Wahl in Portugal: Wie die Wohnungsnot Portugal spaltet

Amelia do Carmo Rodríguez Rainho lässt die Fenster ihres Autos runter. Der schwarze Wagen hat sich in der Maisonne mächtig aufgehitzt. Sie mache die Klimaanlage nicht mehr an, sagt Rainho entschuldigend, das koste zu viel Benzin: „Die Fenster müssen reichen.“

Rainho ist 53 Jahre alt, eine kleine Frau mit blond gefärbtem Haar, Grundschullehrerin – und damit eigentlich Teil der Mittelschicht. 

Zu Hause in ihrer Zweizimmerwohnung im Lissabonner Randviertel Ramada legt sie einen Stapel Kassenbons auf den Küchentisch. Mit einer App scannt sie die Barcodes ein, um Punkte zu sammeln. So kann sie beim nächsten Einkauf sparen. „Meinen Fernseher habe ich so umsonst bekommen“, sagt sie und klingt beinahe etwas stolz. Seit 25 Jahren arbeite sie nun als Lehrerin, erzählt Rainho. Heute habe sie ein Monatsgehalt von 1.600 Euro netto. Der Mindestlohn liegt in Portugal bei 1.015 Euro pro Monat. „Ich habe jahrelang studiert und bekomme nicht deutlich viel mehr als jemand, der nichts gelernt hat“, sagt sie. Am Ende des Monats muss Rainho meist an ihr Erspartes, um die laufenden Kosten zu bezahlen: den Unikurs für ihren 23-jährigen Sohn, die Physiotherapie für ihr kaputtes Knie, Lebensmittel, Strom, Wasser. „Und uns Lehrer nennt die Politik reiche Leute“, sagt sie.