Israel nachdem Hamas-Terror: Ein Jahr wie eine einzige, albtraumhafte Nacht

Der israelische Schriftsteller Eshkol Nevo sitzt schlaflos im Café, da überkommen ihn die Erinnerungen – zum Beispiel an die Schreibkurse mit Überlebenden, die immer wieder therapeutischen Charakter annehmen


Verbrannte Familienfotos im Kibbuz Be’eri nahe dem Gaza-Streifen, 20. Oktober 2023

Foto: William Keo/Magnum Photos/Agentur Focus


Nach dem siebten Oktober hatten unsere Töchter uns angefleht, ein Zusatzschloss an der Haustür anzubringen. Eines, das sich nur von innen öffnen lässt. Das würde sie sich sicherer fühlen lassen, sagten sie. Und vielleicht ihre Albträume besänftigen, in denen Hamas-Terroristen in unser Zuhause eindringen.

Ein Jahr später stehe ich um ein Uhr nachts vor der verschlossenen Tür und klopfe – laut genug, damit meine in der Armee dienende Tochter es hört, die anscheinend eingeschlafen ist und vergessen hat, von innen aufzusperren.

Ich stehe da, allein, vor der verschlossenen Tür. Wieder und wieder rufe ich meine Tochter an, sie nimmt nicht ab. Ich klopfe fester an die Tür, sie wacht nicht auf. Mittlerweile ist es zwei Uhr nachts