„Was liest du gerade?“: „Es gibt einen Grad an Unversöhnlichkeit, wenn es um Bücher geht“

Im ZEIT-Literaturpodcast
Was liest
du gerade?
 
besprechen Iris Radisch und Adam Soboczynski die interessantesten Neuerscheinungen – Romane, Erzählbände, Lyrik. Am ZEIT-Stand auf der Frankfurter
Buchmesse präsentierten die ehemalige Literaturchefin und der aktuelle
Literaturchef der ZEIT ihre Entdeckungen nun live vor Publikum.

Mit Im Wahn
der anderen
sprechen sie über Erzählungen des frisch verkündeten Literaturnobelpreisträgers
László Krasznahorkai. Soboczynski fühlt sich an Kafka erinnert, für Radisch handelt
es sich um „Bewusstseinsströme“, die man früher als „Junggesellenprosa“
beschrieben hätte: Literatur über Männer, die sich vollkommen in ihrer
Einsamkeit eingraben.

Bei Bettina
Flitners Roman Meine Mutter
 sind sich Radisch und Soboczynski wesentlich
weniger einig. Flitner erzählt in ihrem neuen Buch ihre Familiengeschichte, die sie in einem prachtvollen Sanatorium im niederschlesischen Wölfelsgrund beginnen lässt. Für Iris Radisch kippt Flitners sprachliche Kälte
in die Oberflächlichkeit, für Adam Soboczynski ist sie Ausdruck analytischer
Schärfe. „Es gibt immer einen bestimmten Grad an Unversöhnlichkeit, wenn es um
Bücher geht“, sagt Soboczynski.

Auch der Klassiker
dieser Folge ist ein Mutterporträt: Peter Handkes Erzählung Wunschloses
Unglück
von 1972, in der er den Suizid seiner Mutter literarisch
verarbeitet. Der Roman sei in seinem autofiktionalen Ansatz sehr gegenwärtig, Radisch fühlte sich an das
Schreiben Annie Ernaux‘ erinnert.

Sehen Sie hier
das Video der Podcastaufnahme mit Iris Radisch und Adam Soboczynski.