Ukraine-Überblick: USA vermuten Ukraine hinter Kremldrohne, Belgorod-Untersuchung

In zahlreichen Gebieten der Ukraine ist in der Nacht erneut Luftalarm ausgelöst worden. Nach Behördenangaben war die Luftabwehr auch in der Umgebung der Hauptstadt Kiew aktiv. Insbesondere wurde die Bevölkerung vor Drohnenangriffen gewarnt und dazu aufgerufen, bis zur Entwarnung in Schutzeinrichtungen zu bleiben. Ukrainische Medien berichteten von Explosionen in Kiew und westlichen Regionen der Ukraine.

Einem Medienbericht zufolge gehen die USA davon aus, dass für den Drohnenvorfall auf das Kremlgelände in Moskau wahrscheinlich eine militärische oder geheimdienstliche Spezialeinheit der Ukraine verantwortlich ist. Die New York Times berichtete dies unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen in der US-Regierung. Demnach wüssten US-Geheimdienste jedoch nicht, welche Einheit den Angriff ausgeführt habe. Auch sei unklar, ob der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von der Aktion wusste oder seine Spitzenbeamten.

US-Fahrzeuge in Milizenvideo zu sehen

Laut Bericht kamen die US-Geheimdienste unter anderem durch abgefangene Nachrichten zu ihrer vorläufigen Einschätzung. Allerdings gebe es nur einen niedrigen Grad der Gewissheit. Die Geheimdienste hätten noch keine konkreten Beweise dafür, welche Regierungsbeamte, ukrainische Einheiten oder Agenten beteiligt gewesen seien. In den abgehörten Nachrichten sollen Vertreter der Ukraine unter anderem sagen, sie glaubten, ihr Land sei für den Angriff verantwortlich. Anfang Mai hatte Russland mitgeteilt, es seien zwei Drohnen zum Absturz gebracht worden, die auf das Kremlgelände zugeflogen seien.

US-Regierungssprecher John Kirby zufolge beschäftigt sich die Regierung mit Berichten, dass US-Equipment und -Fahrzeuge in den Angriff auf die russische Stadt Belgorod involviert gewesen sein könnten. Das berichtet der Kyiv Independent. Auf Videos, die von den Milizen Freiheit für Russland und dem Russischen Freiwilligenkorps veröffentlicht worden sind, sind in den USA produzierte Humvees und MaxxPro-Militärfahrzeuge zu sehen.

Weitere Meldungen aus der Nacht:

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert den Iran auf, die Lieferung tödlicher Drohnen an Russland zu überdenken. „Welchen Nutzen hat der Iran von einem solchen zynischen Töten? Durch russische Hände, aber mit euren Waffen, euren Waffen … eure Schaheds, die jede Nacht die Ukraine terrorisieren, bedeuten nur, dass das iranische Volk immer tiefer in die dunkle Seite der Geschichte getrieben wird“, sagt Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache. 
  • Die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen an die Ukraine wird Selenskyj zufolge ein Zeichen sein, dass Russland wegen seiner Aggression den Krieg verlieren wird. Je schneller eine Entscheidung über die Flugzeuge umgesetzt wird, desto besser, sagte er in seiner nächtlichen Videoansprache. 
  • Zwei Tage nach dem Angriff auf die russische Region Belgorod von der Ukraine aus haben die sich zur Tat bekennenden Milizen ihre Mission als „Erfolg“ gepriesen. „Jede Operation, die auf dem Territorium Russlands stattfindet, zwingt die Militärführung dazu, eine große Anzahl von Kräften zu genau dem Quadranten zu verlegen und damit einige Teile der Front, Teile der Grenze freizulegen“, sagte Denis Kapustin, Anführer des Russischen Freiwilligenkorps.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat die Länder Afrikas zur Abkehr von einer Haltung der Neutralität im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen sein Land ermahnt. Die Ukraine sei sehr verstimmt darüber, dass einige afrikanische Länder sich in der UN-Vollversammlung bei Abstimmungen über die Verurteilung der russischen Invasion enthalten hätten, sagte Kuleba in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens.
  • Russland meldet einen Angriff auf ein Kriegsschiff im Schwarzen Meer. Unbemannte Schnellboote hätten die Iwan Churs unweit des Bosporus attackiert, schrieb das russische Verteidigungsministerium auf Telegram. Sie seien zerstört worden. Das russische Kriegsschiff habe Pipelines geschützt, die Erdgas von Russland in die Türkei transportierten.
  • Der russische Katastrophenschutz wies einen Bericht über einen Brand am Gebäude des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht zurück. Die Löschmannschaften hätten kein Feuer entdeckt, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzes der Nachrichtenagentur Tass. Die staatliche Agentur hatte kurz davor unter Berufung auf einen Vertreter der Rettungsdienste von einem Feuer auf einem Balkon des Gebäudes berichtet. 
  • Als Ausgleich für Panzerlieferungen an die Ukraine erhält die Bundeswehr 18 neue Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A8. Der Haushaltsausschuss des Bundestags gab dafür gestern nach Teilnehmerangaben rund 525 Millionen Euro frei. 

Das wird heute wichtig:

  • Die USA organisieren heute ein weiteres virtuelles Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe zur militärischen Unterstützung der Regierung in Kiew im Krieg gegen Russland. An den Beratungen nehmen nach Pentagon-Angaben die Verteidigungsminister und Generalstabschefs von fast 50 Staaten teil. 

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