Nebenkosten erstmals so gut wie genauso hoch wie die Kaltmiete
Seit zehn Jahren erhebt der Eigentümerverband Haus und Grund in NRW einen Wohnkostenbericht. So hohe Steigerungen bei den Nebenkosten wie in diesem Jahr gab es dort noch nie. Der Durchschnittsmieter zahle inzwischen 7,08 Euro pro Quadratmeter – an Nebenkosten.
Die Warmmieten in Nordrhein-Westfalen haben 2023 nach einer Hochrechnung von Haus & Grund Rheinland Westfalen einen neuen Rekordstand erreicht. Dies geht aus dem aktuellen NRW-Wohnkostenbericht des Eigentümerverbandes hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorab vorlag.
Demnach sind die Kosten fürs Wohnen im vergangenen Jahr im Schnitt um 6,1 Prozent gestiegen. Während die Kaltmieten lediglich um 1,5 Prozent zulegten und damit unter der Inflationsrate von 5,9 Prozent blieben, stiegen laut Haus & Grund die Nebenkosten deutlich stärker – um 11,3 Prozent.
Zweistellige Zuwachsraten
Damit liegen Kaltmiete und Nebenkosten nun fast gleichauf: Ein durchschnittlicher Mieter zahlte im vergangenen Jahr 15,08 Euro pro Monat und Quadratmeter, davon 7,99 Euro Kaltmiete und 7,08 Euro Nebenkosten. „So viele zweistellige Zuwachsraten bei den Nebenkosten hatten wir in den zehn Jahren, die es den NRW-Wohnkostenbericht jetzt gibt, bislang noch nicht“, sagte Erik Uwe Amaya, Direktor von Haus & Grund Rheinland Westfalen.
Wie schon in den Vorjahren waren die gestiegenen Heizkosten der stärkste Nebenkostentreiber, wenngleich die Steigerung mit 21,8 Prozent etwas geringer ausfiel. Doch auch andere Betriebskostenarten zogen dieses Mal spürbar an, etwa die Kosten für Sach- und Haftpflichtversicherungen um 18,4 Prozent. Grund dafür seien inflationsbedingt höhere Baupreise, weswegen Versicherungen mehr Geld ausgeben müssten, um Schäden zu begleichen.
Auch im Dienstleistungsbereich trieben inflationsbedingte Lohnsteigerungen und höhere Personalausgaben die Kosten. Gartenarbeiten wurden um 12,8 Prozent teurer, Schornsteinfeger um 7,7 Prozent und Hausmeister um 6,2 Prozent. Die Kosten für Gebäudereinigungen hingegen stiegen nur um zwei Prozent.
Der Verband fordert nun politische Gegenmaßnahmen. Laut Amaya seien rund 73,6 Prozent der Nebenkosten in ihrer Höhe direkt durch politische Entscheidungen bedingt. Angesichts der bevorstehenden Grundsteuerreform 2025 warnt er die Kommunen vor einer zusätzlichen Belastung der Mieter und Eigentümer. Eine solche reduziere ihre Attraktivität als Wohnstandort und bremse auch die Energiewende aus, weil private Vermieter weniger in energetische Sanierungen investieren könnten.
Die Ergebnisse des Wohnkostenberichts beruhen auf einer laut Haus & Grund Rheinland Westfalen repräsentativen Mitglieder-Umfrage und umfassen 2.700 gemeldete Wohnungen. Haus & Grund Rheinland Westfalen ist einer von fünf Haus & Grund-Verbänden in NRW und vertritt die Interessen von Vermietern, Wohnungseigentümern und Bauwilligen.
dpa/sos
Source: welt.de