Mitarbeiter c/o VCs nach sich ziehen es jetzt schwerer, befördert zu werden
Die Zeiten für Mitarbeiter von VCs sind hart. Denn in einer VC-Firma befördert zu werden, ist plötzlich schwieriger geworden als noch vor drei Jahren. Damals saß das Geld noch lockerer und Deals wurden reihenweise abgeschlossen. Die Situation hat sich mittlerweile jedoch so zugespitzt, dass einige Investoren sich ganz aus der Branche zurückziehen wollen. „Die Realität ist, dass es einen Punkt in der Karriere gibt, an dem nur noch der Deal-Abschluss zählt“, sagt Dan Miller. Er ist Partner bei True Search und hat sich auf die Vermittlung von Talenten im VC-Bereich spezialisiert.
Während der Zeit des explosiven Wachstums der Technologiebranche konnten junge Investoren schnell aufsteigen, sagt auch Abigail Johnson. Sie ist Chief Operating Officer und Partner bei Sapphire Ventures. Die jungen Mitarbeiter wühlten sich durch Datenräume, erstellten Investment Cases und verhandelten – und das alles in kürzester Zeit. An Chancen, sich zu beweisen, mangelte es ihnen nicht.
Weniger Routinearbeit für Associates
Es war auch eine Zeit hoher Fluktuation, da seniorige Investoren die Gelegenheit ergriffen, sich selbständig zu machen und eigene Fonds aufzusetzen. Das führte dazu, dass die Firmen, die sie verließen, schneller neue Partner einstellten, erklärt Michael Larsen. Er ist Partner bei Cambridge Associates, wo er Institutionen, Stiftungen und Stiftungsfonds bei der Fondsauswahl berät. Da das VC-Finanzierungsvolumen gesunken ist, gibt es weniger Deals, welche die Associates analysieren und dann ihre Erkenntnisse in einem Report zusammenfassen können. Diese Routinearbeit ist es, mit der sich Newcomer oft einen Namen machen.
Ein weiterer Nachteil ist, dass das Geld bei den VC-Firmen nicht mehr so locker sitzt und sie nicht in der Lage sind, Partner zu befördern oder neu einzustellen. Clara Brenner ist Mitbegründerin und geschäftsführende Gesellschafterin des Urban Innovation Funds. Der Fonds investiert in Startups, die die Zukunft von Städten mitgestalten. Sie sagt: „Es geht nicht nur darum, dass es länger dauert, sich einen Track-Record aufzubauen. Investoren investieren ihr Kapital über eine längere Zeit als früher. Und dazu sammeln sie weniger Geld ein“. Das bedeutet, dass selbst den Partnern, die gerne Mitarbeiter befördern würden, die Hände gebunden sind.
Partner sind die treibende Kraft
Es gibt nicht den einen Weg, um in der Risikokapitalbranche befördert zu werden. Jedes Unternehmen hat seine eigenen Maßstäbe und Taxonomien. Larsen sagt, dass er während seiner Due Diligence die VC-Partner fragt, wie sie einen Partner definieren. „Es geht viel um die Fähigkeit, die treibende Kraft zu sein. Die Person, die das Vertrauen eines Gründers gewinnen kann. Die Person, die am Ende ein erfolgreich unterzeichnetes Term Sheet vorlegen kann“, erklärt er.
Die Kriterien seien eher qualitativ als quantitativ. „Nicht alle diese Dinge lassen sich bis auf die zweite Dezimalstelle genau messen“, so Larsen. Investoren werden in der Regel anhand von vier Schlüsselbereichen bewertet: Beschaffung von Deal-Möglichkeiten, Durchführung einer gründlichen Due-Diligence-Prüfung, Gründer von den Vorteilen der VC-Firma überzeugen und dadurch Deals gewinnen und Startup-Unterstützung durch die Arbeit im Vorstand. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Bereiche je nach Investitionsphase unterschiedlich gewichtet werden. In der frühen Phase ist die Deal-Beschaffung am wichtigsten. Das Ziel eines Investors ist es, die Person, die Google oder OpenAI verlässt, um etwas Neues zu gründen, zu treffen, bevor es ein anderer Investor tut.
Sorgfalt ist wichtig
Amanda „Robby“ Robson sagt, dass es sich für sie am Anfang ihrer Karriere ausgezahlt hat, sich auf die Deal-Beschaffung zu konzentrieren. „Ich habe mich voll und ganz auf die Beschaffung konzentriert“, sagt Robson, die in Software-Infrastrukturunternehmen investiert. Ihr Eifer und ihre Fähigkeit, das große Ganze zu sehen, führten dazu, dass sie nur zwei Jahre nach ihrem Einstieg als leitende Angestellte zum Partner bei Cowboy Ventures befördert wurde.
In der späteren Phase wird es sehr viel wichtiger, sich eingehend mit der Due-Diligence-Prüfung zu befassen. Denn die Investitionssummen werden größer und es steht mehr auf dem Spiel. Welche Wachstumsunternehmen es gibt, sei bekannt. Diese Informationen können von Pitchbook heruntergeladen werden, sagt Jill Chase. Sie ist Investorin für künstliche Intelligenz bei CapitalG und wurde vergangenes Jahr zur Partnerin befördert.
Es liegt an ihr und ihrem Team von Associates und Vice Presidents, die richtigen Gründer zu treffen und diese von den Vorzügen ihres VC-Fonds zu überzeugen. Die Sorgfalt geht noch lange nach Deal-Abschluss weiter, so Chase. Sie verlässt sich auf junge Investoren, die das Marktumfeld des Startups erforschen und Berichte erstellen, um einen Mehrwert zu schaffen, der weit über das Geld hinausgeht.
Netzwerkt euch euren Weg zu einer Beförderung
Das Fundraising für Venture-Firmen ist schwieriger geworden, da sich die Gelder auf wenige Legacy-Fonds konzentrieren. Es gibt kaum noch Exits. Die Investoren behalten mehr Kapital ein, um ihre Reserven nicht aufzubrauchen, damit sie in einer Down-Phase nicht gezwungen zu sein, neues Kapital einzusammeln.
In den Themenbereichen, in denen eine hohe Nachfrage besteht, werden die VC-Firmen ihr Personal weiter aufstocken, so Miller. Während des historischen Bitcoin-Aufschwungs hätten die VC-Firmen Krypto-Enthusiasten in ihre Reihen aufgenommen. Der Löwenanteil des Risikokapitals fließt nun in Unternehmen der künstlichen Intelligenz, und Investoren wollen am neuen Goldrausch teilhaben. VC-Firmen könnten schneller junge Mitarbeiter einstellen oder fördern, die Deals in der gewünschten Branche abschließen.„Ihr werdet keine Probleme haben, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen“, so Miller. „Die Herausforderung besteht darin, den Deal zu gewinnen“, sagt Miller. Er empfiehlt, zu netzwerken. Junge Investoren können bloggen, Dinner veranstalten oder in den sozialen Medien aktiv sein. „Ihr könnt eine großartige Social-Media-Präsenz aufbauen, die euch mit Gründern in Kontakt bringt“, erklärt Miller. Johnson, die die Operations von Sapphire leitet, sagt, dass ein starkes Netzwerk mit anderen Investoren auch für ihre Firma von großem Wert sei. „In der VC-Szene spricht jeder mit jedem“, sagt sie. Ihr Team weiß es zu schätzen, wenn ein Associate Investitionsmöglichkeiten teilen kann und Informationen darüber liefert, wie seine Kollegen auf Branchentrends oder wirtschaftliche Bedingungen reagieren, fügt sie hinzu.
Alle Anforderungen erfüllt
Als Brenner und Mitbegründerin Julie Lein einen Fonds gründeten, erstellten die beiden einen Plan dafür, welche Anforderungen Mitarbeiter auf jeder Ebene erfüllen müssen, um befördert zu werden. Für jede Rolle gab es eine harte Kennzahl – zum Beispiel die Anzahl der abgeschlossenen Deals – und eine weiche Kennzahl. Ihr Mitarbeiter Jenieri Cyrus hat alle Anforderungen erfüllt. Er kam vor drei Jahren von Northwestern Kellogg mit einem Hintergrund in Immobilieninvestitionen zur Firma, und er zeigte eine Liebe zum Detail und eine Teamplayer-Einstellung.
Brenner fügt hinzu, dass fast jedes Mal, wenn sie mit einem anderen Investor sprach, dieser sagte, dass er Cyrus gerade bei einer Veranstaltung kennengelernt hatte: „Er ist überall“, sagt sie. Im März schloss Cyrus seinen dritten Deal beim Urban Innovation Fund ab, der noch nicht veröffentlicht wurde. Am nächsten Tag beförderte ihn der Fonds zum Senior Associate und Brenner machte es auf LinkedIn offiziell. Sie schrieb: „Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, welchen Deal du als Nächstes mitbringst :)“
Lest den englischen Originalartikel auf Business Insider.
Source: businessinsider.de