Unruhe im Bankensektor weckt böse Erinnerungen

Es war eine aufregende Woche für Banken und deren Aktionäre. Da war zunächst der Zusammenbruch der amerikanischen Silicon Valley Bank am vergangenen Freitag und die bange Frage: Ist es ein Einzelereignis, oder hat es systemische Folgen?

Die Nischenbank aus Kalifornien hatte die Risiken der Zinswende falsch eingeschätzt und während der vergangenen Jahre in großem Umfang in langfristige Staatsanleihen investiert. Der Versuch, die Wertverluste durch eine Kapitalerhöhung auszugleichen, wurde von den Kunden als Liquiditätsproblem aufgefasst und löste einen Bankrun aus. Kurz darauf übernahm die staatliche Einlagensicherungsbehörde Federal Deposit Insurance Corporation dann das Ruder. Um zu verhindern, dass weitere amerikanische Regionalbanken von einem Bankrun getroffen werden, gab die US-Regierung eine Garantie für die kompletten Kundeneinlagen der SVB, und die Fed stellte Kredite für Finanzinstitute bereit, die Anleihen als Sicherheiten geben.

Blackrock-Chef Larry Fink warnte vor anhaltenden Risiken für den Bankensektor. Zwar hätten die regulatorischen Maßnahmen gegen Ansteckungseffekte bisher geholfen, „aber die Märkte bleiben nervös“. Der Dow Jones startete verhalten mit einem leichten Plus in die neue Handelswoche. Dagegen fiel der deutsche Leitindex am Montag um 3,3 Prozent und zum ersten Mal seit Mitte Januar wieder unter 15.000 Punkte.

Donohoe: Keine Ansteckungsgefahr für Europa

Die Finanzminister der Euroländer Paschal Donohoe betonten zu Beginn der Woche, man sehe keine Ansteckungsgefahr für Europa, da die meisten europäischen Banken an der SVB nicht beteiligt seien und das Vertrauen zwischen den Banken noch intakt sei, erkennbar an den Interbankenzinssätzen Libor und Euribor. Daher sehe man auch keine Hinweise auf eine neue Bankenkrise. Trotzdem wurden auch deutsche Bankaktien von dem Beben erschüttert. Die Titel der Deutschen Bank fielen zum Wochenbeginn um 7,8 Prozent auf 9,88 Euro. Ähnlich erging es der Commerzbank, die allein am Montag 14 Prozent an Wert einbüßte.

Erst am Dienstag erholten sich die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks wieder. Viele Marktteilnehmer kamen zu dem Schluss, der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sei zwar tragisch, aber kein Auslöser einer neuen Finanzkrise. Doch schon am Mittwoch wurden die Finanzmärkte vom nächsten Beben erschüttert: Gerüchte um Liquiditätsprobleme der seit Monaten angeschlagenen Credit Suisse ließen die ohnehin schon gebeutelte Aktie in den Keller rauschen. Grund war eine Äußerung des Präsidenten des Großaktionärs Saudi National Bank, man könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen kein weiteres Geld in die Schweizer Großbank investieren. Daraufhin verlor die Aktie 30 Prozent und fiel auf ein Rekordtief von 1,55 Schweizer Franken.

Die Schockwellen machten die Erholung vom Dienstag zunichte und schickten die Börsen abermals auf Talfahrt. Um Märkte und Anleger zu beruhigen und Panik zu vermeiden, stellte die Schweizerische Nationalbank für den Ernstfall 50 Milliarden Franken Liquidität in Aussicht, welche die Bank am Donnerstag in Anspruch nahm. Das ließ sowohl Schweizer Bankkunden als auch den deutschen Aktienmarkt aufatmen. Der Aktienkurs der Credit Suisse erholte sich und stieg bis zum Ende der Woche um 23 Prozent, blieb jedoch unter der Marke von zwei Franken.

Als wäre das noch nicht genug für eine Woche, stand am Donnerstag noch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank an. Wie angekündigt, hielt sie am Kurs der Inflationsbekämpfung fest und hob den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Daraufhin setzten die Banktitel ihre Achterbahnfahrt fort und rutschten noch ein Stück tiefer. Am Ende der turbulenten Woche standen die Deutsche-Bank-Titel 14 Prozent tiefer. Die Commerzbank verlor in dieser Woche sogar 20 Prozent. Dax und Euro Stoxx 50 beendeten die Woche mit einem Minus von jeweils vier Prozent. Welche Folgen die Zinswende noch haben wird und wie gravierend sich diese auf die Banken auswirken, bleibt abzuwarten. Das Gespenst der Krise ist noch nicht gebannt.

Source: faz.net