Fernsehen: Es ist kein Fernsehen. Es ist noch viel schlimmer!
Man hatte sich doch gerade erst von ihm verabschiedet,
mit ganz großer Geste: vom alten Fernsehen. Man hatte das langweilige, das
lineare TV für tot erklärt. Man hatte es beerdigt zusammen mit seiner Mutlosigkeit.
Und seiner Mittelmäßigkeit. Weil es doch jetzt Netflix gibt! Weil wir doch
jetzt Prime Video haben! Weil wir doch jetzt streamen!
Aber zu früh gefreut. Das mittelmäßige Fernsehen ist
wieder da. Oder war nie weg. In der New York Times schrieb Ende April
der Fernsehkritiker James Poniewozik über das neue „mid TV“,
das jetzt überall zu sehen sei. Streamingdienste, klagt Poniewozik, stellen
Serien her, mit denen er sich auf Interkontinentalflügen die Zeit vertreiben
könne; kein brutal schlechtes Fernsehen, aber auch nicht wirklich gutes. Lauwarm wird aufgekocht,
was die Leute schon kennen.