Wetter: Dürren und Niederschläge werden extremer – Satellitenmessungen

Niedriger Wasserstand am Baitings-Stausee in Großbritannien (Bild von August 2022)
Foto: Christopher Furlong / Getty Images
Kunstschnee-Skipisten inmitten grüner Wiesen, Spaziergänge in ausgetrockneten Flüssen und Seen oder überschwemmte Wohngebiete: Die Stärke von Dürren und Extremniederschlägen nimmt einer umfassenden Studie zufolge insgesamt zu. Die Gesamtintensität aller analysierten Ereignisse korrelierte demnach stark mit der weltweiten Mitteltemperatur. Besonders deutlich sei dies bei der Anzahl und durchschnittlichen Stärke der extrem trockenen Ereignisse zu sehen, schreiben die Autoren.
Die Daten dazu stammen aus weltweiten Satellitenmessungen von 2002 bis 2021. Zwei Forscher ermittelten die Änderungen im Wasserkreislauf bei 1056 Extremereignissen und stellen die Ergebnisse im Fachmagazin »Nature Water« vor.
Das Team nutzte Daten der Satelliten-Missionen »Grace« und »Grace-FO« und ermittelte daraus Monat für Monat Änderungen im Gesamtwasserspeicher (Terrestrial Water Storage) verschiedener Regionen. Eingeflossen sind Erkenntnisse über Flüsse, Seen, die Schneedecke, die Bodenfeuchtigkeit und das Grundwasser. Erfasst wurde dafür etwa das Erdschwerefeld und damit die Bewegung des Wassers auf der Erde.
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2015 bis 2021, in den sieben wärmsten Jahren des Studienzeitraums, lag die Häufigkeit der größten Extremereignisse – der 30 wasserreichsten und der 30 trockensten – bei vier pro Jahr. In den 13 vorangegangen Jahren waren es drei im Jahr.
Damit nahmen die intensivsten Extremereignisse gerade dann zu, als die globalen Temperaturen begannen, eine Reihe von Rekorden oder Werten in ähnlichem Spektrum zu erreichen, wie das Team schreibt. Die Studie deute darauf hin, dass »die weitere Erwärmung des Planeten zu häufigeren, schwereren, längeren und/oder größeren Dürren und Niederschlagsereignissen führt«.
Dürre in Europa
Das demnach stärkste wasserreiche Ereignis begann 2019 und umfasste große Teile Afrikas südlich der Sahara bis einschließlich der Demokratischen Republik Kongo und Tansania. Das Wasser im Victoriasee stieg demnach 2020 um über einen Meter und verursachte große Überflutungen in der Umgebung.
Die größte Trockenheit sei die Rekorddürre in Nord-Ost-Südamerika 2015 bis 2016 gewesen. Als ein besonders intensives Ereignis erwähnt das Team auch die europaweite Trockenheit der vergangenen Jahre, die nach Kriterien der Studie kurzzeitig im Jahr 2021 endete. Doch die Wasserstände blieben nach Autorenangaben unter der Norm und die Trockenheit kehrte 2022 zurück, mehrere Flüsse erreichten historische Tiefststände.
Auch derzeit kämpfen viele Länder in Europa mit Dürre. Am Montag meldete Frankreich vielerorts einen »mäßigen bis sehr niedrigen« Grundwasserspiegel. In Teilen Spaniens, etwa in der Region um Barcelona, sind die Pegel wichtiger Wasserreservoirs ungewöhnlich niedrig (mehr dazu lesen Sie hier).
Zugleich richteten Überschwemmungen etwa in den südamerikanischen Ländern Ecuador und Peru sowie im Osten Afrikas, etwa in Mosambik und Malawi, in diesen Tagen schwere Schäden an, mehr als hundert Menschen starben.
Die Studie bestätige nicht nur die Prognosen der Klimamodelle, sondern auch die Hypothese: wo es ohnehin schon trocken ist, wird es noch trockener; und wo es ohnehin schon nass ist, noch nasser, schreibt Melissa Rohde von der State University of New York in Syracuse in einem Kommentar zur Studie . Sie plädiert dafür, die genutzte Technik zur Vorsorge zu nutzen. »Das Erkennen von Dürre- und Hochwasserereignissen, bevor sie sich verschärfen, kann Wassermanagern helfen, entsprechend zu reagieren und die negativen Auswirkungen zu verringern.« Zudem müsse die Infrastruktur angepasst werden. Wichtig sei auch der Aufbau gesunder landwirtschaftlicher Böden, die mehr Wasser aufnehmen und Kohlendioxid besser speichern könnten.