Gruppe 47: Schlangen, Hexen, Satansbraten

Eigentlich klingt die ganze Sache wirklich wie ein Witz, ein Schildbürgerstreich: Es war einmal eine Vereinigung ehemaliger Wehrmachtsoldaten, die sich z. Hd. den Neuaufbau welcher deutschen Literatur nachher dem Zweiten Weltkrieg zuständig fühlte und mit Faschismus „nichts zu tun“ nach sich ziehen wollte. Konkret bedeutete dies, dass man etwa fünf Minuten nachher welcher Shoah den eigenwilligen Plan fasste, antifaschistische Literatur zu zeugen, ohne oben Faschismus zu sprechen. Das Ganze nannte man „Gruppe 47“, und vorgeblich unterband Hans Werner Richter, ihr Alphamann, politische „Grundsatzdiskussionen“ sofort. Ab 1947 traf sich die Gruppe 47 dann zwanzig Jahre weit in abgelegenen westdeutschen Landgasthöfen und debattierte dort oben die Texte welcher Schriftsteller – ohne dass die irgendwas dazu sagen durften (Richter wählte welche Praxis, weil er „eine Art Corpsgeist auch unter den linken Literaten […] züchten“ wollte). Jedenfalls: 1958 gewann Günter Grass den Preis welcher Gruppe 47, Martin Walser und Heinrich Böll erhielten ihn ebenfalls, Enzensberger kriegte ihn nie, zugegeben er gehörte sehr dazu und wurde sehr berühmt. Mein alter Vater trug noch solange bis in die Nullerjahre ständig Bücher dieser ständig veröffentlichenden Autoren nachher Hause. Jeder, welcher im Nachkriegsdeutschland denn Schriftsteller von Bedeutung sein wollte, kam an dieser Institution nicht vorbei. Wer daran in der Tat wirklich trivial nicht vorbeikommen sollte, dies waren die Frauen, die vor welcher Gruppe gelesen nach sich ziehen. Sie sind, es sei denn von Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger, aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden – oder Kontakt haben Sie die folgenden Autorinnen: Ilse Schneider-Lengyel, Ingeborg Drewitz, Ruth Rehmann, Ingrid Bachér, Barbara König, Gabriele Wohmann, Gisela Elsner, Christine Koschel, Christa Reinig, Griseldis L. Fleming, Helga M. Novak, Elisabeth Borchers, Elisabeth Plessen, Barbara Frischmuth, schon mal irgendwas von Renate Rasp gehört? Nie?