UBS fordert angeblich milliardenschwere Garantien für Credit-Suisse-Kauf

Logo der UBS und der Credit Suisse

Logo der UBS und der Credit Suisse


Foto: FABRICE COFFRINI / AFP

Die Lage der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) hat am Samstag offenbar die Regierung auf den Plan gerufen. Die sieben Mitglieder des Bundesrates trafen am Spätnachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung in Bern zusammen, wie die »Neue Züricher Zeitung« berichtet . Am Abend seien weitere Beamte und Experten hinzugestoßen. Regierungssprecher André Simonazzi wollte sich gegenüber Reportern der Zeitung nicht zu dem Geschehen äußern.

Nach Informationen der »Financial Times« soll die Schweizer Bank UBS an der teilweisen oder kompletten Übernahme der CS interessiert sein. Dies sei auch der Wunsch der Schweizer Aufsichtsbehörden. Für Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung geht es auch darum, eine größere Bankenkrise zu verhindern. Die Regierung könne Notfallmaßnahmen ergreifen, um den Prozess eines Zusammengehens von UBS und CS zu beschleunigen, so die »Financial Times«. Sie könnte etwa die eigentlich nötige Frist von sechs Wochen für die Konsultation der Aktionäre bei einer Übernahme verkürzen.

Die CS war nach Skandalen und Misswirtschaft bereits angeschlagen, als sie Anfang der Woche nach dem Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon Valley Bank (SVB) in einen Abwärtsstrudel geriet. Sie erhielt eine Kreditzusage der schweizerischen Nationalbank in Höhe von 50 Milliarden Franken (knapp 51 Mrd Euro), konnte den Abwärtstrend des Aktienkurses aber nur vorübergehend stoppen.


Mehr zum Thema

Insidern zufolge fordert die UBS umfangreiche Staatsgarantien für die mögliche Notübernahme der Credit Suisse. Es gehe um eine Größenordnung von rund sechs Milliarden Dollar, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Abhängig von den Bedingungen der Transaktion seien aber auch höhere oder geringere Beträge möglich. Die Garantien würden die Kosten für die Abwicklung von Teilen der Credit Suisse und mögliche weitere bisher nicht bekannte Risiken abdecken, sagten zwei Personen.

»Die Situation bleibt im Fluss, aber bis Montag muss Klarheit herrschen«

Die Schweizer Aufsichtsbehörden bemühen sich offenkundig, noch vor dem Marktstart am Montag eine Lösung für die Credit Suisse zu finden. Aber die Verhandlungen verlaufen einem der Insider zufolge zäh. Eine Reihe von Punkten sind noch nicht geklärt:

  • So gingen die Meinungen darüber auseinander, was mit der Investmentbank der Credit Suisse passieren solle.

  • Ein weiterer Stolperstein sei der Personalabbau. Es gehe um rund 10.000 Jobs, die meisten dürften auf Credit-Suisse-Mitarbeiter entfallen.

Wenn alles rund laufe, sei eine Einigung bis am Sonntagabend möglich, hieß es. Eine mögliche Alternative zur Übernahme durch die UBS sei der Einstieg des Schweizer Staates. Sprecher der Credit Suisse, der UBS und des Schweizer Finanzministeriums lehnten eine Stellungnahme ab.

Die Deutsche Bank ist ebenfalls am Erwerb von Teilen der Credit Suisse interessiert, sagte eine der Personen. Allerdings könnte eine Vereinbarung mit dem deutschen Geldhaus länger dauern. Ein Sprecher des deutschen Instituts lehnte eine Stellungnahme ab. Über ein Interesse der Deutschen Bank hatte zuvor bereits die Agentur »Bloomberg« berichtet.

Ein möglicher Deal werde komplex sein, schrieb KBW-Analyst Thomas Hallett am Samstag in einer Mitteilung an Kunden. Dazu gehöre der Schutz vor Rechtsstreitigkeiten. »Die Situation bleibt im Fluss, aber bis Montag muss Klarheit herrschen.«


dop/dpa/Reuters