Fünf Tote nachdem Explosion und Schüssen in Ankara – Militär reagiert mit Luftschlägen
Bei einem Anschlag auf ein Gelände eines staatlichen Rüstungsunternehmens in Ankara sind fünf Menschen getötet und 22 verletzt worden. Der Innenminister macht die PKK verantwortlich. Die Türkei reagiert mit Luftangriffen auf kurdische Stellungen.
Nach einem Anschlag auf ein staatliches Luft- und Raumfahrtunternehmen in Ankara haben türkische Kampfjets Stellungen mutmaßlich militanter Kurden im Irak und in Syrien attackiert. Mehr als 30 Ziele seien zerstört worden, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums. In Ankara hatten am Mittwoch mehrere Angreifer Sprengsätze gezündet und auf Personen geschossen, wobei fünf Menschen starben und 22 weitere verletzt wurden.
Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya bringt den Anschlag mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Verbindung. Der Anschlag trage die Handschrift der PKK, sagte Yerlikaya, ohne weitere Details zu nennen.
Außerdem seien zwei „Terroristen neutralisiert“ worden, schrieb Yerlikaya bei X. Dabei blieb zunächst unklar, ob die Angreifer festgenommen oder getötet wurden.
Der türkischen Regierung zufolge handelt es sich um einen Terroranschlag auf den Türkischen Luft- und Raumfahrtkonzerns (Tusas). Zum Hintergrund der Tat gab es zunächst keine Informationen. Justizminister Yilmaz Tunc erklärte, Ermittlungen seien eingeleitet worden.
Der türkische Sender NTV berichtete über eine Geiselnahme. Demnach gingen die Gefechte auf dem Gelände im Bezirk Kahramankazan weiter. In einigen Medienberichten war von einem Selbstmordanschlag die Rede. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, wurden Rettungsdienste an den Ort des Geschehens entsandt.
Zunächst hatten türkische Medien von Schüssen und einer Explosion auf dem Gelände des staatlichen Unternehmens berichtet. Auf X kursierten Videos, in denen Schüsse und Sirenen zu hören waren. Auf Bildern von NTV waren große Rauchwolken vor dem Eingang des Tusas-Gebäudes zu sehen, das etwa 40 Kilometer von Ankara entfernt liegt.
Fernsehbilder zeigten, wie mehrere bewaffnete Angreifer mit Rucksäcken das Gebäude betraten. Beim Wechsel des Sicherheitspersonals sei eine Gruppe von Angreifern mit einem Taxi an einem Eingang des Geländes eingetroffen, meldete der Privatsender NTV. Mindestens einer der Verdächtigen habe eine Bombe zur Detonation gebracht, während andere in den Komplex eingedrungen seien.
Aufnahmen von Sicherheitskameras, die im Fernsehen ausgestrahlt wurde, zeigten einen Mann in Zivil, der einen Rucksack trug und ein Sturmgewehr in der Hand hielt. Unter den Angreifern war den Bildern zufolge mindestens eine Frau, die ebenfalls ein Sturmgewehr trug.
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden Mitarbeiter des Unternehmens in Bunkern in Sicherheit gebracht. Die Umgebung sei abgesperrt worden. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine Nachrichtensperre zu dem Thema.
In der Türkei haben in der Vergangenheit sowohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK schwere Anschläge verübt, auch in der Hauptstadt Ankara.
Bundesregierung verurteilt Anschlag
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf X: „Wir verurteilen Terrorismus in jeder Form aufs Schärfste und stehen an der Seite unseres Partners Türkei.“ Aus dem Auswärtigen Amt, hieß es: „Der entsetzliche Terroranschlag in Ankara macht tief betroffen“, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin. „Unsere Solidarität gilt der Türkei.“ Die deutsche Botschaft in Ankara und das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes in Berlin beobachteten „die sich derzeit noch weiter entwickelnde Lage sehr genau“.
Tusas ist eines der wichtigsten türkischen Unternehmen in den Bereichen Verteidigung und Luftfahrt. Es produziert unter anderem „Kaan“, das erste nationale Kampfflugzeug des Landes. In der türkischen Metropole Istanbul findet in dieser Woche eine Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtmesse statt, an der rund 1000 inländische und internationale Unternehmen teilnehmen.
Präsident Recep Tayyip Edogan weilte zum Zeitpunkt des Anschlags beim Gipfeltreffen der sogenannten Brics-Staaten im russischen Kasan. Er äußerte sich vor Gesprächen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin, der ihm sein „Beileid im Zusammenhang mit dem Terroranschlag“ aussprach. Erdogan sprach von einem „abscheulichen Terroranschlag“.
AFP/dpa/AP/ll/krö/cvb
Source: welt.de