Wels-Angriffe: Die Angst vorm dritten Welskrieg

Das eigentümlichste Naturschauspiel des deutschen Sommers wird gerade am bayerischen Brombachsee aufgeführt. Was zunächst wie eine lokale Posse anmutete, ist mittlerweile zu einem Drama von shakespeareschen Ausmaßen angewachsen. Geht es hier doch um praktisch alles: Schuld, Schicksal, Moral, Tod und Rache.

Nachdem am 20. Juni ein über zwei Meter langer und 90 Kilogramm schwerer Wels mindestens fünf Badegäste in dem mittelfränkischen See verletzt hatte, vermutlich zur Verteidigung des eigenen Nachwuchses, griff die Polizei schließlich zur Waffe und tötete den sonst eher menschenscheuen Fisch. Daraufhin kündigte die Tierschutzorganisation Peta an, Anzeige zu erstatten. Der Wels habe schließlich „ein absolut arttypisches Verhalten gezeigt“. Man könnte auch sagen: Er hat in existenzieller Notwehr gehandelt. Spätestens da avancierte der Problem-Wels zum sozial-medialen Totemtier. Denn es bleiben ja in der Tat Fragen: Warum musste der namenlose Fisch sterben? Hätte man nicht auf Verhandlungen setzen können? Haben Politik und Medien am Ende mitgeschossen?