Ukraine-Überblick: Westen reagiert gelassen auf Russlands Atomwaffen-Ankündigung

Nach der Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, taktische Atomwaffen im Nachbarland Belarus zu stationieren, haben sich die Nato-Staaten gelassen gezeigt. Das Verteidigungsbündnis sehe in der Entscheidung einen bloßen Einschüchterungsversuch, hieß es. Es gebe deshalb keinen Handlungsbedarf mit Blick auf die eigenen Nuklearwaffen. Nach der Ankündigung von Putin sei man aber wachsam und beobachte die Situation genau, teilte eine Sprecherin mit. Gleichwohl warf sie Russland eine „gefährliche und unverantwortliche nukleare Rhetorik“ vor. Die Ukraine forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats.

Auch das Auswärtige Amt in Berlin sprach von einem „weiteren Versuch der nuklearen Einschüchterung“. Weiter hieß es: „Der von Präsident Putin gezogene Vergleich zur nuklearen Teilhabe der Nato ist irreführend und kann nicht dazu dienen, den von Russland angekündigten Schritt zu begründen.“ Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sagte, dass Putin auf Angst und Selbstabschreckung durch permanente Betonung eines völlig unrealistischen Atomkriegs abziele. Ähnlich äußerten sich US-amerikanische Experten.

Makeiev hält Grenzen der Diplomatie für erreicht

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, sieht keinen Weg mehr für einen diplomatischen Umgang mit Putin. „Es ist keinem Präsidenten oder Bundeskanzler gelungen, mit Putin erfolgreich zu verhandeln“, sagte Makeiev der Rheinischen Post. Keiner habe es geschafft, ihn davon abzuhalten, einen Riesenangriffskrieg in Europa zu starten. 

Bulgariens Vizepräsidentin Ilijana Jotowa sprach sich hingegen für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine aus. Die Lage werde „immer gefährlicher und furchterregender“, sagte sie. „Ich hoffe, dass die Vernunft siegen wird.“

Russland bekam offenbar weitere Drohnen aus dem Iran

Wie der britische Geheimdienst berichtet, soll Russland neue iranische Drohnen vom Typ Shahed erhalten haben. Nach einer zweiwöchigen Pause habe der Angreifer seit Anfang März mindestens 71 der sogenannten Kamikazedrohnen gegen ukrainische Ziele eingesetzt. Das deute darauf hin, dass Russland aus dem Iran nun regelmäßige Lieferungen „einer kleinen Anzahl“ von Shahed-Drohnen bekomme.

Weitere Ereignisse des Tages im Überblick:

  • In der russischen Region Tula hat offenbar eine Drohne eine Explosion verursacht. Drei Menschen seien bei dem Zwischenfall in der Stadt Kirejewsk, rund 300 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze, verletzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti unter Berufung auf die örtlichen Behörden.
  • Nachdem sie Monate in einem russischen Umerziehungslager verbracht hatten, konnten 17 ukrainische Kinder zu ihren Familien zurückkehren. Behörden in der Ukraine gehen davon aus, dass seit Kriegsbeginn etwa 16.000 ukrainische Kinder verschleppt wurden, internationale Ermittlerinnen sprechen von 6.000 solcher Fälle.
  • Russland und China bilden nach Angaben von Wladimir Putin kein Militärbündnis. Die Kooperation der beiden Länder sei lediglich eine „militärisch-technische Kooperation“, sagte der russische Präsident laut der Nachrichtenagentur Interfax in einem TV-Interview.
  • In Kiew beginnt die Ausgangssperre ab heute eine Stunde später – statt um 23 Uhr dürfen die Menschen künftig ab Mitternacht ihre Wohnung nicht mehr verlassen.

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