Ukrainekrieg: Selenskyj wirft Russland Bruch dieser angekündigten Waffenruhe vor
Russlands Präsident Wladimir Putin hat kurzfristig eine Feuerpause über Ostern in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine angekündigt. Von der Regierung in Moskau hieß es, die russische Seite werde „alle Feindseligkeiten“ am Samstag von 18 Uhr Moskauer Zeit (17 Uhr MESZ)
bis Mitternacht am Ostersonntag (23 Uhr MESZ) einstellen. Die Waffenruhe werde von den russischen Truppen unter der Bedingung
eingehalten, dass sich auch die ukrainischen Streitkräfte daran hielten, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Die Waffenruhe werde aus humanitären Gründen eingeführt, behauptete das Ministerium. Die genauen Hintergründe
waren zunächst unklar. Zuletzt hatte die US-Regierung den
Druck auf die Kriegsparteien erhöht, der baldigen Aufnahme von
Friedensgesprächen zuzustimmen.
Putin hatte sich vor seiner Ankündigung mit Generalstabschef Waleri Gerassimow getroffen und über die Lage an der Front informieren lassen. In diesem Jahr fällt das Osterfest der orthodoxen Kirche mit dem Osterfest der katholischen und evangelischen Kirche zusammen.
Selenskyj zeigt sich grundsätzlich bereit für Waffenruhe
„Wenn Russland nun plötzlich bereit ist, sich wirklich auf ein Format des
vollständigen und bedingungslosen Schweigens (der Waffen) einzulassen,
wird die Ukraine entsprechend handeln – und damit Russlands Handlungen widerspiegeln“, hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Abend im Onlinedienst X geschrieben. Die Ukraine sei bereit, sich an dem Verhalten der russischen Streitkräfte zu orientieren.
Er schlug zudem vor, die zuvor von
Putin verkündete Waffenruhe „über den
Ostertag des 20. April hinaus zu verlängern“. Dies würde die „wahren Absichten“ Russlands zeigen: „Denn 30 Stunden reichen zwar für Schlagzeilen, nicht aber für echte
vertrauensbildende Maßnahmen“, schrieb der ukrainische Präsident. „30 Tage
würden dem Frieden eine Chance geben.“
Selenskyj erinnerte daran, dass Russland im vergangenen Monat einen von den USA vorgeschlagenen vollständigen 30-tägigen Waffenstillstand abgelehnt hatte. Wenn Russland wirklich eine bedingungslose Waffenruhe wolle, werde die Ukraine dem entsprechen, teilte er mit, sagte aber, dass er den Worten der russischen Regierung nicht vertraue: „Wir wissen zu gut, wie Moskau manipuliert, wir sind auf alles vorbereitet.“
Ukraine meldet anhaltenden russischen Beschuss
Zugleich kritisierte der ukrainische Präsident, dass Russland seine Waffenruheankündigung bereits gebrochen habe: „Die russischen Angriffe auf mehrere Frontabschnitte dauern an, und der russische Artilleriebeschuss hat nicht nachgelassen.“ Aus dem Osten und dem Süden der Ukraine meldeten die Behörden Luftalarm. Auch in Kyjiw heulten am Abend die Sirenen, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP.
Etwa 45 Minuten vor dem Inkrafttreten der von Russland angekündigten Feuerpause seien russische Kampfdrohnen im ukrainischen Luftraum gesichtet worden, hatte Selenskyj zuvor mitgeteilt. „Was den neuen Versuch Putins betrifft, mit Menschenleben zu spielen, so erklingt gerade in vielen Teilen der Ukraine der Luftalarm“, hatte der ukrainische Präsident auf X geschrieben.
„Shahed-Drohnen an unserem Himmel entlarven Putins wahre Einstellung zu Ostern und zu Menschenleben.“ In dem Moment, als der russische Präsident die einseitige Waffenruhe ankündigte, war in Kyjiw zudem Raketenalarm ausgelöst worden.
Auch der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha hatte zuvor gesagt, man könne Putin bei seiner Ankündigung nicht vertrauen. „Die Haltung der Ukraine bleibt klar und konsequent: Bereits am 11. März haben wir in Dschidda dem US-Vorschlag einer vollständigen Übergangswaffenruhe für 30 Tage bedingungslos zugestimmt“, schrieb Sybiha auf X. „Wir wissen, dass man seinen Worten nicht trauen kann, und wir werden auf Handlungen achten, nicht auf Worte.“ Russland könne „jederzeit“ einem Vorschlag über eine 30-tägige Waffenruhe zustimmen. „Putin hat nun Erklärungen über seine angebliche Bereitschaft zu einer Waffenruhe abgegeben. 30 Stunden statt 30 Tage.“
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