Trumps Zollpolitik: Stahlzölle zeugen jeglicher zu Verlierern

Wenn Kanzler Friedrich Merz (CDU) an diesem Mittwochabend in die USA fliegt, hat er die Hoffnung einer ganzen Branche im Handgepäck: Ein „bilaterales Stahlabkommen“ zwischen der EU und den USA wünscht sich die Wirtschaftsvereinigung Stahl, aber mitten in die Bemühungen der EU, den Handelskonflikt beizulegen, grätschte Donald Trump mit der Verdoppelung seiner Stahl- und Aluminiumimportzölle. Daher sieht die Branche nun eine noch einmal gesteigerte Bedeutung der Gespräche zwischen dem US-Präsidenten und dem deutschen Bundeskanzler, die sich angeblich rege per SMS austauschen und mit „Friedrich“ und „Donald“ ansprechen.
Gebeutelt von der Stahlschwemme
Vielleicht – so die Hoffnungserzählung – könnte der Kanzler Wegbereiter sein, um die Schmerzen der Branche zu lindern. Es ist zunächst einmal die direkte Ausfuhr in die USA, die den Unternehmen Kopfzerbrechen bereitet. Rund 20 Prozent der deutschen Stahlexporte in Länder außerhalb der EU gehen in die Vereinigten Staaten. Noch größer aber ist die Furcht vor den indirekten Effekten der Zölle. Denn die Branche ist stark gebeutelt von einer globalen Stahlschwemme.
Allein Chinas größter Stahlhersteller kocht jedes Jahr mehr als das Zehnfache der Menge, die der Duisburger Stahlriese Thyssenkrupp Steel schafft. Das sorgt für Preisdruck, der auf eine schwache Konjunktur trifft sowie auf die Notwendigkeit zur teuren grünen Transformation dieser klimaschädlichen Industrie. Sind die USA als Abnehmermarkt nicht mehr lukrativ, erhöhen sich die Überkapazitäten auf dem sonstigen Weltmarkt. Die Voraussetzungen für die heimische Stahlindustrie verschlechtern sich weiter.
Die Branche in Deutschland und Europa zu halten, daran hat die Politik immer wieder großes Interesse geäußert, nicht zuletzt mit Blick auf den Wunsch, autark zu bleiben. Stahl braucht es für kritische Infrastruktur wie Brücken und Windräder, aber auch in der Verteidigungsindustrie. Was Friedrich Merz im Oval Office erreichen kann, ist noch ungewiss. Gewiss ist aber: Mit seinem großen Zoll-Hin-und-Her hat Donald Trump der Branche schon jetzt pures Gift verabreicht: Unsicherheit. Damit untergräbt er auch sein eigenes Ziel. Investitionen in den USA für die USA wollen Unternehmen kaum tätigen, wenn sie nicht wissen, was morgen sein wird.