US-Messungen: Stärkster Sonnensturm seither 2003 – Polarlichter in Deutschland – WELT

Die Erde erlebt nach Angaben einer US-Behörde derzeit den ersten „extremen“ Sonnensturm seit 2003. Der geomagnetische Sonnensturm der Stufe fünf auf der fünfstufigen Skala sei am Freitagabend (Ortszeit) beobachtet worden, erklärte die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration). Der Sonnensturm werde voraussichtlich über das Wochenende anhalten.

Der Sonnenfleckcluster sei etwa 16-mal so groß wie der Durchmesser der Erde, hieß es zuvor bei einer Pressekonferenz. Da war noch von Stufe vier die Rede, nicht von Stufe fünf. Die Betreiber von wichtiger Infrastruktur in den USA seien benachrichtigt worden. Betreiber von Kraftwerken und Raumfahrzeugen in der Umlaufbahn sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, ebenso wie die Federal Emergency Management Agency.

Polarlichter leuchten am Nachthimmel
Hier ein Foto aus Brandenburg
Quelle: dpa/Patrick Pleul

Polarlichter über Niedersachsen
Polarlichter in Niedersachsen
Quelle: dpa/Markus Hibbeler

„Das ist ziemlich außergewöhnlich, ein sehr seltenes Vorkommnis“, sagte Shawn Dahl von der NOAA. Unter anderem aufgrund der weiten Entfernung der Sonne zur Erde gebe es bei der Vorhersage aber einen sehr hohen Unsicherheitsgrad.

„Die meisten Menschen hier auf der Erde werden nichts tun müssen“, sagte Rob Steenburgh, ein Wissenschaftler des NOAA Space Weather Prediction Center.

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Die Auswirkungen sind auch in Deutschland wahrzunehmen. Für Freitag- und Samstagabend erwarteten Astronomen deshalb Polarlichter. Je nördlicher man sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, sie zu erblicken, sagte Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg . Es gebe natürlich keine Garantie, dass man etwas sehe – es bestehe aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit.

In Onlinenetzwerken teilten zahlreiche Nutzer Bilder von Polarlichtern. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) veröffentlichte in der Nacht zum Samstag Aufnahmen, die den Angaben zufolge Polarlichter über Offenbach und Frankfurt am Main zeigten.

Polarlichter über Niedersachsen
Für Fotografen war diese Nacht ein Glücksfall, Bild aus Bersenbrück
Quelle: dpa/Markus Hibbeler

Bereits in den vergangenen Tagen seien mehrere Sonnenstürme, sogenannte Koronale Massenauswürfe (CME), Richtung Erde beobachtet worden, sagte Astronom Volker Bothmer von der Universität Göttingen. „Einen extrem starken Sturm, der zu Ausfällen von Stromnetzen und anderem führen kann, hat es jedoch nicht gegeben“, sagte er.

Die Ursprungsregion der Sonnenstürme – ein großer Sonnenfleckcluster – wandere auf der Sonne durch die Sonnendrehung von der Erde weg, sagte Bothmer, „sodass wir aus der Schusslinie geraten“.

Die Sonne durchlebt einen etwa elf Jahre währenden sogenannten Sonnenfleckenzyklus mit Phasen schwacher und starker Aktivität. Im Minimum können monatelang keine Flecken zu sehen sein, im Maximum Hunderte. Seit Dezember 2019 hatte die Aktivität der Sonne stetig zugenommen, aktuell befindet sie sich im Umfeld eines Maximums. Immer wieder waren daher in den vergangenen Monaten Polarlichter auch über Deutschland zu sehen.

Northern Lights Visible In England
Polarlicht-Sucher in Whitley Bay, England
Quelle: Getty Images/Ian Forsyth

Nach Angaben der NASA stellt der Sturm keine ernsthafte Bedrohung für die sieben Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation dar. Die größte Sorge sei die erhöhte Strahlung, und die Besatzung könne bei Bedarf in einen besser abgeschirmten Teil der Station wechseln, so Steenburgh.

Die zuletzt als „extrem“ eingestufte Kategorie fünf war im Oktober 2003 bei den sogenannten „Halloween-Stürmen“ erreicht worden. Damals kam es in Schweden zu Stromausfällen, in Südafrika seien Transformatoren beschädigt worden. Auch jetzt könnten Satelliten in Mitleidenschaft gezogen werden, was wiederum die Navigations- und Kommunikationsdienste auf der Erde stören könnte.

Source: welt.de