cord-Hosen, weite Hose, usw.. Was wirklich aber alle haben, sind Stiefel und langer Mantel.
Tom: Baggy-Hosen gehen immer. Flared-Jeans habe ich auch im Blick. Sonst Adidas-Schuhe. Viele sagen, der Samba ist tot. Ich trage sie aber immer noch und viele andere auch. Jetzt habe ich mir auch die Adidas SL 72 gekauft. Im Sommer hat man viel die Kombination enges Oberteil und weite Hose gesehen. Auch bei Jungs. Und Secondhand ist im Trend. Etwa bei Lederjacken. In der Schule haben viele Mädchen jetzt keine Rücksäcke mehr, sondern Vintage-Ledertaschen und Taschen von George, Gina und Lucy.
Johanna: Und Taschen von Longchamp.