Warum welcher Pfandtourismus nachher Ostmark blüht

Stand: 18.02.2025 09:30 Uhr

In Österreich zahlen Händler für einen Kasten mit 20 leeren Bierflaschen seit Anfang Februar fast vier Euro mehr als in Deutschland. Einige Verbraucher nutzen das bereits aus – zu Lasten von Brauereien.

Der Tanktourismus an der deutsch-österreichischen Grenze sein Pendant gefunden: den Pfandtourismus. Denn seit Anfang Februar erhalten Verbraucher in Österreich für einen Kasten mit 20 leeren Bierflaschen 3,90 Euro mehr als in Deutschland.

Das wird bereits von vielen Menschen ausgenutzt, teilweise sollen schon ganze Anhänger mit Kästen über die Grenze gefahren worden sein. Was Verbrauchern als Schnäppchen erscheint, kostet Handel und Brauer bares Geld und facht die Debatte über eine Pfanderhöhung in Deutschland neu an.

Flaschenpfand in Österreich um 11 Cent erhöht

Hintergrund des aufblühenden Pfandtourismus ist die Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands im Nachbarland von 9 auf 20 Cent bei Bierflaschen. In Deutschland liegt das Pfand je Flasche bei 8 Cent.

Zudem ist schon seit längerer Zeit das Bierkastenpfand in Österreich mit 3 Euro doppelt so hoch wie in Deutschland. Das sorgt in Summe dafür, dass ein in Deutschland mit 3,10 Euro Pfand erworbener Kasten leer in Österreich eine Pfanderstattung von 7,00 Euro bringt.

Händler müssen nur haushaltsübliche Mengen annehmen

Und das wird offenbar bereits von vielen Verbrauchern ausgenutzt. „In den ersten Tagen war die Tendenz katastrophal“, sagt Christian Thiel von der Brauerei Schönramer in Petting. „Ich kenne einen Fall, da ist jemand mit einem Anhänger mit 50 Kästen bei einem kleinen Getränkemarkt vorgefahren. Der hat das aber nicht angenommen.“

Auch vom Verband der Brauereien Österreichs heißt es, dass Händler nur haushaltsübliche Mengen an Leergut zurücknehmen müssten und nur Kästen, die sie selbst im Sortiment hätten. Zahlen, zu einem möglichen Pfandtourismus, lägen nicht vor, sagt Sprecher Florian Berger vom Verband der Brauereien Österreichs. „Es gibt aber grenznahe Handelspartner, die berichten, dass nun ein bisschen mehr los sei als sonst.“

Das Problem trifft jene Brauer und Getränkehersteller, die auf beiden Seiten der Grenze verkaufen. Wird einer ihrer Kästen samt Flaschen in Deutschland gekauft und in Österreich zurückgegeben, fehlen ihnen genau die 3,90 Euro, die der Kunde gewinnt.

Deutsches Pfand seit Jahrzehnten nicht erhöht

Auch in Deutschland schwelt seit Jahren eine Debatte über eine Pfanderhöhung, die nun ein Stück weit neu angestoßen wird. Hintergrund ist, dass das Pfand in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten nicht erhöht wurde und immer noch bei den 8 Cent liegt. Dieser Betrag hatte sich bei der Euro-Umrechnung aus den alten 15 Pfennig ergeben.

Dabei kosten Leergut und Kästen in der Beschaffung längst sehr viel mehr. 20 Cent pro Flasche wie in Österreich lägen sehr viel näher an den echten Kosten, heißt es vom dortigen und auch vom bayerischen Brauerbund.

Keine Unterschiede beim Einwegpfand

Letztlich scheuen die deutschen Brauereien aber drei Punkte: dass eine Erhöhung Kunden verschrecken könnte, die Kosten von geschätzt mehreren hundert Millionen Euro und mögliche Leergutengpässe. Denn Kunden könnten vor einer Umstellung Pfand horten – um es später für mehr Geld zurückgeben zu können.

Ganz anders ist die Lage beim in Österreich seit Jahresbeginn geltenden Einwegpfand. Das ist einerseits mit 25 Cent auf dem gleichen Niveau wie in Deutschland. Hinzu kommt: Die Flaschen sind auf den beiden Seiten der Grenze unterschiedlich, sodass sie auch nur im Ursprungsland zurückgegeben werden können.

Source: tagesschau.de