Trump vergibt Großauftrag z. Hd. Kampfjets an Boeing

Boeing hat sich einen Großauftrag der amerikanischen Regierung gesichert und damit nach schwierigen Jahren einen wichtigen Erfolg verbucht. US-Präsident Donald Trump kündigte am Freitag an, der Konzern solle für die Luftwaffe einen Kampfjet der nächsten Generation bauen. Das Flugzeug soll F-47 heißen, und Trump sprach von einer „historischen Investition“. Es werde das „fortschrittlichste, fähigste und tödlichste Flugzeug“ sein, das jemals gebaut worden sei. „Wir glauben, es wird die Fähigkeiten jedes anderen Landes massiv übersteigen“, sagte er. Den USA würde es erlauben, „weiter die Lüfte zu dominieren“.

Trump wollte das Auftragsvolumen am Freitag nicht beziffern. Aber allein der anfängliche Auftrag für die Entwicklung des Jets dürfte einen Wert von mehr als 20 Milliarden Dollar haben. Über seine ganze Lebenszeit hinweg dürfte der Jet dem Unternehmen noch deutlich mehr Geld einbringen. In Betrieb genommen wird er wohl erst im nächsten Jahrzehnt. Trump sagte, eine „experimentelle Version“ sei im Geheimen schon fünf Jahre lang geflogen.

Boeing blickt auf viele Krisen zurück

Boeing hat in dem Rennen um den Auftrag den Rüstungskonzern Lockheed Martin ausgestochen. Damit ist dem Unternehmen eine Revanche gelungen. Den ebenfalls hoch dotierten Auftrag um den Kampfjet F-35 hatte es 2001 an Lockheed Martin verloren. Richard Aboulafia von der Branchenberatung Aerodynamic Advisory sagte der F.A.Z. am Freitag, der Auftrag sei „ein bedeutender Erfolg für Boeing und eine bedeutende Niederlage für Lockheed Martin“. Das sah auch die Börse so: Der Aktienkurs von Boeing stieg am Freitag zeitweise um mehr als 5 Prozent, die Aktie von Lockheed Martin verlor 7 Prozent an Wert.

Für Boeing ist der Auftrag eine lange ersehnte gute Nachricht, das Unternehmen blickt auf eine krisenreiche Zeit zurück, sowohl im Geschäft mit Zivilflugzeugen als auch in seiner Rüstungssparte. 2018 und 2019 kam es zu Abstürzen von 737-Max-Jets, bei denen insgesamt 346 Menschen starben. Anfang vergangenen Jahres geriet das Unternehmen abermals ins Straucheln, als sich an einer 737-Max kurz nach dem Start ein türgroßes Rumpfteil löste und ein klaffendes Loch in der Kabinenwand hinterließ. Im Rüstungsgeschäft gab es bei einer Reihe von Projekten Verzögerungen, unter anderem bei der Entwicklung neuer Versionen der als Air Force One bekannten Flugzeuge für den US-Präsidenten.

Erst im vergangenen Sommer gab es einen Führungswechsel bei Boeing, Dave Calhoun wurde von Robert „Kelly“ Ortberg abgelöst. Ortberg hat seither zugegeben, dass der Handlungsbedarf gewaltig ist. Im Herbst schrieb er an seine Mitarbeiter: „Unser Geschäft ist in einer schwierigen Position, und es ist schwer, die Herausforderungen überzubewerten, denen wir uns gemeinsam gegenübersehen.“

Kanada und Portugal überdenken Bestellungen bei Lockheed Martin

Der F-47-Jet, den Boeing nun entwickeln soll, ist als Nachfolger des Typs F-22 gedacht. Anders als dieser Vorgänger soll er für einen gemeinsamen Einsatz mit Drohnen konzipiert sein. Für die Entwicklung dieser Drohnen arbeitet die Luftwaffe schon mit einigen Partnern zusammen, darunter das Start-up Anduril Industries, das als aufstrebendes Unternehmen in der Branche gilt.

Lockheed Martin trifft die Niederlage in einer schwierigen Zeit. Das Unternehmen hat auch mit seinem Kampfjet F-35 Sorgen. Mehrere Länder wie Kanada oder Portugal haben signalisiert, angesichts des sich verschlechternden Verhältnisses zu den USA Bestellungen für das Flugzeug zu überdenken. Es gibt Bedenken, die Amerikaner könnten die Leistungsfähigkeit des Jets in diesen Ländern einschränken.

Trump sagte am Freitag, auch „verbündete“ Länder hätten Interesse am nächsten Kampfjet F-47. An sie werde aber womöglich eine Variante geliefert, die 10 Prozent weniger leistungsfähig sei. „Vielleicht werden sie ja eines Tages keine Verbündete mehr sein.“