1400 Mitarbeiter bangen: Bosch-Siemens-Hausgeräte schließt zwei deutsche Werke

Der Bosch-Konzern kommt nicht zur Ruhe, nach der Autosparte ist es nun der Geschäftsbereich Konsumgüter, der sein Fabriknetz in Deutschland anpasst. Die Tochtergesellschaft Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) beendet im brandenburgischen Nauen bis Mitte 2027 die Herstellung von Waschmaschinen und im baden-württembergischen Bretten bis März 2028 die Produktion von Herden und Dunstabzugshauben. Betroffen von der Schließung sind etwas mehr als 1400 Mitarbeiter, davon rund 440 in Nauen und rund 980 in Bretten, wie das Unternehmen am Freitagnachmittag mitteilte, nachdem die Geschäftsführung zwischen Früh- und Nachmittagsschicht die Belegschaften informiert hatte.
„Uns ist bewusst, dass ein solcher Schritt mit Sorgen und Unsicherheiten verbunden ist. Wir treffen diese Entscheidung nicht leichtfertig. Sie ist das Ergebnis einer intensiven, sorgfältigen und umfassenden Prüfung. Dieser Schritt ist notwendig, um unsere Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit abzusichern“, erklärt Matthias Metz, Vorsitzender der BSH-Geschäftsführung.
Es ist innerhalb von nur eineinhalb Jahren der zweite große Einschnitt beim Traditionsunternehmen, das Bosch und Siemens 1967 gemeinsam gegründet hatten, und das seit 2015 vollständig zum Bosch-Konzern gehört. Im Februar 2024 hatte BSH bereits den Abbau von weltweit 3500 Arbeitsplätzen bis 2027 angekündigt, davon 1000 in Deutschland. Damals waren ausschließlich Mitarbeiter in Verwaltung, Vertrieb und Zentralfunktionen betroffen, nun trifft es auch die Produktion. BSH beschäftigt weltweit 57.000 Menschen, davon 16.000 in Deutschland.
Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht ausgeschlossen
Die Gründe sind ähnlich wie vor 19 Monaten. „Die Nachfrage ist weiter schwach, die Immobilienmärkte stagnieren, so dass in Neubauten keine neuen Geräte benötigt werden“, sagte eine Sprecherin der F.A.Z. „Hinzu kommt, dass sich das Konsumentenverhalten mehr und mehr ändern, die Bereitschaft für ein Produkt Made in Germany einen gewissen Preis zu zahlen sinkt, während die Nachfrage nach preisgünstigen Geräten steigt.“
Nach Angaben des Unternehmens sollen die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen so schnell wie möglich aufgenommen werden. „Wir versuchen für alle Mitarbeiter gute Lösungen zu finden“, sagte die Sprecherin weiter. „Betriebsbedingte Kündigungen können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen.“ Während BSH in Nauen den Logistikfunktionen weiterführen will, stellt das Unternehmen in Bretten auch die Logistik ein und baut weitere mit den Fabriken zusammenhängende Funktionen ab. Die Versorgung des Marktes mit Geräten aus den Produktkategorien Waschen, Kochen und Dunstabzug erfolgt künftig im Wesentlichen aus anderen europäischen Werken.
Im Jahr 2024 hatte vor allem das Geschäft in Nordamerika die Rückgänge im Heimatmarkt und in Europa ausgeglichen. Insgesamt stieg der Umsatz um drei Prozent auf 15,3 Milliarden Euro, nachdem der Hersteller von Herden, Backöfen, Geschirrspülern, Waschmaschinen und Trocknern im Vorjahr nach dem Ende der hohen Nachfrage während der Corona-Pandemie noch einen Umsatzrückgang von sieben Prozent vermeldet hatte.
Genaue Gewinnzahlen nennt BSH nicht. „Die Zahlen sind schwarz, wir haben uns beim Ergebnis gegenüber dem Vorjahr verbessert“, hatte Finanzchef Thorsten Lücke im Frühjahr gesagt. Bosch-Konzernchef Stefan Hartung hatte Anfang des Jahres von allen Geschäftsbereichen eine Umsatzrendite (Ebit) von sieben Prozent gefordert – auch die Frage, ob BSH diese Vorgabe erreicht habe, beantwortete Lücke nicht. BSH gehört mit den Elektrowerkzeugen bei Bosch zum Bereich Konsumgüter, der nach dem Automobilgeschäft die zweitgrößte Sparte ist und mit 20,3 Milliarden Euro mehr als 22 Prozent zum Konzernumsatz beiträgt.
Zuletzt stand vor allem die Autosparte von Bosch im Fokus. Wegen der sich zuspitzenden Autokrise streicht Bosch bis Ende 2030 insgesamt 22.000 Jobs in der Mobilitätssparte. Mit den Stellen, die bei BSH und im Geschäftsbereich Elektrowerkzeuge zur Disposition stehen, baut Bosch dann rund 28.000 Arbeitsplätze ab.