Ukraine-Krieg: Selenskyj hält Nato-Mitgliedschaft vor Kriegsende für unmöglich
- Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine. Eine Übersichtskarte mit den aktuellen Entwicklungen aktualisieren wir täglich hier.
- Russische oder ukrainische Angaben zum Kriegsverlauf sowie zur Zahl Verletzter und Getöteter lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
- Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.
Wichtige Beiträge
-
Selenskyj hält Nato-Mitgliedschaft der Ukraine vor Kriegsende für nicht möglich
In einem seltenen Eingeständnis hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Nato-Beitritt seines Landes vor dem Ende des Krieges als unmöglich bezeichnet. Das sagte Selenskyj nach einem Treffen mit dem estnischen Präsidenten Alar Karis.Erich Braunsperger/dpa/AP Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
Vor dem Hintergrund der Diskussion um eine Aufnahme der Ukraine in das westliche Militärbündnis bezeichnete Selenskyj einen Beitritt als „beste Sicherheitsgarantie für die Ukraine“. „Wir sind vernünftige Leute und verstehen, dass wir kein einziges Nato-Land in einen Krieg hineinziehen werden„, sagte der ukrainische Präsident.Daher verstehen wir, dass wir nicht Mitglied der Nato sein werden, solange der Krieg andauert. Nicht, weil wir das nicht wollen, sondern weil es unmöglich ist.Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
Ein Nato-Beitritt der Ukraine würde bedeuten, dass die Ukraine unter den in Artikel 5 geregelten Nato-Bündnisfall fallen würde. Dieser sieht bei einem „bewaffneten Angriff“ auf einen oder mehrere Mitgliedstaaten eine kollektive Antwort vor. -
IAEA besorgt um möglichen Ausfall der Kühlsysteme am AKW Saporischschja
Das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) inzwischen seit drei Monaten ohne externe Notstromversorgung. Das mache das AKW extrem anfällig für den Fall, dass die einzige funktionierende Hauptstromleitung erneut ausfalle, hieß es in einer Mitteilung der IAEA.Die IAEA zeigte sich besorgt, dass ein Ausfall der Kühlsysteme zu einer Überhitzung der Brennstäbe und des Atommülls und damit zu einem nuklearen Unfall führen könnte. Im Fall eines Stromausfalls wird die Kühlung mittels der vorhandenen Dieselgeneratoren gewährleistet. Beim jüngsten derartigen Vorfall hatte es geheißen, der Treibstoff reiche für zehn Tage. Laut IAEA hatte das Kraftwerk vor dem Krieg vier externe Stromleitungen zur Verfügung.
-
Selenskyj kritisiert „Nachlässigkeit“ bei Schutzbunkern in Kiew
Der ukrainische Präsident hat angesichts der andauernden nächtlichen russischen Raketen- und Drohnenangriffe erneut Probleme mit den Schutzbunkern in der Hauptstadt Kiew beklagt. Bürger beschwerten sich über den Mangel, über verschlossene Bunker und versiegelte Zugänge zu ihnen, sagte Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. In einigen Stadtteilen fehlten die Notunterkünfte ganz.
„Dieses Ausmaß an Nachlässigkeit in der Stadt kann nicht durch irgendwelche Rechtfertigungen gedeckt werden“, sagte Selenskyj. Er wies die Regierung an, sich um eine Besserung der Lage zu kümmern. -
Prigoschin berichtet von Minen des russischen Verteidigungsministeriums gegen seine Söldner
Laut dem russischen Söldnerchef haben Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums Sprengsätze deponiert, die die Kämpfer der Wagner-Truppe treffen sollten. Seine Männer hätten ein Dutzend Orte hinter der Front entdeckt, an denen Beamte verschiedene Sprengsätze – einschließlich hunderter Panzerminen – versteckt hätten, schrieb Jewgeni Prigoschin auf Telegram. Auf Nachfrage hätten die Beamten auf Befehle ihrer Vorgesetzten verwiesen.Angesichts der Lage der Sprengsätze könne angenommen werden, dass sie für seine Wagner-Söldner bestimmt gewesen seien. „Wir gehen davon aus, dass das der Versuch einer öffentlichen Bestrafung war“, schrieb Prigoschin. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministeriums lag nicht vor. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Prigoschin ist wiederholt mit dem regulären Militär in Konflikt geraten.
-
Fast alle Wagner-Söldner aus Bachmut abgezogen
Die russische Privatarmee Wagner hat nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin ihren angekündigten Abzug aus der eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut fast abgeschlossen. 99 Prozent der Einheiten hätten die Stadt verlassen, teilte Prigoschin mit. Bleiben sollen nach früheren Angaben nur zwei Wagner-Leute, um die reguläre russische Armee bei ihrer Kontrolle der Stadt im Gebiet Donezk zu unterstützen. Es habe auch keine „Provokationen“ mehr seitens der ukrainischen Streitkräfte gegeben, sagte Prigoschin.Alle Positionen sind in der entsprechenden Ordnung dem (russischen) Verteidigungsministerium übergeben worden.Jewgeni Prigoschin
Am Vortag hatte der Wagner-Chef angekündigt, seine Truppen würden zwar von der Gefechtslinie abgezogen, blieben aber weiter im ostukrainischen Gebiet Donezk stationiert. Wie weit der Positionswechsel tatsächlich vorangeschritten ist, ließ sich unabhängig zunächst nicht überprüfen. -
Bundesregierung kündigt Lieferung von Truppentransportern an
Die Bundesregierung hat zur Unterstützung der Ukraine weitere Militärfahrzeuge beschafft. Man habe mit der Flensburger Fahrzeugbau GmbH (FFG) einen Vertrag über 66 Truppentransporter abgeschlossen, sagte eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums. Die Neufahrzeuge sollen an die Ukraine geliefert und dort zum geschützten Infanterietransport eingesetzt werden. Wann das geschehen soll, ist nicht bekannt.Ebenfalls von FFG kauft die Bundesregierung 64 sogenannte Mehrzweckfahrzeuge. Hierbei handelt es sich um ältere Fahrzeuge, die ursprünglich aus schwedischer Produktion kommen und von FFG modernisiert wurden. Ein Teil von ihnen wurde früher von der Bundeswehr benutzt.
-
Alle Luftschutzräume in der Ukraine sollen überprüft werden
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, dass alle Luftschutzräume im Land überprüft werden sollen. Das sagte er während einer Regierungsbesprechung zur Sicherheitslage.In Kiew wurden zuletzt drei Menschen durch herabstürzende Raketentrümmer getötet. Möglicherweise war der Bunker verschlossen, in dem sie Schutz suchen wollten.
-
Russischer Gouverneur berichtet von zwei Toten in Belgorod
In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod sind Angaben des Gouverneurs zufolge zwei Frauen durch Beschuss getötet worden. Die beiden seien in ihrem Auto unweit der Stadt Schebekino unterwegs gewesen, als Splitter von Geschützen ihr Fahrzeug trafen, schrieb Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram. Zwei Männer seien zudem schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht worden.Gladkow machte für die Angriffe die ukrainische Armee verantwortlich. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Angriffe mit Drohnen und Explosionen hatten zuvor auch die russischen Grenzregionen Kursk, Brjansk, Smolensk und Kaluga gemeldet.
ReutersBelgorod
-
Russische Besatzung meldet Angriff auf Krankenlager in Saporischschja
Ukrainische Streitkräfte haben nach Angaben der russischen Besatzung ein Krankenlager in der Region Saporischschja angegriffen. Informationen über Opfer und Schäden würden noch geklärt, teilt der von Russland eingesetzte Chef der Verwaltung, Wladimir Rogow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Die Region liegt im Südosten der Ukraine. Dort steht auch das gleichnamige Atomkraftwerk, das von russischen Truppen besetzt ist. Saporischschja ist eine von vier Regionen in der Ukraine, die Russland für annektiert erklärt hat, obwohl die Gebiete nur zum Teil unter russischer Kontrolle stehen. -
China hält Ukraine und Russland für grundsätzlich verhandlungswillig
Die Ukraine und Russland schließen nach Einschätzung Chinas die Möglichkeit von Verhandlungen nicht aus. Er glaube, dass keine der beiden Konfliktparteien „die Tür für Verhandlungen fest verschlossen haben“, sagte Li Hui, Sonderbeauftragte der chinesischen Regierung für eurasische Angelegenheiten. Allerdings sei es immer noch sehr schwierig, beide Seiten zu Gesprächen zu bewegen.Die russische Seite schätze Chinas Bemühungen zur friedlichen Lösung der Ukraine-Krise, sagte Li weiter. Das Risiko einer Eskalation des Kriegs sei aber noch immer hoch. Li rief beide Seiten auf, zur Entspannung der Lage beizutragen und die Sicherheit von Atomanlagen zu gewährleisten.
Thomas Peter/ReutersLi Hui bei einem Pressegespräch
-
Michael Brochstein/ZUMA Press Wire/dpaUkrainischer Soldat bei Bachmut
Ukrainische Armee will Kontrolle über Außenbezirke Bachmuts erlangt haben
In den Randgebieten von Bachmut gehen die Angriffe beider Streitkräfte laut Institute for the Study of War weiter. So berichtet der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Generaloberst Oleksandr Syrskyj, dass die russischen Besatzungstruppen in der Region in die Defensive übergegangen seien und den Artilleriebeschuss verstärkt hätten. Nach Angaben der ukrainischen Militärführung kontrollieren die eigenen Truppen die südwestlichen Außenbezirke Bachmuts. -
Ukraine macht genauere Angaben zu nächtlichem Angriff auf Kiew
Es sind Details zu dem Angriff auf Kiew in der Nacht bekannt geworden. Die russische Armee habe insgesamt 15 Marschflugkörper und 18 Kampfdrohnen auf Kiew abgefeuert, teilte das ukrainische Militär mit. Alle Flugkörper seien von der ukrainischen Luftverteidigung abgefangen worden. Auch der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, sprach von insgesamt rund 30 feindlichen Objekte, die zerstört worden seien. Über mögliche Opfer, etwa durch herabfallende Trümmerteile, war zunächst nichts bekannt.