Volocopter-Übernehmen: Chinesischer Käufer will deutschen Standort sichern
Nun ist es fix: Ein chinesischer Konzern hat den Branchenpionier aus Baden-Württemberg gekauft. Damit wird auch manches zur Zukunft und zum Standort Deutschland klarer.

Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter, unter früherer Führung von Dirk Hoke, wird nach der Übernahme durch den chinesischen Konzern Wanfeng weiter am Standort in Bruchsal bei Karlsruhe arbeiten. Dessen österreichische Tochtergesellschaft Diamond Aircraft mit Sitz in Österreich habe Volocopter neu aufgestellt, heißt es in einer Mitteilung.
Ziel sei es, Kosten weiter zu senken und sich auf das Erreichen der Musterzulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit zu konzentrieren, die den kommerziellen Betrieb ermöglicht. Diese angestrebte Musterzulassung bleibt für Firmen wie Volocopter und Lilium entscheidend. 185 Mitarbeiter werden nach Angaben einer Sprecherin weiter beschäftigt.
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Vor einigen Tagen hatte Wanfeng mit Hauptsitz in China den Kauf per Börsenmitteilung angekündigt. Der österreichische Flugzeughersteller Diamond Aircraft ist zu 100 Prozent im Besitz von Wanfeng. Er sei ein starker strategischer Partner, der auf der bisherigen Arbeit von Volocopter aufbauen werde, sagte Insolvenzverwalter Tobias Wahl laut Mitteilung. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Diamond Aircraft Group, Bin Chen, teilte mit, das Portfolio des Unternehmens werde durch Volocopter, das Flugtaxi Volocity und künftige Modelle weiter gestärkt.
Schon im Herbst war bekanntgeworden, dass Firmenchef Dirk Hoke spätestens zum 1. April 2025 die Führung beim Technologiekonzern Voith in Heidenheim übernehmen sollte. Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche sollte als Beiratsvorsitzender bei Volocopter einen Nachfolger für Hoke suchen.
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Das 2011 gegründete Startup baut senkrecht startende vollelektrische Fluggeräte. Sie sollen gerade in dicht besiedelten Metropolen wie Rom und Osaka eine alternative Verkehrsmöglichkeit bieten. In Deutschland waren bisher Einsätze in der Luftrettung geplant. Doch für den Passagierbetrieb fehlt nach wie vor eine Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit.
Weil es auch immer wieder an Geld mangelte und staatliche Hilfe vom Bund und den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern ausblieb – zuvor erwog die Bundesregierung Finanzhilfen von bis zu 50 Millionen Euro – stellte Volocopter am zweiten Weihnachtstag einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Anfang März folgte dieser Schritt dann. Nach Gründerszene-Informationen wurden etwa um die 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freigestellt.
Auch der bayerische Elektroflugzeugbauer Lilium, geführt von Severin Tatarczyk, kämpft mit starken Finanzproblemen. Vor kurzem musste er zum zweiten Mal Insolvenz anmelden. In einem zunehmend umkämpften Markt, in dem auch Airbus mitmischt – die eigenen Bemühungen aber selbst auf Eis gelegt hat –, bleibt die Zukunft der Flugtaxi-Hersteller ungewiss.
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Source: businessinsider.de