Umfrage-Minus zu Händen Union: Eher ein blaues Auge zu Händen Merz, nicht mehr

Selten war eine neue Umfrage so spannend wie das neue Trendbarometer von RTL und ntv. Die Forsa-Umfrage zeigt nach der ersten gemeinsamen Abstimmung der Union mit der AfD ein Minus für CDU/CSU. Gut sieht es nicht aus.
Beim Parteitag der CDU hat die Basis Friedrich Merz gefeiert, bejubelt und bestärkt. Das Signal war eindeutig: Die Partei stützt ihren Kanzlerkandidaten. Bloß kein Streit drei Wochen vor der Bundestagswahl! Die denkwürdige Woche, geprägt von der ersten gemeinsamen Abstimmung mit der AfD, soll möglichst schnell im Rückspiegel verschwinden. Viele in der CDU sagen: Nun sei klar, dass mit Rot-Grün keine Asylwende zu machen ist, mit der Union aber schon. Und das sei eine gute Sache.
Doch sehen das die Menschen draußen im Land auch so? Im neuen Trendbarometer von RTL und ntv sieht da erstmal ernüchternd aus. Die Hoffnung, unterm Strich Wähler hinzuzugewinnen, erfüllt sich jedenfalls nicht. Stattdessen geht es minus zwei Prozentpunkte abwärts für die Unionsparteien, von 30 Prozent auf 28 Prozent. Ansonsten ist nicht viel passiert: Die SPD bleibt gleich bei 16 Prozent, die AfD ebenfalls bei 20. Grüne und Linke gewinnen einen Punkt hinzu. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei 2,5 Prozentpunkten. Rückenwind für die Union würde sich jedenfalls anders anfühlen.
In den Werten stecken noch mehr Erkenntnisse. Zum Beispiel die, dass die AfD nicht kräftig zulegt. Das Potenzial wäre durchaus da. Ende 2023 stand sie schon einmal bei 23 Prozent. Oder die Erkenntnis, dass auch SPD und Grünen am Ende nicht besonders profitieren konnten. Falls wer im Willy-Brandt-Haus dachte: „Jetzt beginnt die Aufholjagd“ – Pustekuchen. Es gibt allenfalls einen Mini-Trend, wenn man etwas weiter als eine Woche zurückschaut. Seit dem 7. Januar hat die Union vier Punkte verloren und die Grünen drei hinzugewonnen. Das ist immerhin mehr als die Fehlertoleranz.
Pfeile zeigen nach unten
Dabei hat die gemeinsame Mehrheit mit der AfD (sowie der FDP) die eigene Anhängerschaft gespalten. Immerhin 60 Prozent fanden das Vorgehen Merz‘ richtig, 34 Prozent lehnten es jedoch ab. Auch Merz‘ persönliche Werte haben gelitten. Könnte man den Kanzler direkt wählen, würden sich nur noch 22 Prozent für Merz entscheiden – statt 25 Prozent vor einer Woche. Zudem trauen weniger Menschen der Union zu, die Probleme im Land zu lösen. Vor zwei Wochen waren es noch 19 Prozent, seit vergangener Woche sind es nur noch 16. Alle Pfeile zeigen also nach unten.
Das muss nicht so weitergehen, zumal Merz bei RTL sagte, die Abstimmung mit der AfD sei eine Ausnahme gewesen – und auf dem Parteitag in Berlin ausdrücklich und eindeutig eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschloss, insbesondere eine Koalition oder eine Tolerierung. Er kehrte erkennbar zur alten Strategie zurück: Vor allem über Wirtschaft reden, die AfD abdrängen und eine Koalition in der Mitte, wahrscheinlich mit der SPD, anstreben. Zumal die Union Glück hat: Die amtierende Regierung hat ihr Vertrauen weitgehend verspielt. Angesichts dessen scheint die Fehlertoleranz der Wählerschaft gegenüber Merz recht hoch zu sein. Er scheint mit einem blauen Auge davonzukommen.
Source: n-tv.de