Aachen: Habeck ruft zusammen mit Karlspreisverleihung zu Kampf gegen Antisemitismus uff
Bei der Verleihung des Karlspreises an Oberrabbiner Pinchas
Goldschmidt und die jüdischen Gemeinschaften in Europa hat Vizekanzler Robert Habeck
(Grüne) in Aachen zum Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen.
„Wer das europäische Judentum ehrt, kann über Antisemitismus nicht
schweigen“, sagte Habeck in seiner Festrede laut vorab verbreitetem Redemanuskript.
Die Jury des Karlspreises habe mit der Verleihung an Goldschmidt „ein Zeichen gegen Antisemitismus“ gesetzt, sagte Habeck weiter. Es sei zugleich „ein Zeichen dafür, dass jüdisches Denken und
jüdisches Leben Europa reicher macht – ja ausmacht“. Realität aber sei,
dass Antisemitismus in Europa in den vergangenen Jahren „ausgeprägter
denn seit langem“ präsent sei.
Ehrung wegen Engagement für Frieden
Goldschmidt ist Präsident der
Europäischen Rabbinerkonferenz und wird laut Karlspreisdirektorium wegen
„seines herausragenden Wirkens für den Frieden, die Selbstbestimmung
der Völker und die europäischen Werte“ gewürdigt. Goldschmidt stehe „wie kein anderer für den Dialog und die Überwindung von Grenzen
zwischen Religionen und Völkern“, sagte die Oberbürgermeisterin von
Aachen, Sibylle Keupen. Die Preisverleihung
findet traditionell im Krönungssaal des Aachener Rathauses statt. Weiterer Festredner ist der albanische Ministerpräsident Edi Rama.
Goldschmidts Engagement dreht sich um den interreligiösen Austausch mit Muslimen und
Christen, er betont das Verbindende der Religionen. Der 60-Jährige ist
seit 2011 Präsident der Konferenz der europäischen Rabbiner, in der mehr
als 700 Rabbiner vertreten sind. Der in Zürich geborene jüdische
Geistliche lebte mehr als 30 Jahre in Moskau. Nachdem er sich geweigert
hatte, den russischen Angriff auf die Ukraine zu unterstützen, verließ
mit seiner Familie das Land.
Goldschmidt fordert Kampf für Demokratie
Goldschmidt rief in seiner Dankesrede zum entschiedenen Kampf für Demokratie und
Menschenrechte sowie gegen Judenhass auf. Judenhass
sei nie tot gewesen, doch seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7.
Oktober sei er immer stärker entfacht worden. Jüdisches Leben könne nur
noch unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.
Antisemitismus müsse in all seinen Formen erkannt, benannt und bekämpft werden.
Dazu gehöre die uralte rassistische rechtsradikale Gestalt, sagte der Rabbiner – aber der
Judenhass komme auch als „Antizionismus“ und „Israelkritik“ vor und
sickere in Disziplinen wie Postcolonial Studies ein.
Auch
er habe Probleme mit der heutigen israelischen Regierung, sagte Goldschmidt weiter. Und auch ihn ließen die Bilder aus dem Gazastreifen nicht
kalt. „Die Hamas hat
den Krieg begonnen“, sagte der Rabbiner aber. „Und sie könnte ihn sofort beenden. Indem sie die
Geiseln freilässt, die Waffen streckt und ihrem eigenen Volk ein echtes
Leben ermöglicht.“
Habeck fordert stärkeres Europa
Habeck
forderte zugleich ein selbstbewussteres Europa auf
der globalen Bühne. „Europa schaut zu sehr nach innen“, sagte er. Um in
einem „umkämpften geopolitischen Umfeld“ bestehen zu können, brauche
Europa „außenpolitische und sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit“,
eine gemeinsame Finanzpolitik und eine Reform gemeinsamer Institutionen.
Europa
habe zwar „bewiesen, dass es die Technik der Regelgebung und die
Kontrolle der Regeleinhaltung beherrscht“, sagte Habeck mit Blick auf den gemeinsamen
Binnenmarkt. Doch die europäischen Länder liefen Gefahr,
sich in den eigenen Regeln „zu verstricken“ und müssten sich entwickeln. Europa könne sich nicht mehr vor allem um sich selbst kümmern.
Mit
dem Internationalen Karlspreis zu Aachen werden bereits seit 1950
Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet, die sich um Europa
und die europäische Einigung verdient machten. Zu den prominentesten
Preisträgern zählen Papst Franziskus und der französische Präsident
Emmanuel Macron. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den
ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und das ukrainische Volk.
Bei der Verleihung des Karlspreises an Oberrabbiner Pinchas
Goldschmidt und die jüdischen Gemeinschaften in Europa hat Vizekanzler Robert Habeck
(Grüne) in Aachen zum Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen.
„Wer das europäische Judentum ehrt, kann über Antisemitismus nicht
schweigen“, sagte Habeck in seiner Festrede laut vorab verbreitetem Redemanuskript.
Die Jury des Karlspreises habe mit der Verleihung an Goldschmidt „ein Zeichen gegen Antisemitismus“ gesetzt, sagte Habeck weiter. Es sei zugleich „ein Zeichen dafür, dass jüdisches Denken und
jüdisches Leben Europa reicher macht – ja ausmacht“. Realität aber sei,
dass Antisemitismus in Europa in den vergangenen Jahren „ausgeprägter
denn seit langem“ präsent sei.