Ukraine-Überblick: Selenskyj in Butscha, Lukaschenko für Waffenruhe – Russland lehnt ab

Ein Jahr nach der Befreiung Butschas von der russischen Besatzung hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Stadt besucht. Begleitet wurde er dabei vom Ministerpräsidenten der Slowakei, Eduard Heger, Sloweniens Regierungschef Robert Golob, dem kroatischen Ministerpräsidenten Andrej Plenković und Moldaus Präsidentin Maia Sandu. Bei einer Gedenkveranstaltung wurden unter anderem die Namen von identifizierten Opfern verlesen.

Wir werden niemals verzeihen.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Nach der Befreiung Butschas waren dort vor einem Jahr zahlreiche Hinweise auf Kriegsverbrechen durch russische Soldaten an Zivilistinnen und Zivilisten gefunden worden – die Stadt wurde zum Symbol russischer Gräuel in der Ukraine. Russland streitet die Vorwürfe ab.

Selenskyj hatte bereits zuvor auf Telegram an die Gräueltaten in der Stadt erinnert. „33 Tage Besetzung. Mehr als 1.400 Tote, darunter 37 Kinder. Mehr als 175 Menschen wurden in Massengräbern und Folterkammern gefunden“, schrieb er und ergänzte: „Wir werden niemals verzeihen. Wir werden jeden Täter bestrafen.“

Alexander Lukaschenko fordert Waffenruhe

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat zu einer Waffenruhe „ohne Vorbedingungen“ in der Ukraine aufgerufen. Die Ukraine könne nicht mit einem Sieg gegen eine Atommacht wie Russland rechnen, sagte der enge Verbündete Russlands in einer Ansprache an die Nation. Russland lehnte postwendend ab. „Nichts hat sich geändert: Die militärische Spezialoperation geht weiter, weil es das einzige Mittel ist, die von unserem Land gesteckten Ziele zu erreichen“, sagte Präsidialamtssprecher Dimitri Peskow in Moskau. Der Aufruf sei zur Kenntnis genommen worden und werde in der kommenden Woche mit Lukaschenko besprochen.

Belarus offen für Stationierung von Atomwaffen

Zugleich zeigte sich Lukaschenko offen für einen Vorschlag seines russischen Amtskollegen Wladimir Putin, strategische Atomwaffen in Belarus zu stationieren. „Wenn nötig, werden Putin und ich entscheiden, ob wir hier strategische Waffen stationieren“, sagte er: „Wir werden vor nichts zurückschrecken, um unsere Länder, unsere Staaten und unser Volk zu verteidigen.“

Weitere wichtige Ereignisse des Tages im Überblick:

  • Nach der Festnahme des US-Reporters Evan Gershkovich in Russland hat US-Präsident Joe Biden dessen Freilassung verlangt. „Lassen Sie ihn gehen“, sagte Biden. Gershkovich wird Spionage vorgeworfen.
  • Mehrere US-Medien – darunter die New York Times, die Washington Post und Bloomberg News – schlossen sich Bidens Forderung an. Gershkovichs Verhaftung diene dazu, unabhängige Journalisten abzuschrecken, teilten sie gemeinsam mit.
  • Russlands Präsident Putin hat ein erneuertes Konzept für die außenpolitische Strategie seines Landes abgezeichnet. In dem Dokument wird der Westen unter anderem als „existenzielle Bedrohung“ eingestuft. Isolieren wolle sich Russland jedoch nicht.
  • Die Außenminister von Estland, Lettland und Litauen haben die beschlossene Aufnahme Finnlands in die Nato begrüßt. Laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg soll das skandinavische Land, das an Russland grenzt, dem Bündnis schon „in den kommenden Tagen“ offiziell beitreten.
  • Russland hat einen Diplomaten aus Estland des Landes verwiesen.   

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