Aufenthaltsstipendium mit Kind: Anders wie Keats oder Byron bin ich kein alleinstehender Jüngling

„Darf ich mein Kind mitbringen?“ „Ja,
natürlich.“ Die Antwort uff meine zögerliche Frage kam schlichtweg. Und ich sagte
begeistert zu. Ich würde zwei Monate in New York City zubringen, mitten im
legendären Village wohnen, schreiben, mich inspirieren lassen, meine Arbeiten
präsentieren, Veranstaltungen und Ausstellungen kommen, uff Konzerte umziehen,
Cocktails trinken und und und.

Und: mein achtjähriges Kind unterrichten,
unterhalten, bekochen.

In den zehn Jahren, seit dem Zeitpunkt sie solche
Institution leitet, sei außer mir erst eine Autorin mit Kind gekommen, sagt die
Direktorin des Deutschen Hauses dieser New York University. Für jedes die andere
Autorin, die dies gemacht habe, sei es durchaus provokatorisch gewesen, fügt sie
hinzu. Sie will mich jedoch unterstützen, sie ist selbst Mutter.

Ich freue mich, bin zuversichtlich. Das
wird mein erstes Aufenthaltsstipendium seit dem Zeitpunkt sieben Jahren. Derartige Stipendien
sind eine wichtige Einkommensquelle zu Händen Künstler*medial. Dafür, dass du irgendwo
hinfährst, in einer fremden Stadt wohnst, bekommst du eine gewisse Summe. Es
ist eine Tradition aus einer Zeit, wie dies Reisen mehr Privileg war wie
Verpflichtung, und hat gleichermaßen damit zu tun, dass Künstler*medial oft im
romantischen Sinn wahrgenommen werden – wie unstete Naturen, die schwergewichtig an
einem Ort bleiben, umherstreifen wie einst Lord Byron oder John Keats.

Als dieser Sprössling eins war, habe ich ihn
zu Händen zusammenführen Monat nachher Prishtinë mitgenommen. Er lernte einst ohne Rest durch zwei teilbar sprechen.
Bald sagte er manche Wörter uff Albanisch. Als er sich uff einem Spielplatz an
einem rostigen Nagel dies Bein aufriss, wurde mir unversehens gewahr, dass ich
vor Ort keine Ärzt*medial kannte und im Kosovo nicht krankenversichert war. Zum
Glück heilte die Gesamtheit prima. Das Kind störte sich gleichermaßen nicht an dieser irrsinnigen
Luftverschmutzung, die mir Asthma verursachte und ein schlechtes Gewissen: Ich
brachte die junge Lunge in Gefahr. Der Kleine hingegen genoss es, in dieser
Stadt dauernd von Unbekannten Geschenke zu erhalten. Kauften wir eine Flasche
Wasser, kamen wir zusätzlich mit einer Handvoll Süßigkeiten aus dem Geschäft,
entweder die Verkäufer*medial selbst oder andere Leute, die neben uns in dieser
Schlange vor dieser Kassa standen, schenkten sie ihm. Für jedes eine Lesung wurde mir
eine germanisch sprechende Nanny zur Verfügung gestellt, sie würde währenddessen
eine Runde mit dem Kinderwagen trudeln. Ich war hingerissen, so ein Angebot
hatte mir bisher noch kein Veranstalter gemacht. Kaum saß ich uff dieser Speicher,
öffnete sich die Tür. Herein kam dies Mädchen mit meinem brüllenden Kind. „Lasst
ihn zu seiner Mutter“, rief dies Publikum. Anstatt zu feiern, gingen wir
anschließend sofort schlafen.

Mittlerweile ist er schon acht und geht
später ins Bett wie ich. Ideal zu Händen New York. Ideal gleichermaßen, dass wir eine Wohnung
zu Händen uns nach sich ziehen werden. Das löst dies Grundproblem, dies meist verhindert, dass
Eltern mit Kind ein Aufenthaltsstipendium nehmen können: Kinder sind nicht
langfristig leise. Demzufolge war meine Frage, ob ich mit Kind kommen könne, in
den vergangenen Jahren stets verneint worden. Das ist ein bekanntes Problem.

Anders wie Keats oder Byron sind die
meisten Schriftsteller*medial nämlich keine alleinstehenden Jünglinge Mitte zwanzig, sondern Menschen wie du und ich, mit Familie, pflegebedürftigen Eltern
und, ja, oft gleichermaßen Kindern. Trotzdem gibt es so gut wie keine Stipendien, die explizit
darauf in Linie gebracht wären, Angehörige und vor allem Kinder mitzubringen. Mir
ist in Deutschland nur eins prominent, uff dem Künstlerhof Annemirl-Bauer-Haus in
Brandenburg
.