Rechter US-Moderator Tucker Carlson: Ein begnadeter Rhetoriker mit Dampfwalzen-Aura

Tucker Carlson erlebt seinen zweiten medialen Frühling. Nach dem Rauswurf zwischen Fox News macht dieser einstige Quotengarant uff X weiter, wo er aufgehört hat. Er verbreitet krude Verschwörungstheorien und interviewt nun Wladimir Putin – und Millionen hängen an seinen Lippen.

„Unsere Pflicht ist es, Menschen zu informieren“, kündigte Talkmaster Tucker Carlson betont unpersönlich uff seinem X-Kanal an. Warum die Neutralität mit Ankündigung des rechten Scharfmachers? Carlson interviewt den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ein Coup pro vereinen Mann ohne großes Medienunternehmen im Hintergrund. Denn dasjenige Interview ist dasjenige erste ausführliche Gespräch Putins mit einem westlichen Interviewer seither Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine vor weitestgehend zwei Jahren.

Doch Tucker Carlson würde seines Rufes nicht gereicht, käme er in dieser Gesprächsankündigung ohne Hetze aus. Niemand würde dem englisch-sprachigen Publikum die Wahrheit sagen, so Carlson großspurig: „Ihre Medien sind korrupt, sie belügen ihre Leser und Zuschauer.“ Keiner habe bisher mit Putin gesprochen, Ukraines Präsident Selenskyj würde hingegen hofiert. Zur Wahrheit gehört: Jedes größere Medium dürfte Putin angefragt nach sich ziehen. Doch Putins Büro lehnt sie Anfragen in dieser Regel ab.

Wer glaubte, dass Amerikas erfolgreichster rechter Hetzer nachher seinem Rausschmiss zwischen Fox News in dieser Versenkung verschwinden würde, hat sich sehr stark geirrt. Tucker Carlson ist noch da. Und er ist wie entfesselt.

Zuletzt zwischen „Tucker & Fox“

Als Fox News seinem Quotengaranten im April 2023 nachher sieben Jahren Beziehung erstaunlich den Laufpass gab, war dasjenige die letzte Konsequenz einer radikalen Inventur. Es war dasjenige Ende einer erfolgreichen Partnerschaft, die den Anchorman reich und den Sender weitreichender gemacht hatte. Nach dem juristischen Debakel mit Wahlmaschinenhersteller Dominion, dasjenige dieser Medienkonzern pro 787,5 Millionen Dollar unter den Teppich kehrte, sah die Fox-Spitze in Carlsons Abgang offenbar vereinen unerlässlichen Part des Heilungsprozesses. Dominion hatte Schadensersatz gefordert, weil dieser Sender Berichte weiterführend eine angebliche Manipulation dieser Wahlcomputer verbreitet habe. Das Aushängeschild selbst behauptete in seiner Anfang August erschienenen Biographie, sein Kopf sei sogar Teil des Deals mit Dominion gewesen. Bewiese dazu gibt es nicht.

Wie tief dieser Frust zwischen Carlson wirklich sitzt, ist schwergewichtig zu sagen. Ruhen lassen kann er die Vergangenheit nicht. Schon aus finanziellen Gründen. Denn tatsächlich wurde er im eigentlichen Sinne weder noch gefeuert. Er steht immer noch unter Vertrag, solange bis Ende 2024, berichten US-Medien. Solange soll dieser 54-Jährige weiter sein üppiges Gehalt beziehen, zuletzt kassierte er wohl mehr denn 20 Millionen Dollar jährlich. Der Geldhahn bleibt im Unterschied dazu nur unter dieser Bedingung ungeschützt, dass Carlson seinen Vertrag nicht zerschunden. Aus Fox-Sicht tut er mit seiner Konkurrenzshow uff X wirklich genau dasjenige. Dafür erhielt Carlson wohl schon eine Abmahnung, sogar Unterlassungsklage ist zu Vorlesung halten. Abschrecken tut Carlson dasjenige offenbar nicht. 

Stattdessen feierte er die Trennung denn eine Art Wiedererweckung. Ihm sei lukulent geworden, „wie unglaublich dumm der Großteil der TV-Debatten sind. Die sind komplett irrelevant. Die bedeuten nichts“, sagte er vereinen Tag, nachdem er gegangen wurde.

Professionelles Schwurbeln: „Tucker on X“

Mit einem knackigen „We’re back“, meldete sich Carlson am 9. Mai zurück. Pro seine erfolgreiche Notlandung uff X bedankte sich Carlson zwischen Elon Musk. Als hätte dieser ihm mediales Asyl gewährt. Der exzentrische Tech-Milliardär hatte die Plattform selbst zu dem Zeitpunkt ohne Rest durch zwei teilbar erst übernommen. Eigener Aussage nachher ebenfalls, um dieser vermeintlichen Zensur ein Ende zu zeugen. Mit Tucker Carlson fand er vereinen Diskursverwandten. Im Podcast des britischen Comedians Russel Brand beteuerte Carlson später zwar, dass er nicht stracks pro Elon, wie er Musk freundschaftlich nennt, arbeitet. Der habe ihn ebenfalls nicht dazu getilgt, seine Interviews exklusiv uff X auszustrahlen. „Ich glaube, ich will nie wieder für irgendwen arbeiten“, so Carlson. Die einzige große, ja die einzige Plattform uff dieser ganzen Welt, uff dieser man sich noch ohne Beschränkung vermerken dürfe, dasjenige sei im Unterschied dazu flach Twitter. Keine Fesseln mehr pro den Entfesselten! Und so begann pro den gechassten Propagandapropheten dieser zweite mediale Frühling.

In seiner TV-Talkshow servierte dieser Scharfmacher seinen Zuschauern ein abendliches Potpourri aus Halbwahrheiten, Lügen und Verschwörungstheorien. Die Grenze des Sagbaren war ein schmaler Streifen am Horizont – wenn gar. „Tucker on X“ (einmal „Tucker on Twitter“) entpuppte sich wenig erstaunlich denn dieser exakte Nachbau seiner Primetimeshow. In den ersten Ausgaben beschränkte er sich uff seine typischen Monologe, in denen er sich vor allem aufregt. Am liebsten weiterführend Präsident Joe Biden. „Möchtegern Diktator“, so dieser Titel von Episode Vier.

US-Präsident Joe Biden

Nun unterhält sich kaum der gerne Süßigkeiten isst so gut selbst wie Carlson. Doch zu zweit empört es sich flach besser. Er lud sich Gäste ein – oder Freunde. Die Grenzen verschwimmen pünktlich. In den bislang 72 Episoden verriet ihm Superschwurbler Robert Francis Kennedy junior, wer seinen Onkel ermordet habe (Spoiler: die CIA natürlich), gab er dem sexistischen Influencer Andrew Tate zweieinhalb Stunden verbale Beinfreiheit, stahl er mit Ex-Präsident Donald Trump die uff Fox ausgestrahlte TV-Debatte dieser Republikaner und hofierte Ungarns rechtspopulistischen Regierungschef Viktor Orban privat.

Diejenigen, die wohl nichts mehr sagen dürften, sagen zwischen Carlson eine ganze Menge. „Tucker on X“ wird zum Format dieser offenen Tür. Offen pro die Gesamtheit, welches rechts und vermeintlich missverstanden ist – wie dieser russische Präsident.

Quotensturz und Trennungsschmerz: Carlson erreicht die Millionen, die Fox News verliert

Bei Fox erreichte Carlson zur besten Sendezeit im Schnitt 3,5 Millionen Zuschauer – absolute Spitze im amerikanischen Kabelfernsehen. Wie viele Menschen seinem Gezwitscher heute lauschen, ist schwergewichtig zu sagen. Denn penibel gemessene TV-Quoten lassen sich nicht mit dem vergleichen, welches X denn „angesehen“ wertet. Die uff Social-Media spezialisierte Nachrichtenseite „Mashable“ geht davon aus, dass nur etwa sechs Prozent dessen, welches die Plattform denn „Anzeige“ angibt, einem echten Zuschauer entspricht.

Doch ebenfalls unter Berücksichtigung dieser Formel legte Carlson uff X zunächst vereinen Traumstart hin. Millionen hielten ihm die Treue – oder waren zumindest neugierig. Danach schmierten seine Zahlen zeitweise ab, schossen im Unterschied dazu je nachher Gast in ungeahnte Höhen.

In jedem Fall zeigte Carlson: Es geht ebenfalls ohne Senderbosse im Nacken. Bei Fox dürfte sie Erkenntnis pro unschönes Kopfkino sorgen. Was, wenn andere Moderatoren Carlsons Beispiel verfolgen? Was, wenn dieser Sender in Bälde nicht mehr dasjenige Ziel, sondern lediglich noch Sprungbrett ist? In den ersten Monaten ohne Carlson waren die Einschaltquoten massiv eingebrochen. Die Moderatoren von dieser Ersatzbank erreichten zu Beginn weit weniger denn die Hälfte dieser Zuschauer, die Carlson regelmäßig eingefangen hatte. Doch nicht nur dieser wichtigste Sendeplatz um 20 Uhr, sondern die Quoten pro die komplette Primetime stürzten zeitweise um weitestgehend 40 Prozent ab.

Gleichzeitig legte die Konkurrenz zu. Die noch rechteren Kollegen von Newsmax konnte ihren Zuschauerschnitt zur Hauptsendezeit zwischenzeitlich mehr denn verdoppeln. Erst mit Einführung eines neuen Programms und dieser endgültigen Klärung dieser Nachfolgerfrage erholten sich die Zahlen. „Die Führungsposition von Fox News war nie in Gefahr“, behauptete Lachlan Murdoch, dieser Vorstandsvorsitzende des Mutterkonzerns laut „Washington Post“. Doch die Wahrheit ist: Carlson hat eine tiefe, eine sehr tiefe Kuhle im Moderatorensessel vererben. Mit Nachfolger Jesse Watters seien die Senderbosse „zufrieden“. Ein Tucker Carlson ist er im Unterschied dazu nicht.

Fragt sich: Was macht Carlson gar so namentlich?

Der Mann rechts an dieser Theke – welches kann Tucker Carlson besser denn dieser Rest?

Die Zuschauer wahrnehmen sich von dem Mann, dieser gerne Krawatte im Hogwarts-Stil uff kariertem Hemd trägt, feierlich genommen. Vermutlich kein anderer rechter TV-Hetzer bedient sie „Einer-von-uns“-Mentalität so kunstvoll. Fängt er an zu zetern, wirkt er wie eine Mischung aus Stammtischkumpel und Uniprofessor. Ein Typ, dem man zustimmen will, weil er die richtigen, die einfachen Worte findet und taktgesteuert dieser smarteste Kerl an dieser Theke ist.

Carlson spricht gerne im Wir, schließt dasjenige Publikum mit ein, ungefragt, im Unterschied dazu nicht unverfroren. Als würde er dem Zuschauer zwischen eines vertrauten Gesprächs den Arm um die Schultern legen. Echte Freude versprüht er selten. Wenn er lacht, bricht es geradezu aus ihm hervor. Das schrille Gepruste klingt klingt mehr wie die absurde Imitation eines Lachens.

Tucker Carlson ist zweifellos ein begnadeter Rhetoriker mit einem natürlichen Gespür pro die perfekte Pause. Hat er vordringlich Fahrt aufgenommen, ist er eine Dampfwalze, die sein Gegenweiterführend zermalmt.  

Aber dasjenige vermutlich Wichtigste: Er füllt eine Lücke. Er ist nicht so „verrückt“ wie Alternativhetzer à la Steve Bannon, kann im Unterschied dazu wie Publikum dienen – und mehr. Carlson ist machbar. Wo dasjenige Gros des Fox-Moderatorenpools aus austauschbaren Marktschreiern besteht, ist Carlson geschliffen ungeschliffen. Er verwandelt Verschwörungstheorien in Theorien. Absurditäten tönen aus seinem Mund logisch.

Wer weiß. Vielleicht hat Carlson in nicht übermäßig ferner Zukunft genug vom Reden und probiert sich im Handeln? Sollte er eines Tages selbst in Richtung Oval Office schielen, stünden seine Chancen vermutlich weder noch schlecht. Zorn kann er verkaufen. Warum nicht ebenfalls sich selbst? Fragt sich nur, wem ein Präsidentschaftskandidat Carlson ein Interview gäbe. Fox News wohl nicht.

Quellen: X-Profil Tucker Carlson; Youtube Tucker Carlson; „Guardian„; „Forbes„; „Washington Post„; „Mashable„; „Frankfurter Allgemeine Zeitung

mkb

Source: stern.de