Nach Massenentlassungen: Wo will Solaris hin?

Entlassungswelle bei Solaris. CEO Carsten Höltkemeyer spricht von einer "schwierigen Entscheidung". Wie sieht die Zukunft des Fintechs aus?

Entlassungswelle bei Solaris. CEO Carsten Höltkemeyer spricht von einer „schwierigen Entscheidung“. Wie sieht die Zukunft des Fintechs aus?
Solaris

Der 27. September war ein einschneidender Tag für alle Mitarbeitenden der Solaris Bank. An diesem Tag wurde kurzfristig ein firmenweites Meeting einberufen, das berichten Menschen, die für das Fintech arbeiten. „Das kam plötzlich und war sehr knapp“, sagt einer. Es sprach der CEO der Firma, Carsten Höltkemeyer. Und der sei auch direkt zum Punkt gekommen: Im Zuge umfassender Restrukturierungsmaßnahmen werde es Entlassungen geben. Diese beträfen alle Bereiche, im Nachgang des Meetings würden Einladungen zu Einzelgesprächen verschickt. Und genau so kam es auch. Viele Mitarbeitende haben noch an diesem Tag in einem Gespräch mit Vertretern der HR-Abteilung ihre Kündigungen erhalten.

Rund ein Drittel der Mitarbeiter muss gehen

Wie viele Solaris-Mitarbeiter würden gehen müssen, sagte Höltkemeyer in dieser Betriebsversammlung nicht. Bis heute will das Unternehmen keine konkreten Zahlen nennen. Allerdings bestreitet ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage von Gründerszene nicht, was das Handelsblatt einige Tage nach der Ankündigung der Massenentlassungen berichtete: Etwa 240 der insgesamt 700 Mitarbeiter des Unternehmens, das andere Finanz-Startups mit Bank-Infrastrukturen ausstattet, werden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Und nicht nur die fragen sich: warum? Wo will sich Solaris nach diesem harten Schritt hinentwickeln? Der Blogpost, den das Unternehmen selbst noch am Tag veröffentlicht und in dem mehrfach der CEO zitiert wird, liefert keine konkreten Antworten. Solaris stehe an einem „entscheidenden Punkt“, heißt es darin, „der ein neues Kapitel der Transformation erfordert“. Es gehe nicht darum, Produkte oder Strategien zu verfeinern, sondern darum, „unsere Arbeitsweise, unsere Zusammenarbeit und unsere gemeinsame Zukunft neu zu gestalten“. Wie genau, das steht da nicht. Und auch nicht, was künftig das Geschäftsmodell von Solaris sein soll. Auf welche Bereiche will sie Firma sich konzentrieren? Womit will Solaris in der Zukunft Geld verdienen?

Klare Antworten zum Geschäftsmodell der Zukunft fehlen

„Die Geschäftsführung hat mehr oder weniger wörtlich gesagt: Wir planen, einen Plan zu machen“, sagt einer, der – wie viele andere auch – nach mehr als sechs Jahren seinen Job bei Solaris verloren hat. Seinen Namen will er hier nicht genannt sehen. Aber von seiner Enttäuschung erzählen, das will er schon: „Die haben uns ausgequetscht wie Zitronen und schmeißen uns jetzt weg“, sagt er an einer Stelle im Gespräch mit Gründerszene.

Natürlich verstehe er, dass die vergangenen zwei Jahre hart waren für die Fintech-Branche. Und auch, dass Startups bis zu einem gewissen Grad so funktionieren – viele Leute einstellen im Hyper Growth, Konsolidierung und Umschwung auf Profitabilität später. Dennoch falle es ihm schwer, zu verstehen, warum ausgerechnet er gehen muss. Das habe ihm auch niemand genau begründen können, sagt er. Er habe bis jetzt einfach nicht verstanden, wo Solaris hinwolle, sagt er. „Wir wissen nur: Es wird restrukturiert. Wir wissen nicht, wie genau die Restrukturierungen aussieht und wie das restrukturierte Solaris.“

Source: businessinsider.de