TW-Analyse: So will Fashion Cloud dasjenige Natur pro den Mode-Wholesale werden

Probleme bei der Kundenakquise

Allerdings habe sich die Neukundengewinnung im Geschäftsjahr 2023 häufig schwierig gestaltet, da sich der sogenannte Sales Cycle laut Bilanz verlängert habe. Also die Zeit, die man zur Akquise braucht. Darüber hinaus hätten einige Einzelhändler die Verträge mit Fashion Cloud gekündigt, da sie im Nachgang der Corona-Krise Kosten einsparen mussten.

Teilweise hätten die Händler auch feststellen müssen, dass ihre während der Pandemie aufgebauten Online-Shops langfristig „nicht tragfähig waren“. Das sei auch 2024 der Fall gewesen, erklärte Schnellen der  TextilWirtschaft. „Grundsätzlich gewinnen wir nach wie vor mehr Kunden, als wir verlieren“, berichtet der Technologieprofi, der vor der Gründung von Fashion Cloud viereinhalb Jahre lang als Consultant für die Handelsberatung Hachmeister + Partner gearbeitet hat. Die verlorenen Verträge sieht er gelassen: „Kündigungen gehören zum Geschäft, insbesondere im aktuellen Branchenumfeld“.

Im Jahr 2024 habe Fashion Cloud vermehrt Kündigungen von Händlern im Bereich der Produktdaten-Integration in Online-Shops verzeichnet. „Im Gegenzug beobachten wir verstärkte Investitionen im Key Account-Business im Content-Bereich sowie für unsere Nachorder-Services.“

Diese Kunden wurden neu gewonnen

Zu den prominentesten Neukunden der vergangenen zwei Jahren in der Industrie zählten Hugo Boss, Armedangels, G-Star, Snocks und Guess. Im Handel habe Fashion Cloud seine Beziehung zu namhaften Anbietern wie Zalando, Otto, About You, Kastner & Öhler und Wehkamp ausgebaut.

Dadurch sei die Fashion Cloud GmbH im vergangenen Jahr noch stärker gewachsen als geplant, sagt Schnellen, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Mitte 2023 hatte der Manager sich das Ziel gesetzt, ein Plus von 24% zu erreichen. Die Amsterdamer Tochtergesellschaft Fashion Cloud B.V., die bislang keine Geschäftszahlen veröffentlicht hat, habe ebenfalls „deutlich zweistellig“ zugelegt – und „bewusst Verluste geschrieben“. Wie die Muttergesellschaft der notwendigen Investitionen wegen. 

Grundstein für Break-even

Das starke Umsatzwachstum sollte dem 2023-Geschäftsbericht zufolge den Grundstein legen, um auf Gruppenebene und aus „mehrjähriger Sicht den Break-even-Point zu erreichen und letztlich profitabel zu werden“. Mehrere Produkte schreiben bereits schwarze Zahlen, berichtet Schnellen, der an der Fashion Management-Akademie LDT in Nagold zum Textilbetriebswirt ausgebildet wurde und ein Bachelor of Business Administration-Studium an der Northwood University in Michigan abgeschlossen hat. „Unser Fokus liegt darauf, strategische Wachstumschancen auch opportunistisch zu nutzen und unser Geschäft langfristig erfolgreich zu skalieren.“

Dafür will der Fashion Cloud-Gründer unverändert kräftig in die Weiterentwicklung der eigenen Plattform investieren. Vor allem in die Verbesserung der Technologie und die Erweiterung des Funktionsumfangs. Der Fokus liege dabei auf den Bereichen Content, Smart Replenishment und Digital Showroom. Darüber hinaus bleibe Künstliche Intelligenz ein großes Thema. „Das ist schon eine Art Hygienefaktor.“

Expansion in Europa soll weitergehen

Die Expansion in Europa soll ebenfalls weiter vorangetrieben werden. Fashion Cloud betreibt derzeit eine Tochtergesellschaft in den Niederlanden sowie Verkaufsbüros in Großbritannien, Frankreich, Italien und Dänemark. In der Ukraine unterhält das Tech-Start-up eine Dependance für Software-Entwicklung.

„Europa ist unser Heimatmarkt, in den wir die meiste Energie stecken“, erklärt Schnellen, ohne konkret zu sagen, welche europäischen Länder sich das Unternehmen als Nächstes in Angriff nehmen will. Nur so viel: „Frankreich ist ein spannender, aber auch schwieriger Markt.“

Langfristig will der E-Commerce-Entrepreneur ein „Öko-System für die Fashion-Wholesale-Branche“ aufbauen, das die Zusammenarbeit zwischen Handel und Industrie effizient gestalten soll.