Ukraine-Krieg: Russland hatte womöglich Hinweise hinauf Vorstoß in Kursk-Region
Die russische Militärführung könnte einem Medienbericht zufolge bereits Monate vor dem Einmarsch der Ukraine in die Region Kursk davon gewusst haben. Das berichtete der britische Guardian unter Berufung auf Dokumente, die die ukrainische Armee nach eigenen Angaben in verlassenen russischen Stellungen in der Region sichergestellt hat.
Der Guardian konnte die Echtheit der Dokumente nicht unabhängig überprüfen. In dem Bericht ist aber die Rede davon, sie zeigten „die typischen Merkmale echter russischer Armeekommunikationen“. Der größte Teil der Dokumente soll von Einheiten der
488. Motorisierten Infanteriedivision stammen.
Demnach gab es innerhalb russischer Behörden und dem Militär Warnungen über
konkrete ukrainische Vorstöße auf russisches Gebiet, die sich als begründet
herausstellen sollten. Sie gehen demnach zurück bis zum Januar 2024.
Konkrete Warnungen im Juni
In einem Eintrag vom 4. Januar wurde laut Bericht von der „Möglichkeit eines
Durchbruchs an der Staatsgrenze“ durch die Ukraine gewarnt und verstärktes Training angeordnet, um sich auf die Abwehr eines Angriffs
vorzubereiten.
Nach mehreren Warnungen im Februar und März gab es dem Bericht zufolge Mitte Juni konkrete Hinweise, dass die Ukraine plane, in Richtung Junakiwka und Sudscha vorzustoßen, „mit dem Ziel, Sudscha unter Kontrolle zu
bringen“, was im August auch tatsächlich geschah. Es wurde auch vorhergesagt,
dass die Ukraine versuchen würde, eine Brücke über den Fluss Seym zu zerstören,
um die russische Versorgung in der Region zu unterbrechen, was später
auch geschah.
Im Juni soll es dem Bericht zufolge Beschwerden gegeben haben, dass die
Einheiten dort durchschnittlich nur 60 bis 70 Prozent ihrer Mannschaftsstärke
hatten und hauptsächlich aus Reservisten mit wenig Training bestanden.
Einblick in russische Taktik
Ukrainische Einheiten drangen Anfang August in einem Überraschungsangriff in
die Region Kursk ein. Viele russische Soldaten gaben ihre Stellungen auf. „Sie liefen davon, ohne ihre Dokumente in Sicherheit zu bringen oder zu vernichten“, zitierte der Guardian ein Mitglied des Sondereinsatzteams, das die Akten beschlagnahmte.
Die Dokumente geben dem Bericht zufolge Einblick in die Taktiken des russischen Militärs im vergangenen Jahr. Demnach gab es Pläne, Scheingräben und -stellungen zu schaffen, um ukrainische Aufklärungsdrohnen zu verwirren. Außerdem sollten demnach Modelle von Panzern, Artilleriewerfern sowie Puppen von Soldaten erstellt und regelmäßig bewegt werden. Es ist laut Bericht unklar, ob solche Stellungen und Modelle jemals eingerichtet wurde.