Uno-Studie: Wasser in Plastikflaschen untergräbt die Wasserversorgung

Wasserflaschen

Wasserflaschen


Foto: Hannibal Hanschke / dpa

Das wachsende Geschäft mit abgefülltem Trinkwasser untergräbt die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Die sehen unter anderem den Zugang zu Wasser für alle Menschen vor. Der Industriezweig sei »strategisch nicht auf das Ziel ausgerichtet, universell Wasser bereitzustellen«, kritisiert das in Kanada ansässige Uno-Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit in einer neuen Studie zum Thema.

Ein Ausbau des Flaschenwasser-Angebots könne vor allem in schlecht entwickelten Ländern dazu führen, dass der allgemeine Zugang zu sauberem Wasser nicht ausreichend ausgebaut wird, während die Produzenten des Flaschenwassers Geld machten. Allein von 2010 bis 2020 sei das Geschäftsvolumen um 73 Prozent gewachsen – dieser Trend werde sich Prognosen zufolge fortsetzen.


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»Dies weist auf einen globalen Fall extremer sozialer Ungerechtigkeit hin, bei dem Milliarden von Menschen weltweit keinen Zugang zu zuverlässigen Wasserdiensten haben, während andere Wasserluxus genießen«, hieß es in einer Mitteilung. Während abgefülltes Wasser in den Industrieländern als gesünder und geschmackvoller gelte und damit eher ein Luxusprodukt sei, werde der Verkauf von Trinkwasser in Flaschen in ärmeren Ländern durch die mangelhafte öffentliche Wasserversorgung vorangetrieben. Für diese Probleme seien oft mangelnde Investitionen und Korruption verantwortlich.

Abgefülltes Wasser könne 150 bis 1000 Mal so viel pro Liter kosten wie Leitungswasser, heißt es in dem Bericht. Demnach wurden im Jahr 2021 weltweit 350 Milliarden Liter Wasser in Flaschen abgefüllt, der Umsatz damit betrug 270 Milliarden US-Dollar. Es seien 25 Millionen Tonnen Plastikabfall entstanden – das entspreche einer Kette von 40-Tonnern von New York nach Bangkok. Beim Pro-Kopf-Konsum von abgefülltem Wasser liegt Deutschland mit mehr als 150 Litern pro Jahr (in 2021) im weltweiten Vergleich auf Platz zehn, hinter den USA und vor Italien.

Vorbereitung der Uno-Wasserkonferenz

Die Erkenntnisse der Studie basieren den Vereinten Nationen zufolge auf Analysen aus mehr als 100 Ländern. Am 22. März ist Weltwassertag. An diesem Tag startet auch die Uno-Wasserkonferenz in New York. Dabei soll überprüft werden, inwieweit international beschlossene Ziele, unter anderem das Uno-Nachhaltigkeitsziel zum Zugang für alle Menschen zu sauberem Wasser, erreicht werden können. Weltweit haben zwei Milliarden Menschen – jede vierte Person – kein sauberes Wasser.

Auch in Industrieländern wird angesichts sinkender Grundwasserpegel und längerer Dürrephasen das Geschäft mit abgefülltem Wasser kritisch gesehen. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist das Thermalbad Vittel in den französischen Vogesen, wo der Lebensmittelkonzern Nestlé das gleichnamige stille Wasser in Plastikflaschen abfüllt und verkauft. Seit Jahren wird dort um das Wasser unter dem Ort gestritten .

Wasserstrategie für Deutschland

In Deutschland hat gerade erst Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Entwicklung einer nationalen Wasserstrategie angekündigt. Zusammen mit den Bundesländern will sie evaluieren, wo Verbundnetze und Fernleitungen nötig sind, um regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit auszugleichen. »Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in unseren Wäldern, Seen und Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen«, sagte die Grünenpolitikerin zur Begründung.

Aktivisten fordern auch, dass dort strengere Regeln für die Wassernutzung durch Unternehmen festgelegt werden. Sie zeigen sich etwa davon alarmiert, dass sowohl Aldi Nord als auch Red Bull in letzter Zeit mehrere Mineralwasserbrunnen in Bayern, Hessen und Brandenburg gekauft haben.


mamk/dpa-AFX