Schreiben wie Beruf: Der schreibende Leib

Mein Leib schreibt. Er hat Narben von Operationen, von
Tumoren, von Krankheiten und Unfällen. Hitzewallung, Migräne und
Muskelverspannung. Adrenalinanstieg und Cortisolausschüttung. Mein alternder,
kranker Leib schreibt täglich.

Als Kind hinterließ dasjenige Schreiben eine harte Schwiele genau
dort, wo jener Stift auflag. Heute arbeite ich wie Science-Fiction-Autor*in. In
Essays, Kurzgeschichten und Romanen entwerfe ich Zukünfte – queer, politisch,
utopisch. Ich habe dasjenige Gefühl, dass wir, konfrontiert mit Krisen aus Kriegen,
Klimakollaps und Pandemie, mehr utopisches Denken nötig haben denn je. Heute
verformt dasjenige professionelle Schreiben meinen Leib weiter:
Wirbelsäulenverkrümmung, Brustmuskelverkürzung. Schultern, die nachher vorn
gebeugt sind. Ein Leib mit eingeklappten Flügeln. Und Schmerzen.