Bob Dylan: An diesem Abend ein heiterer Mensch

Beim dritten Stück bleibt der Chef zum ersten Mal länger stehen, ohne zu hibbeln zwischen Kurzpiano, Gitarre oder dem Gang nach hinten zum Drummer. Zum ersten Mal zeigt sich Bob Dylan im ganzen ungreifbaren Glanz seiner 83-jährigen Erscheinung. Er singt – oder eher: Er erzählt I Contain Multitudes, ein Stück von seinem letzten, vor vier Jahren veröffentlichten Album mit neuen Liedern, das er fast ganz spielen wird und das der aktuellen Dylan-Tour ihren Namen gibt: Rough and Rowdy Ways.

Er steht auf und präsentiert sich nun aufrecht neben dem Piano. So sieht man seinen schwarzen Anzug besser, mit Borde an der Hose und Brokat an der Weste, jeweils in Gold. Er kratzt sich das dichte, krause, verdächtig braune Haar, reibt kurz das rechte Auge, als wäre er ein müder Entertainer in einem alten Club, der bis in alle Ewigkeit spielen wird. Weil er muss, das ist Showbusiness. Die zwei großen und die sechs kleinen Scheinwerfer auf der Bühne betonen den Showrahmen. Die großen erinnern an ein Filmstudio aus den Vierzigerjahren. An den Seiten und an der Rückwand hängt roter Samt.