Störungsbehebung z. Hd. FTI-Staatsschulden erregt die Reisebranche
Der anstehende Weg für den drittgrößten Reiseanbieter FTI Touristik aus den Staatshilfen – mutmaßlich mit Verlusten des Bundes – stößt in der Urlaubsbranche auf zunehmende Kritik. Ingo Burmester, Zentraleuropachef des FTI-Konkurrenten Dertour-Group , der Reisesparte des Rewe -Konzerns, hat seinem Unmut nun Luft gemacht. Ein Punkt mache ihn „stutzig“, nämlich die fehlende Transparenz.
„Wenn wir eine Lösung finden, die mit Staatsbeteiligung entschieden wird, muss es eine klare und transparente Kommunikation dazu geben. Ganz ehrlich, die vermisse ich“, sagte er auf dem Tourismusgipfel des Branchenverbands BTW. Zuerst hatte das Reisefachmagazin „FVW“ darüber berichtet.
Im April war bekannt geworden, dass ein Konsortium um den Finanzinvestor Certares FTI für einen symbolischen Euro übernehmen will. Kurz darauf informierte der Reiseanbieter, dass Certares auch „eine Vereinbarung zum Erwerb von Finanzverbindlichkeiten der FTI“ unterzeichnet habe. Dazu zählen auch Forderungen des Staates. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds hatte FTI in der Pandemie mit insgesamt 595 Millionen Euro gestützt. Für ein Darlehen über 280 Millionen Euro der Unicredit-Bank bürgten zudem der Bund und das Land Bayern.
„Unruhe“ im Markt
Der Hinweis, dass der Forderungsverkauf „nach einem marktüblichen Verfahren“ erfolge, gilt als Indiz, dass das Certares-Konsortium nicht den vollen offenen Betrag der noch nicht getilgten Staatshilfen zahlt. Bei Forderungsverkäufen sind Abschläge üblich, deren Höhe hängt auch von der Finanzkraft des Schuldners ab.
Das Bundesfinanzministerium hatte angedeutet, dass Verluste des Bundes nicht auszuschließen seien. Wie groß der mögliche Abschlag ausfällt, dazu haben aber weder FTI noch das Ministerium Angaben gemacht, weshalb Dertour-Manager Burmester von Intransparenz spricht. In der Reisebranche kursieren nun unbestätigte Spekulationen, dass Summen bis zur Hälfte der ausgereichten Hilfen nicht zurückfließen könnten. Burmester sagte, mit mehr Transparenz ließe sich „Unruhe“ aus dem Markt nehmen. Nach F.A.Z.-Informationen aus Branchenkreisen waren neben Certares auch Dertour und Rewe lange an FTI interessiert, sollen allerdings spät zurückgezogen haben.
Kritik von Reisebüroverband
Mit der Kritik an den Umständen der FTI-Rettung ist Burmester nicht allein. Während der Dertour-Manager vor allem an den spärlichen Informationen Anstoß nimmt, vermutet der Verband unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR) eine Wettbewerbsverzerrung. „Die Bundesregierung greift hier ohne Not massiv in den Markt ein“, sagte die VUSR-Vorsitzende Marija Linnhoff.
Andere Unternehmen hätten Hilfen zurückgezahlt. TUI und die Deutsche Lufthansa hätten dafür auch in großen Kapitalerhöhungen ihre Aktionäre „schröpfen“ müssen. Und auch Reisebüros hätten über die Pandemie Rücklagen opfern sowie Kredite aufnehmen müssen. „Alle, die gut gewirtschaftet haben, schauen jetzt in die Röhre, und der FTI-Freundeskreis lacht sich schlapp“, sagte Linnhoff.