Wirtschaftsberichterstattung: Bedingt informationsbereit

Der Wissenschaftler und Autor Henrik Müller ist Professor an der TU Dortmund, wo er spezialisierte Studiengänge für wirtschaftspolitischen Journalismus leitet. Müller hat für die Otto Brenner Stiftung und den
Deutschen Gewerkschaftsbund eine Studie zur wirtschaftspolitischen
Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
durchgeführt, die am 21. Mai 2024 veröffentlicht wird und deren Ergebnisse er hier erläutert.

Vor einigen Jahren hat die ZEIT zusammen mit
Wissenschaftlern der Universität Bonn eine Auswahl von Bürgerinnen und Bürgern dazu befragen
lassen, was sie über Wirtschaft wissen. Das Ergebnis war erwartbar: dürftig. Die Probanden überschätzten beispielsweise
die Inflation und das Wirtschaftswachstum. Andererseits glaubten sie, die
Besteuerung von Wohlhabenden sei deutlich niedriger, als sie tatsächlich war,
während sie die Abgabenlast von Geringverdienern für höher hielten, als dies
real der Fall war. Bei der Qualität der Antworten gab es übrigens keine
dramatischen Unterschiede zwischen Einkommens- und Bildungsniveaus, Ost und
West, Frauen und Männern. Ahnungslosigkeit in Wirtschaftsdingen ist in der
Breite der Gesellschaft anzutreffen.