Ultra Fast Fashion-Online-Händler: Shein in Frankreich: Regierung stoppt Plattform nachher Ladenöffnung

Der Kundenandrang und das Medieninteresse waren groß, als der Ultra Fast Fashion-Anbieter Shein an diesem Mittwoch in Paris seinen ersten permanenten Store eröffnete.
Die französische Regierung hat den Betrieb der Online-Plattform Shein im Nachbarland vorläufig ausgesetzt. Das teilte das Wirtschaftsministerium mit, kurz nachdem der Online-Händler und Plattformbetreiber seine erste Fläche in Frankreich eröffnet hatte.
Kontroverse
Shein eröffnet weltweit ersten Store in Frankreich
Nach etlichen Pop-up-Stores plant Shein erstmals einen permanenten Laden. Pikant: Der Store eröffnet ausgerechnet in Frankreich, wo der Widerstand gegen den Fast Fashion-Giganten zuletzt massiv war.
Shein will mit Behörden kooperieren
Das in Nanjing gegründete und mittlerweile in Singapur ansässige E-Fashion-Unternehmen kündigte an, mit den französischen Behörden zusammenarbeiten und alle Bedenken ausräumen zu wollen. „Shein nimmt die heutige Ankündigung der Regierung zur Kenntnis“, sagte ein Shein-Sprecher.
Ultra Fast Fashion
Französische Bank bricht Verhandlungen wegen Shein-Stores ab
Kürzlich hat die Retail-Gruppe SGM verkündet, dass in mehreren Department Stores Läden des asiatischen Ultra Fast Fashion-Konzepts Shein eröffnen sollen. Die staatliche Banque des Territoires nimmt das zum Anlass, Verhandlungen über den Kauf der Immobilie des BHV Marais zu beenden.
Andrang bei Store-Eröffnung
Am Nachmittag hatte Shein eine erste Abteilung im Pariser Traditionskaufhaus BHV Marais eröffnet. Hunderte Menschen standen dafür Schlange. Wegen des großen Interesses war der Zugang nur mit einem gesonderten Ticket möglich. Vor dem Gebäude protestierten Demonstranten gegen Fast Fashion, die Arbeitsbedingungen bei dem Händler und seine ökologische Bilanz.
Sexpuppen-Skandal und neue Vorwürfe
Besondere Brisanz erhielt die Eröffnung, da erst vor wenigen Tagen öffentlich wurde, dass auf dem Online-Marktplatz von Shein Sexpuppen mit kindlichem Aussehen angeboten wurden. „Ihre Beschreibung und ihre Kategorisierung auf der Seite erlauben es nur schwerlich, den kinderpornografischen Charakter der Inhalte anzuzweifeln“, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Wirtschaftsminister Roland Lescure sagte: „Diese furchtbaren Objekte sind illegal.“
Ultra Fast Fashion
Shein plant Läden in Frankreich, Galeries Lafayette wehrt sich
Die Fast Fashion-Plattform Shein willen offenbar die ersten permanten stationären Stores eröffnen. Die Gruppe Galeries Lafayette kündigt Widerstand an.
Shein teilte kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit, dass die Produkte von der Seite genommen worden seien. Der Fall werde intern aufgearbeitet. „Wir nehmen diese Situation extrem ernst“, sagte Shein-Sprecher Quentin Ruffat auf X. „Diese Art von Inhalt ist komplett inakzeptabel und läuft allen Werten, die wir verteidigen, zuwider.“ Es würden sofort Korrekturmaßnahmen getroffen.
Kritik wegen Waffenhandel
An diesem Mittwochmorgen kamen jedoch neue Vorwürfe auf: Ein konservativer Abgeordneter schlug Alarm, weil seinen Angaben zufolge über die Online-Plattform von Shein Waffen vertrieben werden, deren Besitz in Frankreich ohne besondere Genehmigung verboten ist, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtete. Dabei handelt es sich nach Darstellung des Abgeordneten um Messer und Schlagringe.
Beauty-Markt
Deutschland-Premiere: Sheins Kosmetikmarke Sheglam startet bei dm
Die Einlistung bei dm ist für die chinesische Make-up-Marke Sheglam ein wichtiger Wachstumsschritt. Dort muss sie den Regaltest bestehen. Kooperationen mit weiteren europäischen Händlern sollen folgen.
Kritik an Shein: Qualität, Kontrolle, Wettbewerb
Anbieter wie Shein sind bei Verbrauchern beliebt, aber höchst umstritten. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Sie fordern eine strengere Regulierung und einen besseren Schutz beim Online-Einkauf.
E-Com-Studie
Das sind die umsatzstärksten Online-Modehändler der Republik
Shein und Only sind die großen Gewinner der diesjährigen Rangliste der umsatzstärksten Online-Modehändler Deutschlands. Der umstrittene Ultra Fast Fashion-Anbieter Shein klettert vom siebten auf den zweiten Platz. Der Damenmode-Filialist Only macht einen noch größeren Sprung nach oben. H&M rutscht hingegen vier Plätze nach unten. Sechs E-Fashion-Anbieter schaffen es in die Top Ten der größten Online-Shops der Republik. Alle Zahlen im Einzelnen.
Shein: Expansion in Deutschland vorerst nicht geplant
Shein zählt in Deutschland zu den größten Online-Shop-Betreibern. In einem aktuellen Ranking des Handelsforschungsinstituts EHI belegt das Unternehmen Platz sieben. Bei den Online-Modehändlern ist Shein sogar die neue Nummer zwei nach Zalando. Laut EHI stieg der Umsatz von Shein im vergangenen Jahr hierzulande um 18% auf 1,1 Mrd. Euro. Hinzu kamen Erlöse aus dem Marktplatz-Geschäft. Dort verkauft Shein nicht selbst, sondern bietet Händlern eine Plattform – gegen Gebühren.
Store in Paris als Testlauf für stationäres Konzept
Nach eigenen Angaben plant der Modehändler vorerst aber keine festen Geschäfte in Deutschland. „Der Store in Frankreich ist Sheins erster Testlauf für ein neues stationäres Einzelhandelskonzept, das die Vorteile des Online-Handels mit der Nähe und dem persönlichen Kontakt des stationären Handels verbindet“, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Es sei noch zu früh, um Schlüsse für andere Märkte zu ziehen. Für Shein gelte weiterhin das Prinzip „digital first“. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit auch in Deutschland bereits mehrfach Pop-up-Stores eröffnet, zuletzt in Frankfurt. Diese Läden bestehen jeweils nur für wenige Tage und schließen dann wieder.