Überwachung in Iran: „Sie tracken uns“

Mit Kameras und warnenden SMS will Teheran Frauen zwingen, den Hijab zu tragen. Bild: Reuters
Mit Kameras und warnenden SMS will Teheran Frauen zwingen, den Hijab zu tragen. Dennoch leisten viele weiterhin Widerstand und riskieren dabei ihr Leben.
Arezou fühlt sich permanent beobachtet. „Diese Augen sind überall“, sagt die junge Iranerin. In Teheran ist sie auf Schritt und Tritt umgeben von den Kameras des Regimes. Für gewöhnlich fährt Arezou mit der Metro zur Arbeit. Um möglichst unerkannt zu bleiben, trägt die 30 Jahre alte Lehrerin eine Maske und einen bunten Schal. So schildert sie es in einem Videotelefonat. Wenn Arezou sich besonders bedroht fühlt, setzt sie den Hijab auf, und sei es nur für zehn Minuten. „Ich kann die Gefahr spüren“, sagt Arezou, die eigentlich anders heißt. Sie möchte anonym bleiben. Zu groß ist ihre Angst vor dem Regime der Islamischen Republik. Für Gespräche mit ausländischen Medien könnte sie festgenommen werden, doch sie will unbedingt über die Situation in ihrem Heimatland sprechen.
Seit im September vergangenen Jahres die kurdische Iranerin Mahsa Amini wegen eines Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung festgenommen wurde und unter ungeklärten Umständen in Polizeigewahrsam gestorben war, hat sich viel im Land verändert. Proteste stürzten das Regime der Islamischen Republik in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten. Die Machthaber gingen mit äußerster Härte gegen die Demonstranten vor.
Source: faz.net