Ende jener Ampelkoalition: Liberale-Fraktionschef Christian Dürr verteidigt Vorgehen seiner Partei
Der FDP-Fraktionschef Christian Dürr hat das Vorgehen seiner Partei vor dem Bruch der Ampelkoalition verteidigt. „Ich habe mich über manche Berichterstattung gewundert“, sagte Dürr dem Online-Portal nw.de der in
Bielefeld erscheinenden Tageszeitung Neue Westfälische. „Klar war doch, dass Deutschland eine Richtungsentscheidung in der
Wirtschaftspolitik braucht.“
Nach Recherchen der ZEIT hat sich die FDP seit Wochen akribisch auf
ein Ende der Ampelkoalition vorbereitet. In mehreren Treffen wurden Szenarien durchgespielt. Teilgenommen hatten unter anderem
die damaligen FDP-Bundesminister.
„Man darf nicht mit
zweierlei Maß messen. Denn mittlerweile wissen wir, dass sich alle
Koalitionspartner Gedanken über die Zukunft der Koalition gemacht
haben“, sagte Dürr weiter.
Nichtstun bei einer schrumpfenden Volkswirtschaft
sei keine Option gewesen. Es sei in den Gesprächen immer darum
gegangen, etwas Besseres für Deutschland zu erreichen.
„Selbstverständlich werden unterschiedliche Handlungsszenarien geprüft“
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Gyde Jensen hält das Vorgehen ebenfalls für richtig. „Politik ist für jede Partei ein kontinuierlicher Abwägungsprozess, und selbstverständlich werden unterschiedliche Handlungsszenarien geprüft – insbesondere, wenn die Differenzen zwischen den Koalitionspartnern so groß sind“, sagte Jensen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Politische Entscheidungen sind niemals impulsiv, besonders nicht in einer Demokratie innerhalb einer Partei, wo solche Entscheidungen niemals alleine getroffen werden.“
Auch die SPD habe sich intensiv mit verschiedenen Szenarien auseinandergesetzt, sagte Jensen. „Dass Christian Lindner ordentlich vorbereitet in Gespräche mit den Koalitionspartnern geht, ist Anspruch und Zeugnis seiner Professionalität zugleich.“
Der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte am Samstag zu dem Bericht, selbstverständlich
hätte die FDP ohne Wirtschaftswende die Koalition verlassen müssen. „Es ist Wahlkampf. Wo ist die Nachricht?“
FDP plante Ausstieg schon wochenlang
Der ZEIT-Recherche zufolge hat die FDP-führung bereits am 29.
September Szenarien diskutiert, wie sie die Koalition verlassen könnte. Am 6. Oktober wurden Textbausteine für die Begründung des
Ausstiegs gezeigt. Man müsse nun jede Gesetzesinitiative der anderen
blockieren, um den Frust der Ampelpartner weiter zu verstärken, hieß es bei einem Treffen. Dazu
müsse das zentrale Narrativ immer wieder in den Medien platziert werden: Eine
echte Wirtschaftswende sei mit den Koalitionspartnern nicht zu machen.
Am 14. Oktober wurde der Recherche zufolge ein Zeitstrahl für das Ende der
Regierung gezeigt. Lindner sagte demnach, er sehe sich
außerstande, die FDP in eine Bundestagswahl zu führen, wenn seine Partei noch Teil der Regierung sei.
Nach seiner Entlassung durch Bundeskanzler Olaf Scholz am 6. November zeigte sich Lindner
dagegen empört über das „genau vorbereitete Statement“. Es belege, dass es Scholz nie um eine Einigung gegangen sei,
sondern um einen „kalkulierten Bruch der Koalition“.
Der FDP-Fraktionschef Christian Dürr hat das Vorgehen seiner Partei vor dem Bruch der Ampelkoalition verteidigt. „Ich habe mich über manche Berichterstattung gewundert“, sagte Dürr dem Online-Portal nw.de der in
Bielefeld erscheinenden Tageszeitung Neue Westfälische. „Klar war doch, dass Deutschland eine Richtungsentscheidung in der
Wirtschaftspolitik braucht.“
Nach Recherchen der ZEIT hat sich die FDP seit Wochen akribisch auf
ein Ende der Ampelkoalition vorbereitet. In mehreren Treffen wurden Szenarien durchgespielt. Teilgenommen hatten unter anderem
die damaligen FDP-Bundesminister.