Ukraine-News: Ukraine gehen Geschosse aus, Estland wirbt für Beschaffungsprogramm
- Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine. Eine Übersichtskarte mit den aktuellen Entwicklungen aktualisieren wir täglich hier.
- Russische oder ukrainische Angaben zum Kriegsverlauf sowie zur Zahl Verletzter und Getöteter lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
- Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.
Wichtige Beiträge
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Estland: Ukraine gehen Geschosse aus
Die ukrainischen Streitkräfte brauchen nach Angaben des estnischen Außenministers dringend neue Munition, um sich gegen Russland verteidigen zu können. „Der Ukraine gehen die Geschosse aus“, sagte Urmas Reinsalu. Estland wirbt bereits seit Längerem für ein europäisches Beschaffungsprogramm. Dabei geht es dem Außenminister zufolge um Artilleriemunition vom Kaliber 155 Millimeter. Ziel sei, zunächst eine Million Artilleriegeschosse zu liefern. Die Kosten bezifferte Reinsalu auf vier Milliarden Euro.„Heute haben wir die Situation, dass Russland an einem Tag so viel Geschosse nutzt, wie in der EU in einem Monat produziert werden“, sagte der Minister. Die derzeitigen Produktionskapazitäten der europäischen Rüstungsindustrie seien „absolut inakzeptabel“. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, es werde alles dafür getan, um ausreichend Munition zur Verfügung zu stellen. Für einen gemeinsamen Einkauf könne beispielsweise Geld aus der sogenannten Europäischen Friedensfazilität genutzt werden.
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Ukrainischer Außenminister sagt Termin mit EU-Kollegen ab
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba ist überraschend nicht zu einem Treffen mit den Außenministern der EU-Staaten in Brüssel gereist. „Herr Kuleba hat andere Verpflichtungen“, sagte Schwedens Außenminister Tobias Billström, ohne Details zu nennen. Kuleba selbst bestätigte auf Twitter, dass er nicht persönlich dabei sein könne, nannte aber keine Gründe. In Brüssel wurde spekuliert, dass die Absage mit der Kiew-Reise von US-Präsident Joe Biden in Verbindung stehen könnte. -
Japan will sich am Jahrestag des Krieges mit G7 beraten
Die japanische G7-Präsidentschaft hat für den Jahrestag des russischen Einmarschs in der Ukraine am 24. Februar eine Sonderschalte der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten der G7 angesetzt. Das gab Japans Ministerpräsident Fumio Kishida bekannt. Zu den G7 gehören Japan, die USA, Kanada, Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.Roman Pilipey/Getty ImagesIn der Wladimirkathedrale in Kiew zünden Gottesdienstbesucher Kerzen an.
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China bestreitet Pläne für Waffenlieferungen an Russland – Wang Yi reist nach Moskau
China hat Aussagen der USA über mögliche chinesische Waffenlieferungen an Russland zurückgewiesen. Die Regierung in Washington verbreite „Falschinformationen“, sagte der chinesische Außenamtssprecher Wang Wenbin. China werde „keine Fingerzeige der USA auf die chinesisch-russischen Beziehungen“ akzeptieren. US-Außenminister Antony Blinken hatte gestern gesagt, die US-Regierung sei in Sorge, dass China „die Bereitstellung tödlicher Unterstützung“ für Russland im Ukraine-Krieg erwäge.Es seien „die USA und nicht China, die ständig Waffen auf das Schlachtfeld schicken“, sagte Wang. „Wir fordern die Vereinigten Staaten auf, ernsthaft über ihr eigenes Handeln nachzudenken und mehr zu tun, um die Situation zu entschärfen, den Frieden und den Dialog zu fördern und damit aufzuhören, Schuldzuweisungen und falsche Informationen zu verbreiten.“ China bemühe sich in dem „Ukraine-Konflikt“ darum, „den Frieden zu fördern und den Dialog zu unterstützen“.
Derweil ist der chinesische Spitzendiplomat Wang Yi einem Medienbericht zufolge zu Gesprächen über einen möglichen Friedensplan nach Moskau gereist. Der Hauptzweck seines Besuchs bestehe darin, die Rolle Chinas bei der Beilegung des Ukraine-Konflikts zu stärken, schreibt die russische Zeitung Kommersant. China will offenbar zum Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar Vorschläge für eine Friedenslösung vorlegen.
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Jean Asselborn schließt Sanktionen gegen China bei Waffenlieferungen an Russland nicht aus
Luxemburgs langjähriger Außenminister hat vor einer Zuspitzung des Ukraine-Kriegs durch chinesische Waffenlieferungen an Russland gewarnt. „Das wäre eine Wende – und nicht zum Guten“, sagte Jean Asselborn im Deutschlandfunk vor dem Treffen mit den anderen EU-Außenministern in Brüssel. Falls China tatsächlich Waffen an Russland liefere, müsse dies Konsequenzen für den Umgang mit der Volksrepublik haben. „Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt“, sagte Asselborn. „Aber auch verkappte Waffenlieferungen hätten Konsequenzen.“Asselborn führte aus, bei dem Treffen heute in Brüssel werden nicht nur über das zehnte Sanktionspaket gegen Russland gesprochen, sondern auch über Sanktionen gegen sieben iranische Unternehmen. Er fügte hinzu:
Würde China Waffen liefern, könnte ähnliches sehr schnell die Folge sein. Dies sollte China genau in Betracht ziehen.Jean Asselborn
STR/AFP/Getty ImagesZur Eröffnung der Internationalen Armeespiele in Guangshui wird am 30. Juli 2017 die chinesische Nationalfahne gehisst.
Zuvor hatten die USA von solchen möglichen Waffenlieferungen gesprochen. Außenminister Antony Blinken berichtete am Sonntag im Fernsehsender CBS von Informationen, wonach China „in Erwägung zieht, tödliche Unterstützung“ an Russland zu liefern. Auf Nachfrage, was er damit meine, antwortete Blinken: „Waffen, in erster Linie Waffen.“ -
EU-Außenminister treffen in Brüssel Kuleba
Die Außenminister der Europäischen Union beraten heute in Brüssel über weitere Unterstützung für die Ukraine. Der ukrainische Chefdiplomat Dmytro Kuleba wird persönlich zu dem Treffen erwartet.Petr David Josek/Pool/AFP/Getty ImagesDer ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba
Die EU bereitet zum Jahrestag des russischen Angriffs am Freitag ein zehntes Sanktionspaket gegen Russland vor. Kuleba dürfte laut Diplomaten zudem weitere Militärhilfe für die Regierung in Kiew und Fortschritte im Beitrittsprozess fordern. -
Gut 3.000 ukrainische Athleten kämpfen an der Front
Der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt hat die besondere Rolle der Athletinnen und Athleten im Krieg in seinem Heimatland hervorgehoben.Ich bin stolz auf jeden Einzelnen. Weil sie trainieren und antreten, während Raketen auf uns niedergehen, unsere Städte bombardiert werden, ihre Mütter und Väter sterben, sie ihre Häuser oder Wohnungen verlieren, ihr Zuhause verlieren. Sie zeigen allen, dass wir eine starke Nation sind.Wadym Hutzajt, Sportminister der Ukraine
Der Sport sei für die Ukraine ein „treibender Faktor“, sagte Hutzajt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Sportler teilten der Welt mit, was in der Ukraine geschehe und wehrten sich gegen die Propaganda. „Deswegen ist es so wichtig, dass unsere Athleten überall vertreten sind.“ Insgesamt seien im Krieg 231 ukrainische Athleten getötet worden. „35 Athleten befinden sich in Gefangenschaft, 3.000 aktive Sportler kämpfen direkt an der Front.“ -
Russland klagt 680 Ukrainer wegen Kriegsverbrechen an
Russland leitet einem Bericht zufolge Ermittlungen gegen Hunderte ukrainische Regierungsvertreter und Soldaten wegen Kriegsverbrechen ein. „Derzeit laufen Strafverfolgungsverfahren gegen 680 Personen“, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Tass Alexander Bastrykin, Leiter des russischen Ermittlungskomitees. „Zu den Beschuldigten zählen 118 Personen aus dem Kreis der Kommandeure und der Führung der ukrainischen Streitkräfte sowie des Verteidigungsministeriums.“Yasuyoshi Chiba/AFP/Getty ImagesUkrainische Soldaten patrouillieren in einer Straße von Sewersk.
Es gehe um den Einsatz von Waffen gegen die Zivilbevölkerung. 138 der betroffenen Personen seien in Abwesenheit angeklagt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme. -
Wehrbeauftragte fordert langfristige Finanzzusagen für Rüstungsindustrie
Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, dringt auf langfristige Finanzzusagen der Politik für die Rüstungsindustrie und eine Vereinfachung des Vergabeverfahrens.Oliver Berg/dpaEva Högl (SPD), Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, spricht bei einem Truppenbesuch mit Soldatinnen und Soldaten.
Die Industrie muss jetzt schleunigst Produktionskapazitäten aufbauen und dafür braucht sie auch Zusagen aus der Politik, dass das finanziert wird – und zwar über den Bundeshaushalt 2024 hinaus.Eva Högl, Wehrbeauftragte des Bundestags
Über das 100-Milliarden-Sondervermögen hinaus müsse der Verteidigungsetat auf jeden Fall um zehn Milliarden Euro aufgestockt werden, sagte die SPD-Politikerin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Wir brauchen das Geld, aber auch bessere Verfahren und Strukturen. Es muss alles viel schneller gehen.“ Das betreffe die Neubeschaffung sowie die Wiederbeschaffung des Geräts, das an die Ukraine abgegeben werde. „Wir müssen die gesetzlichen Hürden, die Rechtsvorschriften vereinfachen. Das fängt beim europäischen Vergaberecht an.“ Beschaffungsprobleme bestünden in allen europäischen Mitgliedstaaten. Allein der Rüstungskonzern Airbus wartet derzeit auf Exportgenehmigungen der Bundesregierung im Wert von mehreren Milliarden Euro. -
Selenskyj bezeichnet Macrons Verhandlungen mit Putin als Zeitverschwendung
Der französische Regierungschef Emmanuel Macron verschwendet nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seine Zeit mit dem Versuch, einen Dialog mit Russland zu suchen. „Es wird ein erfolgloser Dialog sein. Tatsächlich verschwendet Macron seine Zeit. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht in der Lage sind, die russische Haltung zu ändern“, zitiert die italienische Tageszeitung Corriere della Sera Selenskyjs Reaktion auf Macrons Äußerung, dass der Konflikt durch Verhandlungen beigelegt werden müsse.Wenn sie beschlossen haben, sich in dem Traum vom Wiederaufbau des alten Sowjetimperiums zu isolieren, können wir nichts dagegen tun. Es liegt an ihnen, sich für oder gegen eine Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft der Nationen auf der Grundlage gegenseitigen Respekts zu entscheiden.Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
Selenskyj weist jede Äußerung zurück, dass es die westlichen Sanktionen waren, die den russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Isolation getrieben haben. „Es war vielmehr die Entscheidung, den Krieg zu beginnen, die Putin an den Rand gedrängt hat“, sagt Selenskyj.