Ukraine-Überblick : USA erwägen Veröffentlichung von Bildmaterial zu Drohnen-Absturz

Nach dem Absturz einer unbemannten US-Militärdrohne über dem Schwarzen Meer will die US-Regierung möglicherweise Bildmaterial von dem Vorfall veröffentlichen. „Wir sind noch dabei, Videos und Fotos zu sichten, um festzustellen, was wir veröffentlichen können“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Mit dem Material könnten die USA ihre Darstellung untermauern, wonach ein russischer Kampfjet bei dem Vorfall eine amerikanische Militärdrohne rammte.

Nach US-Angaben war die Drohne am Dienstag im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer mit einem russischen Kampfjet kollidiert. Das US-Militär schilderte, zwei russische Kampfjets hätten ein Abfangmanöver begonnen. Dabei habe einer der Kampfjets den Propeller der US-Drohne getroffen worden. Die USA beklagten ein „unprofessionelles“, „unsicheres“ und „rücksichtsloses“ Handeln der russischen Piloten. „Wir haben Videobeweise für all das„, sagte US-Generalstabschef Mark Milley.

Russland weist jegliche Verantwortung zurück

Die Regierung in Moskau stellt den Vorfall ganz anders dar. Die russischen Kampfflugzeuge seien nicht in Kontakt mit dem unbemannten Flugapparat geraten. Sie seien aufgestiegen, um einen unbekannten Eindringling über dem Schwarzen Meer zu identifizieren. Der Bordfunk sei ausgeschaltet gewesen und die Drohne habe Kurs auf Russlands Grenze genommen. Bei einem scharfen Ausweichmanöver habe sie rapide an Höhe verloren und sei abgestürzt.

Telefonat der Verteidigungsminister

Russlands Militär warf  den USA Provokation vor. In einem Telefonat mit seinem US-Kollegen am Mittwoch habe Verteidigungsminister Sergej Schoigu darauf verwiesen, dass die USA Flugraumsperrungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nicht beachtet hätten. Zudem hätten die USA ihre Aufklärungstätigkeiten gegenüber Russland verstärkt. Dies sei der Grund für den Vorfall. „Alle Vorfälle, die einen Zusammenstoß der zwei Supermächte, der zwei größten Atommächte provozieren, führen zu großen Risiken“, kommentierte Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Staatsfernsehen

Ukraine wirft Russland bewusste Provokation vor

Die Ukraine bewertete den Vorfall als gezielte Provokation seitens Russland. Die russische Regierung wolle „den Einsatz immer weiter erhöhen“. Der Zwischenfall über dem Schwarzen Meer sei von Russland provoziert worden, sagte der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow. Damit signalisiere Präsident Wladimir Putin, dass er bereit sei, den Ukraine-Krieg auf andere Parteien auszuweiten.

Selenskyj: Ständiger Druck auf Russland nötig

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, geht davon aus, dass Dank westlicher Hilfe  Russlands Angriff kurz vor dem Moment des Scheiterns stehe. Es sei aber ständiger Druck auf Russland nötig, forderte er in seiner Videoansprache. Der Westen habe weitere Lieferungen von Munition und Flugabwehrmitteln beschlossen, sagte Selenskyj. Berichte über Munitionsmangel auf beiden Seiten hatten sich zuletzt gehäuft.

Weitere Ereignisse der Nacht im Überblick:

  •  Selenskyj hat die Gouverneure der Gebiete Luhansk, Odessa und Chmelnyzkyj entlassen. Die Entlassungen von Serhij Hajdaj, Maxym Martschenko und Serhij Hamalij seien auf eigenen Wunsch erfolgt, hieß es. Gerüchten zufolge soll Hajdaj demnächst Botschafter in Kasachstan werden.
  • Kanada will der Ukraine 8.000 Artilleriegranaten und ein Dutzend Raketen überlassen. Zudem will das Land 1.800 Übungsgranaten für die Leopard-Panzer liefern, wie das Verteidigungsministerium in Ottawa mitteilte. Seit Beginn der Invasion Russlands vor rund einem Jahr hat Kanada die Ukraine mit Rüstungsgütern im Wert von 730 Millionen Dollar (690 Millionen Euro) unterstützt.
  • Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat nach eigenen Angaben sehr gute Fortschritte bei Gesprächen mit der Ukraine über eine Reihe politischer Voraussetzungen für ein neues Kreditprogramm erzielt. Die Ukraine hofft nach Angaben von Regierungsmitarbeitern auf Kredite im Umfang von 15 Milliarden Dollar, die auf mehrere Jahre verteilt werden sollen.
  • Die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat Russland beschuldigt, die Ukraine beim Getreideabkommen erpresst zu haben.

Das wird heute noch wichtig:

  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt im Bundestag eine Regierungserklärung zum EU-Gipfel in der kommenden Woche ab. Ein zentrales Thema des Treffens am 23. und 24. März ist der Ukraine-Krieg. Im Vorfeld befassten sich die EU-Außen- und Verteidigungsminister am Montag insbesondere mit Möglichkeiten, das Land mit mehr Munition zu versorgen.
  • Wladimir Putin nimmt an der Jahresversammlung des russischen Unternehmer- und Industriellenverbands teil. Bei dem Treffen spielen die Auswirkungen des Kriegs und der Sanktionen auf die russische Wirtschaft eine bedeutende Rolle. Es wird zudem darüber spekuliert, ob Putin Andeutungen über die Ausrichtung des Landes auf eine Kriegs- und Kommandowirtschaft macht.

Verfolgen Sie alle aktuellen Entwicklungen zum russischen Krieg gegen die Ukraine in unserem Liveblog.