Uniper will ohne neue Staatshilfen auskommen

Mehr als 13 Milliarden Euro hat der Bund schon in die Rettung des Energiekonzerns Uniper gesteckt, fast 20 Milliarden Euro hält er für den inzwischen verstaatlichten Versorger noch in Reserve, um bis Ende 2024 mögliche weitere Verluste aus dem Gashandel auszugleichen. Doch zumindest aktuell sieht es so aus, dass den Steuerzahlern zusätzliche Belastungen erspart bleiben. „Ich kann bestätigen, dass keine weiteren Eigenkapitalzuführungen des Bundes notwendig sind“, sagte Interimschefin Jutta Dönges auf der Hauptversammlung.

Helmut Bünder

Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

Uniper versorgt Hunderte von Stadtwerken und Industrieunternehmen mit Erdgas. Der russische Lieferstopp hatte den Konzern an den Rand der Pleite gebracht, weil er ersatzweise Gas zu exorbitant hohen Preisen auf dem Markt beschaffen musste. Inzwischen sind die Lieferverpflichtungen für 2023 und 2024 nahezu vollständig durch Termingeschäfte abgedeckt. Weil die Preise seit dem vorigen Jahr deutlich gesunken sind, erwartet Uniper nun sogar einen Vorsteuergewinn von mehr als zwei Milliarden Euro aus den Absicherungsgeschäften. „Uniper hat wieder festen Boden unter den Füßen“, sagte Dönges.

Nach dem Betriebsverlust (Ebit) von 10,9 Milliarden Euro und einem Nettofehlbetrag von 7,4 Milliarden Euro strebt der Konzern für dieses Jahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen an. Bereits im ersten Quartal war ein bereinigtes Ebit von rund 750 Millionen Euro erzielt worden. Dazu beigetragen haben auch die Steinkohlekraftwerke, die Uniper auf Wunsch der Bundesregierung wieder an den Markt gebracht hat, um den Gasverbrauch in der Stromproduktion zu verringern.

Alle acht Tage ein Tanker in Wilhelmshaven

Als „Meilenstein“ bezeichnete Dönges die Fertigstellung des ersten Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven. Seit Dezember lege dort etwa alle acht Tage ein Tanker an. Mit jeder Ladung ließen sich rund 50.000 Haushalte ein Jahr lang versorgen. Dönges verwies aber auch auf die unberechenbaren Folgen des Ukrainekriegs für die Energiemärkte und hielt sich an den früheren Ergebnisausblick. „Trotz der für Uniper sehr positiven Entwicklung bleiben wir vorsichtig“, sagte sie.

Im Vorstand verantwortet Dönges die Finanzen und leitet seit dem Rücktritt von Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach übergangsweise den Konzern. Anfang Juni kommt als neuer Uniper-Chef der frühere Eon-Manager Michael Lewis, der die Hauptversammlung zu einer kurzen Vorstellung nutzte.

Seine Hauptaufgabe wird es sein, den Staatsanteil so schnell wie möglich zurückzuführen. 99,12 Prozent der Aktien liegen durch die Rettungsaktion beim Bund. Gegenüber der EU-Kommission hat er sich verpflichtet, bis Ende des Jahres einen Plan vorzulegen, um die Beteiligung auf 25 Prozent plus eine Aktie zurückzuführen. „Dazu werden wir in den nächsten Monaten unsere Vorstellungen einbringen. Unser Ziel ist es, Uniper als eigenständiges Unternehmen möglichst rasch wieder in überwiegend private Hände zu geben“, sagte Dönges. Als Teil der EU-Auflagen zur Genehmigung der Staatshilfen muss Uniper außerdem eine Reihe von Beteiligungen und Unternehmen verkaufen.

Dazu zählt neben der Beteiligung am russischen Energieversorger Unipro unter anderem das vor wenigen Jahren in Betrieb genommene Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Der Verkaufsprozess dafür habe noch nicht begonnen, die von der Kommission gesetzte Frist für die Veräußerung laufe noch bis Ende 2026. Schneller werden soll Uniper bei der Ausrichtung auf Ökostrom. Ziel sei es, von 2024 an jedes Jahr ein Gigawatt baureifer Kapazität zu entwickeln. Er sei davon überzeugt, dass Uniper beim Umbau des Energiesystems eine „tragende Rolle“ spielen werde, sagte der designierte neue Vorstandschef Lewis, der viele Jahre das Erneuerbaren-Geschäft von Eon geleitet hat.